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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0442
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Straßburg

des kirchendiensts halbenn zeyt und weil haben mu-
gend, fleysig studierenn in göttlicher geschrifft und
die theologicas lectiones364, die hiezu nutzlich sindt
und verordnet wordenn, fleysig besuchenn und
nichts underlassenn, damit ir euch darzu befürdern
mügenn, das ir der gemeynde Gottes deglich mit
mehr nutz und beßerung zum preyß Christi dienen
kundenn?
Antwort: Vermittels göttlicher gnaden begere
ich dy-1210| sem allenn, wie ir mirs fürgehaltenn, in
bestenn trewenn nach zukommen.
Auff dyse bede fragenn spricht der superattendens
weyter:
Das nun dem allenn, wis ir geantwurtet, also in
ewerm hertzenn, so versprechenn das selbige der ge-
genwertigen kirchenn Christi in mein hanndt.
Da soll der ordinandus dyß alles mit gegebner
hand versprechen. Darauff sagt der superintendens:
Der almechtig, guetig Gott, unser himlischer
vatter, wölle sein werckh, mit euch angefangen, gne-
diglich sterckenn und volfueren zu heyligung seynes
nammes und beßerung seiner kirchenn, durch un-
sern herren Jesum Christum, Amenn.
Nach dysem legett der superattendens und die an-
deren diener des worts, so dabey sind, dem ordinan-
do die hannd auff das haupt unnd spricht: Last uns
betten:
Barmhertziger Gott, himlischer vatter, |211| du
hast durch den mund deines lieben sons, unsers her-
renn Jesu Christi, zu uns gesagt: Die erndt ist groß,

aber wenig sind der erbeyter. Bitten den herren der
erndte, das er arbeyter in seine erndt sennde365. Auf
solchen deinen göttlichenn bevelh bitten wir von
hertzenn, du wöllest dysem diener sampt uns und
allenn, die zu deinem wort beruffen sind, deinen
h. geyst reyhlich gebenn, das wir mit großen hauffen
deine evanglisten sein, trew und fest bleybenn wider
den teuffell, welt und fleysch, damit dein namm ge-
heylget, dein reych gemehret, dein will volbracht
werde366. Wellest auch dem leydigenn grewell des
bapst unnd Machometh sampt andernn rottenn, so
deinen nammen lesternn, dein reych zerstören, dei-
nem willen widerstreben, endlich steuren367 und ein
ennd machenn.
Solch unser gebett (weil du es geheysenn, gele-
rett unnd vertröstett hast368) wellestu gnediglichenn
erhörenn, wie wir glaubenn |212| und trawen, durch
deinen lieben son, unsern herrenn Jesum Christum,
der mit dir und dem h. geyst lebt und herschett in
ewigkeit, Amenn.
So gehett nun hin und weydet die herde Christi, so
euch bevolhenn ist, und sehett wol zu, nicht ge-
zwungenn, sonnder williglich, nicht umb schandli-
chen gewins willenn, sonnder von hertzenn grundt,
nicht als die uber das volckh herschenn, sonder wer-
den fürbilde der herde, so werden ir, wen der ertz-
hirt erscheinen wurd, die unverwelckliche krone der
ehrenn enntpfahenn369. Benedicat nobis dominus, ut
faciatis fructum multum370, Amen.
Darauf folgt die communion.

[XII.] Wie mans auff die Sontag mit dem predigenn und andernn ceremonien halten sol,
und erstlich vonw dem frugebett auf die Sontag |213|

Im sommer umb sechs uhr, im wynter aber umb si-
ben uhr wird in der stat in denn pfarkirchenn das
fruegebett gehalten. Unnd nach dem verleutt
ist371, sprichtt der kirchendiener vom altar der ge-
w Korr. aus: auf.
364 Vgl. dazu Schindling, Hochschule, S. 341-377.
365 Mt 9,37-38; Lk 10,2.
366 Vgl. Mt 6,9-10.
367 Einhalt gebieten, s. FWb 11, Sp. 412.

genwertigen gemein diß oder der gleychenn gebett
für umb gnadt und rechtenn geyst, die nachgehend
vermanung und wort Gottes mit frucht zu hörenn:

368 Vgl. Mt 7,7; Lk 11,9.
369 1Petr 5,2-4.
370 Schlußsatz von Luthers „Forma ordinationis Latina“,
abgedruckt in Sehling, EKO 1, S. 27f. (dort S. 28).
371 Ausgeläutet ist, s. Grimm, DWb 25, Sp. 752.

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