Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0444
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

ligung seines gebenedeytenn nammens, mehrung sei-
nes reichs und erfüllung seines göttlichenn wil-
lensy379, darnach auch umb ein christlich, erbarlich
regiment, fur keyser, könig, fürstenn und herrenn,
in sonderheit aber fur ein ersamen raht und gantze
gemein der statt Straßburg, auff das wir ein ge-
ruwigs und stills lebenn fueren mögen in aller gott-
seligkeit und redligkeitt380 und unser deglich brott
oder was zur zeitlichen leybs narung gehorett, mit
Gottes segen gebrauchenn mögenn.
Ferner wollen wir auch bitten fur alles, |219| so
einem jeden menschenn, was stands er sey, anligt,
nemlich fur alle eheleute, haußherrenn und -fra-
wenn, arbeyter, hanndwerckher, ehehaltenn, sünder
und sünderin, krancke, gefangene, betrubte, verlaß-
ne witwenn und weyßenn und die, so in anfechtung
steckenn, bedruckte, irrige, verfurte gewißenn oder
was dergleychenn sind. Der ewig guetig Gott wölle
sich aller erbarmen, ire mißethatt verzeuhenn, erli-
chen, fridlichen, erbarn wandell nach seinem wort
verlühen und in keiner versuchung sinckenn laßenn,
sonder von allem ubell, es sey leyblich oder geyst-
lich, durch reine lehr und festen glauben genediglich
erlösenn381. Solches alles zu erlangenn, so sprecht
auß rechtenn glauben: Unser vatter im him-
mell382 etc.
Hie erzele der kirchendiener die 6 stuckh nacheinan-
dern: das Vatter unser, die |220| artickell des Glau-
bens, die h. Zehenn Gebott, die wort des herren
Christi von dem h. tauff, die wort von dem h. abent-
mall und die wort vom gewalt der schlüßlenn. Dar-
auff beschleuset ers mit dem segenn und last das
volckh wider anheimisch383 zühenn.
Vom frügebett auff die wercktag
Gleiche form mag man auch auff die wercktag in
den fruwgebettenn gebrauchen, so vil den anfang
y Korr. aus: nammens.
379 Vgl. Mt 6,9-10.
380 Vgl. 1Tim 2,2.
381 Vgl. Mt 6,13.
382 Mt 6,9-13.

belangt; aber zu end soll man die erzelung der 6
stuckh des cathechißmi außenlaßenn, das nit zulang
werde. Wer aber will, mag das fruegebett auf die
wercktag also anfahenn:
Unser anfang sey im etc.
Lieben freund, dieweil wir im etc.384
Almechtiger, ewiger Gott, himlischer vatter, wir
arme sünder sagenn dir ewigs lob und danck fur alle
deine große guete, |221| gnad und barmhertzigkeitt,
so du uns armen menschenn die zeyt unsers gantzen
lebens von unser jugent an bewyßenn und erzeigt
hast, sonderlich aber, das du uns dyse nacht vor al-
lem schaden und gefar so vetterlichen und gnedig-
lichen behütet und bewaret hast, und bitten dich,
du wöllest uns all unser sünd und mißethatt, was
wir je wider deine h. gebott mißgehandlet, gnedig-
lich verzeuhenn und vergebenn und unser hertz und
gemüt mit erkantnüs der warheyt erleuchtenn und
uns deinen h. guten geist verlyhenn, der uns regire,
fuere und leyte auf deinen wegenn, uff das wir in
dem gehorsam deiner gebott alle zeitt wandlenn und
als fruchtbare, lebendige glyder deiner gemein in un-
serm ampt und beruff trew und fleysig befundenn
werdenn. Wöllest uns auch heut, dysenn tag und
allweg weyter in deinen schutz und schirm aufne-
men und in deiner forcht und erkhantnus erhaltenn,
auch fur sündenn, |222| schannd und allem andern
unraht385 gnediglichen behutenn und bewarenn und
gnad verlühenn, damit wir ein züchtigs, erbares und
gottseligs lebenn mit einander fuerenn und all unser
thun und laßenn richtenn zu dem lob, ehr und preyß
deines h. namens, und das es endlichenn diene zu
unserm ewigenn heil und seligkeitt. Dan wir befel-
henn uns, unser leyb und seell und alles, was du uns
gebenn, in deine hende. Dein h. engell sey mit uns,
das der böse feind kein macht ann uns finde, durch
Jesum Christum, unsern herren, Amen386.
Unser vatter387 etc.

383 Nach Hause, s. FWb 1, Sp. 1234.
384 Den Text s. S. 426.
385 Schaden.
386 Das Gebet nimmt Elemente aus Luthers Morgensegen
(s. BSLK, S. 521) auf.
387 Mt 6,9-13.

428
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften