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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0417
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

wochen uber selber brüeffen unnd geschickt ma-
chen192 unnd am Sambstag alle, die zum nachtmal
gehn wöllen, in die vorbereittung kommen und ne-
ben dem unnderricht vom nachtmal, ihren glauben
zuerwecken unnd zustercken, den trost der absolu-
tion uß dem h. gotteswort vonn dem kirchen diener
anhören unnd empfahenn.
Von der furbereitung zu dem heiligen abentmal
Nach mittag, im winter umb drei, im sommer aber
umb vier uhr, solle ein gut zeichen gelitten193 werden
unnd so das volck zusamen kommen. Gehet der kir-
chendiener ubern alltar und vermanet nach gewon-
heit daß volck zum gebett und verlißt daruff die
wort von der einsatzung des heiligen abendtmals
Christi, wie die von den heiligen evangelisten unnd
dem apostel |107| Paulo beschrieben ist194: In der
nacht, da der herre Jesus verrhaten ward, etc. Wo
mans aber an den schulern haben möcht, were es
fein, das, gleich wie zu anderen predigen, also auch
zu dieser hanndlung ein psalmen gesungen wurde.
Damit aber das volck grundtlichen verstanndt die-
ses hochwurdigen sacraments nach Gottes wort fas-
se, so sollen sich die pfarhern befleissen, das sie diese
funff fragen, die in den worten von der einsatzung
gegrundet, ordenlich nacheinander alle oder etliche
nach gelegenheit der zeit unnd deß gegenwertigen
volcks handlen unnd erklärenn:
Als fürs erst, wer daß h. abenndtmal inngesetzt und
der kirchen zu gebrauchen befolhen habe.
Anntwort: Christus, der son Gottes, unnser hey-
land: Unnd inn der nacht, da er verrhaten wardt,
etc.
Fürs ander, |108| was Christus inn diesem heiligen
abenntmal seiner christenlichen kirchen verordne,
einsetze unnd ubergebe, das ist, was das nachtmall
an im selbs wesenlich seye.
w Gestr.: unnd.
x Gestr.: Folgett darauff.
192 Vorbereiten, s. FWb 6, Sp. 1292f.

Anntwort: Es ist der war leib unnd das war blut
unnsers herren Jhesu Christiw mit den eusserlichen
zeichen brodt unnd wein, durch Christus wort unns
christen befolhen zueßen unnd zutrincken.
Fürs dritte, welchen diß sacrament eingesetzt unnd
zuniessen befolhen sei.
Anntwort: Denn jungern Christi unnd den selbigenn
allen. Die sinndt aber junger Christi, die sich inn
seiner gemein inn warer gehorsamme seins evange-
lions halten unnd von der kirchen nit mögen ver-
bannet werdenn.
Hiebey werde gedacht der wurdigenn unnd on-
wurdigen nießung nach der vermanung Pauli,
1. Cor. 11 [27-29]. Unnd mögen hiemit eingezogenn
werden, wann es die zeit leidet195, die articul, wer zu
dem nachtmal zugelaßenn, wer vonn dem abgehal-
ten werden solle, die man on das der gantzen gemein
uff die |109| Sonntag von der cantzel, ehe man das
nachtmal haltet, verlesenn solle.
Furs vierdt, warzu das nachtmal eingesetzt seie,
unnd was es die nießenden nutze.
Anntwort: Das sie des leidens und sterbenns Christi,
unnsers herren, gedencken unnd allso vergebung der
sunden uberkhommen, inn der anfechtung getröstet
unnd im glauben gesterckt werden. Darumb heißet
uns der her Christus essenn unnd drincken, das es
solle ein speis sein unserer seelen unnd uns zunutz
khommen als ein gewiß pfanndt unnd zeichen wider
alle sundt, annfechtung, todt unnd unngluck.
Furs funfft, wie sich die, so das nachtmal jetzt emp-
fangen haben, hinfüro hallten sollenn.
Anntwort: Sie sollen im glauben verharren, irem
Gott fur die empfangene guthat loben unnd danck-
sagen, inn preisen unnd bekhennen, ire nechsten,
mit denen sie nun ein leibe worden sinndt, liebenn
|110| unnd in einem newen gottseligen leben teglich
zunemmen unnd wandlenx

193 Zu dem im 16. Jh. verbreiteten Partizip gelitten (geläu-
tet) s. die Erklärungen in Grimm, DWb 12, Sp. 375.
194 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
195 Zuläßt, s. FWb 9, Sp. 830-832.

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