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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0441
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

hauß wol fürstehe, der gehorsame kinder habe mit
aller erbarkheitt - so aber jemands seinem eignen
hauß nit weyß fürzustöhnn, wie wird er die gemeyne
Gottes versorgenn? -, nicht ein newling, auf das er
sich nit aufblaße und dem lesterer ins urtheyl
falle359. Er muß aber auch ein gut zeugnis habenn
von denen, die drausenn sindt, auf das er nit falle
dem lesterer in die schmach unnd stricke.
So ermanett S. Paulus die eltestenn der gemeine zu
Epheso, Act. 20 [28-31]:
So habt nun acht auff euch selbst und auf die gantze
herd, under welche euch der h. geyst gesetzt hat zu
bischovenn, zuweydenn die gemeyne Gottes, welche
er durch sein eigen blut erworbenn hatt. Denn das
weyß ich, das nach meinem abscheyde werden under
euch kommen grewliche wölff, die der herde nit ver-
schonenn werdenn. Auch under euch selbs werdent
aufstöhnn menner, die |206| da verkörte lehrenn re-
denn, die jungen an sich zuziehenn. Darumb seydt
wacker und denckt dran, das ich nit abgelaßenn
habe drey jar, tag und nacht, einen jedtlichenn mit
threnen zuermanenn.
Unndt zu seinem Thimotheo in der 1. epist. im
4. cap. [14-16] schreybt er also:
Laß nit aus der acht die gabe, die dir geben ist durch
die weyßagung mit henndauflegennu der el-
ternn360. Solches warte, damit gehe umb, auff das
dein zunemenn vor jederman offenbar sey. Hab acht
auf dich selbs und auff die lehre, beharre in dysen
stuckhenn. Dann wa du solches thußt, wirstu dich
selbs selig machenn und die dich hörenn.
Item in der andern zum Thimotheo im ersten capit-
tell [6-12]:
Darumb erinnere ich dich, das du erweckest die gab
Gottes, die in dir ist durch die auflegung meiner
hennde. Dann Gott |207| hat uns nit gegebenn denn
geyst der furcht, sondern der krafft und liebe und
der zucht. Darumb, so scheme dich nit des zeugnis
α Si vero sit diaconus, dicatur: ewern pfarherren und.
u Korr. aus: henndauflegung.
v Gestr.: euch rechtweysenn und straffenn.

unsers herrenn noch meiner, der ich sein gebundner
bin, sondern leydt dich mit dem evangelio wie ich
nach der krafft Gottes, der uns hat selig gemacht
und beruffen mit einem heyligen ruff, nit nach un-
sern wercken, sondern nach seinem fursatz und
gnad, die uns gegebenn ist in Christo Jhesu vor der
zeyt der welt, jetz aber offenbarett durch die er-
scheynung unsers heylannds Jesu Christi, der dem
doth die macht hat genommenn und das lebenn und
ein unvergenglich wesenn ans liecht bracht durch
das evangelium, zu welchem ich gesetztt bin ein pre-
diger und apostell und lehrer der heydenn, umb wel-
cher sach wyllenn ich solches leyde. Aber ich scheme
michs nit, dan ich weyß, an welchenn ich glaube,
und bin gewyß, das er kan mir meine beylage361 be-
waren bis an jenen tag. |208|
Nun wolan, lieber bruder, auß den verlesnen ortenn
der h. geschrifft horet ir, das uns, so bischove, das
ist, prediger und pfarherr, beruffenn sindt und sein
sollenn, nicht wurd bevolhenn gense oder kue zu-
huten, sondern die gemeyne, so Gott durch sein ei-
gen blut erworben hatt, das wir sy weydenn sollenn
mit dem reinen wort Gottes, auch wachenn und zu-
sehenn, das nit wolffe und rotten under die armen
schaffe einreysenn362. Darumb nennet ers ein köst-
lich werckh. Auch fur unser personn sollen wir züch-
tig und erlich lebenn, unser hauß, weyb, kindt und
gesindt christlich haltenn und ziehenn. Seyd ir nun
solches zuthun bereyt, so sprechett: Ja.
Wölt ir aber auch mit Gottes hylff αden fürge-
setzten der gantzenn gemeynden Christi hie zu
Straßburg und besonders dyser gegenwertigen kir-
chenn in allenn götlichen |209| gebürendenn sachenn
im herrenn gehorchennv und, wo es die notturft er-
fordern wurd, züchtigen und underweysenn laßenn
und euch keiner christlichen straffenn entgegenset-
zenn, wölt auch die ordentlichenn convent der kir-
chen besuchenn und euch keinem fürfordern363 der
fürgesetztenn entziehenn und allen ordnungenn dy-
ser kyrchenn getrewlich nachkommen, auch, sovil ir
359 Dem Urteil verfalle.
360 Hier: Ältesten.
361 Anvertraute Gut, Gnadengabe, s. FWb 3, Sp. 916.
362 Vgl. Joh 10,12-13.
363 Vorladen, s. Grimm, DWb 4, Sp. 728.

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