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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0160
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Straßburg

sun durch ein rechten, waren glauben und deinem
volck verleyhen, das sy keinen geschöpfften ding
überall anhangen, sunder das sy allein |A 6r| ein zu-
gang zü deiner güte suchen und finden, durch Chri-
stum Jesum, unsern herren, Amen.
Darnach nympt er eyn letzgen16 uß den Episteln
Pauli oder andern, die legt er uß:
Epistel, Gala. 3 [8-14]: Liebe brüder, die schrifft
hats zuvor ersehen [...].
Den Text der Epistel s. unter Nr. 3b, S. 131.
Darnach syngt die gemein aber ein Psalmen, wie
hernach folgt, oder ein andern:
Uß thieffer not schrey ich zu dir17 : |A 7r|
cAuß thieffer not schrey ich zu dir: / Herr Gott, er-
hör mein rüffen. / Dein gnedig oren ker zu mir /
unnd meiner bitt sye öffen. // Dann so du wilt das
sehen an, / wie manche sünd ich hab gethon, / wer
kan, herr, vor dir bleiben.c |A 7v|
Es steet bey deiner macht allein, / die sünden zu
vergeben, / Das dich förcht beyde groß und klein, /
auch in dem besten leben. // Darumb uff Gott wil
hoffen ich, / mein hertz uff in soll lassen sich, / ich
wil seins worts erwarten.
Und ob es wert biß in die nacht / und wider an
den morgen, / Doch sol mein hertz an Gottes
macht / verzweifflen nit noch sorgen. // So thu Is-
rahel rechter art, / der uß dem geist geboren ward, /
und seines worts erwartet.
Ist nun bey uns der sünden vil, / by Gott ist vil
meer gnaden. / Sein handt zu helffen hatt kein
zyel, / wie schwer wir sind beladen. // Er ist allein
der gute hirt, / der Israhel erlösen wirt / uß seinen
sünden allen18.
Dem nach gatt der diener uff die Cantzel und pre-
diget das Evangelion: |A 8r|
c-c Mit Noten.
16 Lectio, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mundart, S. 220
(s.v. letze).
17 Ps 130 (De profundis).
18 Von Martin Luther, s. Wackernagel 3, Nr. 5, S. 7;
AWA 4, Nr. 11, S. 188-193.

Joannis 6 [41-58]: In der zeyt Da murreten die Ju-
den darüber, das er sagt: Ich binn das brot, das vom
hymmel kummen ist [...].
Den Text des Evangeliums s. unter Nr. 3b, S. 131f.
Ist hie zu mercken, das etliche an stat des Evange-
lions (zugleich wie mit der Epistel) ein Evangelisten
für sich nemen und alle Suntag ein stuck eins Ca-
pitels dem volck außlegen, damitt der verstandt an-
einander hange unnd nit ein solch stuck werck sye,
als dann yetz die Papistisch kirch im gebrauch hat.
Nach der Predig singt man den glauben: |B 1v|
Ich glaub in Gott, Vatter, den allmechtigen, schöpf-
fer hymmels und der erden, Und in Jesum Chri-
stum, seinen einigen sun, unsern herren, Der ent-
pfangen ist vom heyligen geist, geboren uß Maria,
der junckfrawen, Gelitten under Pontio Pilato, ge-
creüziget, gestorben und begraben, Abgestigen zu
der hellen, Am dritten tag erstanden ist von den
todten, Uff gestigen zu den himlen, sitzet zu der ge-
rechten Gottes, vatters, des allmechtigen, Dannen
er kunfftig ist zu richten lebendige und todten. Ich
glaub in den heyligen geist, ein heylige Christliche
kirche, gemeinsam der heylgen, Ablaß der sunden,
urstend des fleischs und das ewig leben, Amen19.
Darnach bereit der diener den kelch und spricht
dann zu |B 2r| dem Volck:
Liebe brüder und schwestern, bitten alle Gott, un-
sern vatter, das er uns sende seinen heylgen geist,
der uns lere uff opfferen die opffer Gottes, ein zer-
brochnen geist und zerschlagen hertz20, und daß wir
unsere leib zum opffer geben, das da lebendig, heylig
und ym wolgefellig ist, welches unser vernunfftiger
gottsdienst ist21, damit wir Got auch danck sagen
und preiß uff opfferen, und er uns zeig sein heyl. Der
herr wil eüch alle erhören.
19 Die Melodie zum Gesang des Apostolicum stammt von
Matthäus Greiter, s. auch Straßburger Gesangbuch
(1541), Bl. Hv - Kr.
20 Vgl. Ps 51,19.
21 Vgl. Röm 12,1.

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