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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0314
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Straßburg

stattenn, er sy dann zu vor examinirt und verhört
und zu solchem examine und verhör befunden, das
er vermög göttlicher geschrifft, der hailigen cano-
num und legum, die der selben göttlichen geschrifft
gemäß sindt, τfür sin person die pfrund zu besitzenn
touglich, dazu, υdas inn erlangung der selben kein
verbottener, unbillicher contract gebrucht wordenn
sy. |40|
φUnnd damit solich examen desto stattlicher unnd
baß15 gehalten werde, so soll ein jedes collegium
fünff personen uß ynen, die do gelert, fromm und
Gots förchtig syen, ordnen, welche, χso offt einer zu
einer pfrund uff yrem stifft presentiert würt, sollich
examen in yrer gewonlichen capitel stuben16 haltenn
unnd die stund dorzu ernennen. Unnd mögen die
andern capitels unnd stifft personen, ob sie wöllen,
wol by solchem examen ouch sin, zu hören, ob ver-
mög der canonum gehandlet. ψWo yr ouch einer wi-
der den presentirten etwas für zu wenden oder zu
excipiren17 hette, das soll vor den verordneten
examinatoren gehört werden, doch das sollichs mit
aller zucht unnd bescheidenheit, wie inn disem Got-
tes- unnd der kirchen händel sich gebürt, beschehe.
ωGlicher gestalt soll allwegen die stund des examinis
ouch eim ersamen rhat verkündt und angezeigt wer-
denn, domit sie die iren von wegen gemeiner kirchen
ouch dohin ordnen mögen, zu hören, ob das examen
also ordenlich unnd vermög der canonum gehalten,
der glichenn, αob sie ettwas hetten der presentierten
personen halb für zu wenden oder zu excipiren, sol-
lichs mit aller zucht unnd bescheidenheit den ver-
ordneten examinatoribus fürzutragenn, welches
ouch also von |41| ynen gehört und doruff vermög
der canonum und legum gehandlet werden solle, da-

τ In eygner person besatzen solle.
υ Unbilliche contract vermitten.
φ Examinatores.
χ Wie berufft soll werden.
ψ Exception soll bescheidenlich sein.
ω Dem Rath verkunden.
α Bescheidene exception.
β Beeydiget werden.
γ Praebendam recipere extra collegia examen.

mit des orts, was christenlich unnd recht, sin für-
gang haben, was nit recht, verhindert und abgestelt
werden möge.
βEs sollen ouch die geordneten examinatores sonder-
lich desßhalben beeydiget werden, inn dissem
examine weder uß gunst, willen18, nyd, hasß oder
andern fleischlichen bewegungen19 zu urtheilen, son-
der allein der kirchen zu Straßburg gemeine christ-
liche wolfart unnd fürnemlich die eer Gottes hierinn
zu bedencken unnd anzusehen.
γMit den andern pfrunden, so usserthalb der colle-
gien inn der statt Straßburg sind, will ein ersamer
rhat ouch gelerte, frome, gotsförchtige personen uß
den collegiis oder sonst ordnen, die die selben per-
sonen, so jeder zit presentirt, glicher gestalt, wie ob-
luth, examiniren und verhören sollenn.
δSo will ein ersamer rhat die stifft unnd collegia
sonst by yren ordenlichen walen und nominationen
bliben lossen, εden selben ouch die verwaltung irer
stifft gütter hie mit nit entziehen, sonder dem uf-
gerichten vertrag yres theils desß orts keinen man-
gel lossen. |42|
Verhoffen derhalben, wil je keinem christen be-
schwarlich sin solle oder mag, das dem jenigen wider
statt gegeben werde, das so vilfeltig inn göttlicher
geschrifft, den heiligen canonibus und keiserlichen
satzungen versehen und gebotten, und dann ein er-
samer rhat hierinn und durch diß municipal statut
und fürgenomene ordnung nichts anders sucht noch
vorhatt, dann das zu fürderung der eeren Gottes
und zu wolfart gemeiner kirchen und erhaltung dern
stifft dienstlich, es solle allen frommen und Gots

δ Quae senatus concedit collegiis.
ε Bestettigung der nomination und anderer gebruch und
gewonheit.
15 Gründlicher und besser.
16 Kapitelsaal.
17 Vorzubringen und einzuwenden.
18 Wohlgefallen.
19 Motiven, Beweggründen, s. FWb 3, Sp. 2243f.

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