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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0302
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Straßburg

24b. Täuferartikel3
23. März 1538
1. Täufer, die Straßburger Bürger sind

Nachdem du durch die verordneten herren1 in nah-
men und uß bevelch eins rhats umb des willen, daß
du des widertauffsb und anderer irrungen und ver-
führischen secten behafft zu seyn verdacht bist, be-
schickt worden, deiner meinung desßhalben behört
und solcher secten befunden und dagegen bericht
und deren abzustehen freuntlich und ernstlich ver-
manet, welches aber bey dir nit verfahen2 wollen, so
hat ein ersamer rhat erkant, daß man dich hie für-
stellen und dir nachfolgende mainung fürhalten
solle:
Wa du nachmaln dich der Hoffmännischen und
andrer widertäufferischen und andern secten und
mainungen endtschlagen3 und denselben abstehen
wollest, den h. christlichen glauben in selben punc-
ten, wie der bey unser kirchen alhie geglaubt, ge-
halten und gelehret wird, nit lestern, heimlich noch
uffentlich nit widersprechen, derhalben kein ver-
samblung halten, auch in keine gehen, darinn du
wider denselben lerst oder gelehrt werdest, darzu ei-
nes ersamen rhats gebotten und verbotten gehorsa-
men, wie andere burger wären4, schwören und bur-
gerliche beschwerden dulden und tragen wilt, so will
dich ein ersamer rhat bey deinem burgerrechten
bleiben lassen, doch daß du sollichs alsbald schwö-
rest und bey demselben eidt kein sonder versamlung
in obberürten puncten zu lehren oder zu lernen hal-
test, auch in keine gehest. Wa aber ein ersamer rhat
befinden würde, daß du dißem deinem gethanen eidt
zuwiderhandlen, in einiche versamlung sollicher
puncten halben zu lehren, zu disputieren oder zu ler-

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 176 (= Varia
eccl. IX), Bl. 373v-374v (alte Zählung), S. 772-774
(neue Zählung). Spätere Abschrift von Jakob Wencker.
Abdruck: QGT Elsaß 3, Nr. 817, S. 142-144.
b Hs.: in porro additum: der Schwenckfeldischen.

nen gehen würdest, so will er dich darüber ernstlich
thun straffen.
Woltestu aber disen aidt nit thun und nachmals uff
dißem deinem irrthumb über beschenen bericht be-
harren und davon nit abstehn, so solle dir durch
meinen herrn, den stättmeister, in nahmen eines er-
samen rhats gebotten werden, in vierzehen tagen
den nächsten mit weib und kinden die stadt und ihr
oberkeit zu raumen, darein on meiner herren meister
und rhats erlaubnuß nit zu kommen, bey einer leib-
straff.
Und ob einer sich harüber vor offenem rhat entlas-
sen und disputiren wolte, dem soll der stättmeister
alßbald sagen, man hab ihne hievor genug gehört,
was mainung er seye, nit von nöten, jetzt davon zu
reden, sonder soll ein antwort mit ja oder nein ge-
ben, was er thun wolle, und ihnen ferrer nit dispu-
tiren lassen. Doch solle einem rhat hiemit unbenom-
men seyn, wa sie sehen, daß weib und kind der sec-
ten unschuldig wären und es ihnen, wa sie mit dem
mann die statt raumen müßten, zu verderben raich-
te, so dieselben bethen, sie bleiben zu lassen, aber
mit solichem geding, daß sie sich der verwißenen
personen nit beladen sollen. Erfände sich aber, daß
weib und kind sich des verwisenen nit entschlügen,
sonder die haußten und herbergten, die sollen, so
sich das befinde, auch verwießen werden.
Actum et decretum Samstag, den 23. Martii, anno
1538.

1 Zu den Täuferherren s. Nr. 24a, Anm. 15.
2 Verfangen.
3 Lossagen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 602.
4 Dienst leisten (gemeint sind die Leistungen der Bürger
zum Schutz und zur Verteidigung der Stadt).

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