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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0191
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8. Der erste Straßburger Katechismus

Frag: Warumb das?
Ant.: Wer sich zu zitlicher dienstbarkeit der selen
noch verknipfft, der thut wider das gebot Pauli. In
der freiheit bestöt, mit wölch er uns Christus gefri-
het hat, und laßt eüch nit wider in das knechtisch
joch verknipffen, Ga. 5 [1]. Der Christ hat kein ge-
walt über sein leyb oder seel. Er ist Gott, dem al-
mechtigen, zu der enlicheyt seins suns durch den
tauff gantz ergeben, Ro. 6 [3-4], 8 [17]. Niemant
lebt im selbs, sunder dem Herren, Ro. 14 [7-8],
2. Corin. 5n [15]. War ist es, durch den glaubenn ist
er frey, aber durch die lieb ist er jedermans
knecht20. Darumb hat er nitt gewalt, sych von je-
dermans dienst zu entziehen und allein under etlich
besundere person seiner wilkur nach zu begeben.
Mann sol zwar21 nit stelen, das man almusen geben
mag, Also soll man sich nit von schuldiger dienst-
barkeyt aller gemeyn entziehen und etlichen besun-
derlich zueigeno.
Frag: Mag man armut verheissen?
Ant.: pReich oder arm seyn ist auß dem segen |a 7v|
und willen Gottes, und jedemp ist befolhen, mit sein
henden zu arbeitenn, das er ander leüten geben mag,
Ephe. 4q [28], 2. Thes. 3 [12-13], So verheyssen die
kloster lüt nitt eigens zu haben, aber in müssigem
leben verzeren sy ander leüt saure arbeit wider diß
gebot: Wer nit arbeit, der sol nit essen22.
Frag: Was haltestu drauff, das die pfaffen und
closter leüt die Ee verloben?
Ant.: Es volgt auß des teüffels leer, 1. Timo. 4 [3].

n A 1, A 2, B: 2. Corin. 6.
0 Erg. B: Darumb alles kloster leben wider Gott ist.
p-p B: Neyn, dann es ist nit in unser wilkür reich oder arm
sein, sonder auß dem segen und willen Gottes. Eyn yeder
wisse sich des zeytlichen zu gebrauchen noch der lieb und
hab sein hoffnung nit in den reichthumben, noch verzage
in der armut. Kloster armut sol gar nit [sic], dann ye-
dem.
q A 1, A 2, B: Ephe. 5.
r Erg. B: Doch sindt ettlich von disem gebott gefreyet.
Aber sie künnen solche freyheit nicht halten für eyn gut
werck, sonder alleyn so ferr sie auß glaub unnd lieb dem
nechsten füglicher zu dienen angenommen würt.
s B: demnach.

Frag: Es ist zwar eyn feyn ding umb junckfraw-
schafft, die Christus selbs unnd sein würdige mutter
gehabt haben.
Ant.: Ja, es ist ein feyn englisch ding umb junck-
fröwlich keyscheit, wo jemants uß der Ee bleibt, das
er der eren Gottes dester ernstlicher nach komen
möge, unverhindert von der Ee, wie sich Paulus der
Ee eyn zeyt lang entschluge23. Sunst, wan man us-
serthalb der Ee bliben für ein gut verdienstlich
werck an im selbs haltet, so versucht man Gott da-
mit, als ob er nitt alle gutte ding gebotten hette.
Den kein gebott haben wir vom junckfrawen stand,
sunder haben, das die Ee gebotten ist, dann Got
sagt: Es ist nicht gut, das der mensch allein sey24.
Item, Das weyb sol sich zum man |a8r| halten, im
underthenig seinr25.
Frag: Es ist zwar auchs rüwiger usserhalb der Ee.
Ant.: Nyemant sol sein ruw und nutz suchen, sonder
was ander leüten besserlich ist. Darumb dem ge-
meynen gebott nach sol sych jederman zu seiner
zeyt in die Ee begeben, Got berüffe in dann selbs
darvon.
Frag: Wer wil dirs sagen, das dich Gott von oder zu
der Ee berüfft?
Ant.: Dem gebott Gottes ist der mensch verbunden,
biß das die lyeb und gehorsamt anders gebütetu Als
wann er26 mir ein geschefft wurde anhencken27, das
zur ehren Gottes und heil des nechsten dienstlichen,
aber mir an der Ee hinderlichen were, da wurde ich
schuldig, usserthalb der Ee zu bleyben, wie Paulo

t B: gehorsam Gottes.
u Erg. B: wie yetzundt angezeygt ist.

20 Vgl. 1Kor 9,19.
21 Sicherlich.
22 2Thess 3,10, dazu Thesaurus proverbiorum medii aevi 7,
S. 171f.
23 Vgl. 1Kor 7,7.
24 1Mos 2,18.
25 Vgl. Eph 5,22; Kol 3,18.
26 Wenn er also, s. FWb 1, Sp. 848 (s.v. als 14) und Sp. 855
(s.v. also 9).
27 Mich mit etwas beauftragen würde, s. FWb 1, Sp. 1239.

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