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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0254
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Straßburg

andacht und von gantzer gemeyn gehalten werden.
Dernhalb ist geordnet, damit desto mehr hynzu
gangen und alles mit ernst unnd dapfferkeyt48 ge-
handelt, auch das volck durch vorgohnde predigen
hiezu ordenlich vermanet werde, das man das
h. Abentmal hinfür inn den nebenpfarren zu vier
wochen einmal halten und in disen vieren, S. Tho-
man, Claus, Jung und Alt S. Peter, nach unnd uff
einander, das alle Sontag inn disen vier pfarren einer
das h. Abentmal begangen werde. Zü den Wilhel-
meren und Aurelien mögen deßhalben zu irer gele-
genheyt, doch daß es auch bey inen nit lenger dan
die vier wochen verzogen werde und wie in gedach-
ten vier Pfarren. Und solle alweg vorgonds Sontags
das volck des handels vleissig underricht unnd erin-
neret werden. Im Münster, von wegen der grossen
menig, die dahyn kommet, solle das Abentmal Chri-
sti wie bißhar alle Sontag gehalten unnd je zu zeiten
das volck inn den predigen auch dises handels un-
derrichtet und sich zu dem recht zu schicken ver-
manet werden.
Zum fünfften, Nach dem unser herr Jesus Christus
sein h. Abentmal mit seinen jüngeren inn gemeyn
halten und der h. Paulus uß den worten und einsat-
zung Christi schleüsset, das die nit des Herren
Abent- |B 4r| mal halten, die es besonder und nit inn
unnd mit der gemeyn der gleubigen halten49, Ist ge-
ordnet, das man die gleübigen ermanen solle, in der
gemeyn zum tisch des herren zu gohn, da, sampt den
anderen Christen, iren brüderen unnd glyderen, iren
Herren Jesum, das ware hymelbrot50, zü empfahen
unnd sich ein leib unnd brot mit den gleübigen zu
sein, auch damit zü beweisen, das sie sich mit inen
eins brots des Herren teylhafftig machen, Uß dem
sie so vil lernen werden, das, so sie kranck und von
hinnen berüfft werden, wan sie nur glauben, Chri-
stum schon genossen haben und niessen, wie das
auch zu aller zeit, wann mann bey der gemeyn Got-
tes nit sein kan, gar nit von nöten ist, mund oder

48 Würde, s. Grimm, DWb 21, Sp. 137.
49 Vgl. 1Kor 11,17-22.
50 Vgl. Joh 6,41.51.
51 August. In Ioh. ev. tract. 25 (= CChr ser. lat., Bd. 36,
S. 254).

bauch zu bereyten, sonder glaubet jemand, so hat
er, wie der hey[lig] Augustinus recht sagt51, die speiß
schon genossen. Dahyn sie auch durch die diener des
worts unnd die iren sollen gewisen werden, damit
nit, wie hievor gewesen, die leüt das h. Sacrament
inn der gemeyn zu empfahen verlassen52 unnd dann
inn iren kranckheyten, da sie etwann disen heyligen
hohen handel zu betrachten, den Herren mit rech-
tem glauben zu empfahen und seine gedechtnus mit
warer danckbarkeyt zü halten weder vermöglich
noch geschicket seind, meynen wöllen, inen solle das
eusser empfahen des Sacraments für sich selb, wie es
joch53 bei inen des glaubens halb stande, zu trost
unnd hilff kommen und ein sichere wegspeiß sein inn
jhene welt oder ein erleüchterung der kranckheyt.
Aber dieweil etwan leüt seind, die die gemeynschafft
unsers Herren in disem h. Sacrament noch nit emp-
fangen unnd hierinn den dienst der kirchen nit ge-
prauchet und sich also noch nit bewisen ein brot und
ein leib sein mit den anderen gleubigen, Wo dann
soliche vor irem abscheyd mit anzeygung recht
Christlichs hertzens begerten, auch dises Sacra-
ments theylhafftig zü werden, Den selbigen sollen
die Pfarrer und helffer hierinn dienen, doch das sie
sehen, das etliche mit inen und dem krancken diß
Abendmal Christi halten.
Gleicher massen sind zu halten die, so schon in der
gemeyn etwan das Abentmal Christi gehalten, we-
ren aber durch kranckheyt dahin bracht, das sie zu
der gemeyn nit mehr kommen könden. Wo sich von
anderen zutrüge, das sie soliches auch begereten
unnd keynen sonderen aberglauben in dem anzeyg-
ten, dieweil mit krancken alles uff Christlichen trost
on vil disputierens zu handlen ist, Soll ir Pfarrer,
doch mit raht seiner kirchenpfleger und der predi-
ger, auch eins, die zu den Examinatoren verord- |B
4v| net seind, solichen auch zu willen werden. Doch
das man, so vil inen möglich, darauff handle, das die

52 Unterlassen, aufgeben.
53 Auch immer, s. FWb 8, Sp. 382f.

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