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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0418
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Straßburg

Es mag auch unnderweilen die vermanung ge-
nommen werdenn uß der predig deß herrenn Christi,
Joh. 6. cap. [22-59]. Dan obwol Christus an dem
selbigenn ort nit redet von der einsatzung des sa-
craments, so redet er doch von dem waren essen
unnd drincken seines waren fleyschs unnd bluts,
darzu er das heilig abenndtmal hernacher verordnet
hatt. Item uß dem 12. cap. des annderen buchß
Moisi [1-28] vonn dem osterlemlin, des blut vergos-
sen unnd sein fleisch mit gewißer ceremoni gessen
wordenn, das aber alles ein figur unnd deutung ge-
wesen Christi, des waren gotteslemlins, wie dessel-
bigen blut, vergossenn fur der wellt sunden, sollte
von den gleubigen genossen werden etc.196 Die ge-
thonen vermanung beschleußt der kirchendiener mit
dieser collect:
Der herre sey mit euch. Lasset uns bettenn: |111|
Almechtiger Gott, himlischer vatter, seitemal wir
dir nit dan allein in deinem liebenn son, unnserem
herren Christo Jhesu, wollgefallen mögen, so heilige
unnser leib unnd seele unnd gib uns morgen sein se-
lige gemeinschafft inn seinem heiligen abenndtmal
mit rechtgleubiger begirdt unnd dankparkheit zu-
empfahenn, das wir, deiner ewigen güte unnd liebe
gegen uns abermal vertröstennt unnd in dem newen
leben gesterckt, dir zum preiß deines götlichen na-
mens unnd besserung deines volcks mit mehr vleiß
unnd forcht lebenn unnd dienen mögen, durch den
selbigen, deinen lieben son, unnsern herrenn Jhesum
Christum, Amen. Unnser vatter, der du bist inn
dem himel197 etc.
Darnach gibt er den segen unnd vermant das volck
ernstlich, so jemanndt weitern trosts, absolution
und unnderrichts bedörffe, er were jung odery allt,
das er sich inn sonderheit den kirchendienern anzei-
ge. Dan darauff sollen die pfarherr sonnderen vleiß
legen, das sie niemanndt zu dem hoch- |112| wurdi-
gen sacrament lassen, sie wissen den das erbetten,
den Glauben, die Zehen Gebotte, könne unnd wiße,
was Gott mit der tauffe unnd mit dem abenndtmal
y Erg. am Rand.
196 Vgl. oben S. 399.

hab wöllen bei uns außrichtenn. Den verbotten ist
es erstlich denen, die zum sacrament wöllen gehn,
das sie es nit unwurdig empfahenn sollenn, unnd ge-
bottenn, das sie sich brüffen unnd den leib Christi
unnderscheidenn sollenn198. Da gehöret je zu, solle
solchs gehallten werdenn, das man zuvor wiße, was
verstanndt ein jeder von solchen sachen habe. Zum
annderen ist es auch den kirchendienern verbottenn,
das sie die berlin, das ist nit allein das wort, sonnder
auch die sacrament, welche man vom wort nit kan
absunderenn, nit sollen vor die hundt unnd sew
werffenn199.
Solle nun ein kirchendiener darob hallten, das dem
heiligen sacrament khein unehre widerfare, so muß
er je zuvor ein wissen habenn, wie die unnderrichtet
seindt, denen er das sacrament solle reichenn, auff
das, wo am verstanndt ein mangell wer, er noch die
leuth recht unnderrichte. Wiewol es aber nit fehlen
wirt, ein jeder pfar- |113| herr wurt unnder seinem
heufflin viel finden, die ein rechten unnderricht vom
glauben habenn unnd wissen, was ein jeder christ
wissen solle, und derhalben weder fragens noch unn-
derrichtens bedörffenn, doch gleich wol sollen auch
solche nicht so unbescheidenn sein, das sie sich we-
gern wollten in solchem fall, sich iren irdenlichen
seelsörgern anzuzeigenn: Erstlich, ordnung halben,
die man inn solchenn sachen hallten muß, dan sunst
wirdt es dem pfarherr unmuglich, das jungvolck
unnd den sonst die unartigenn in ein christliche
zucht zubringen, das sie sich unnderweißenn unnd
lehren laßenn, wo nit die allten unnd verstendigen
mit ihrem guten exempel darzu verhelffenn. Furs
annder, von wegen der heiligen absolution, die so ein
theurer, edler schatz ist. Denn es ist ja sehr tröstlich
unnd nutzlich gottsförchtigenn hertzen unnd ge-
wißenn, so sie vernemmen, das inen in sonnderheit
die verheissung der gnaden zugeeignet unnd appli-
ciert würdt. |114|
Den gleich wie der herr Christus selbs vielen,
wenigenn unnd zun zeiten auch einer person allein,
als Math. 9 [1-8] dem gichtbrüchtigenn, Lucae 7
197 Mt 6,9-13.
198 Vgl. 1Kor 11,27-29.
199 Vgl. Mt 7,6.

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