Straßburg
men an aus rechtem vertrawenn von wegen und im
namenn unsers lieben herrenn Jesu Christi, darmit
wir nicht horen mußenn, wie der herr bey dem Esaia
predigett: Wan ir schon ewere hennd außbreytett,
verberge ich doch meine augen fur euch. Und ob ir
schon vil bettet, höre ich euch doch nit, dan ewer
hennd sind vol bluts412. Darumb sollen die kirchen-
diener das gemein gebett also uben und treyben, das
sie dabey das volckh zur buß ermanenn und inen
wol einbildenn413, das keiner kundt ein rechter bet-
ter sein, er sey dann zuvor ein christlicher bußer.
|235|
Wie der große bettag zu vier wochen
ein mal solle gehalten werden
Auf den Sontag zuvor, wan auf den Zinstag her-
nacher in der wochenn der große bettag sol gehal-
tenn werdenn, so verkündigt der pfarherr zu end der
amptpredig414 dem volckh, das den volgendenn
Dinstag der große bettag sein werde, mit verma-
nung, das sich mit allem fleyß meniglich, jung und
alt, niemands außgenommen, auf solchenn tag in die
kirchenn verfuge und neben hören des h. göttlichen
worts helffe fur das gemein anligenn der christlichen
kirchenn denn herren bittenn etc.
Darnach auf den selbigen Dinstag wird es mit dem
fruegebett und dem leutten aller ding gleich wie auff
die Sontag gehaltenn415. Wan man dan zur ampt-
predig zammenn verleuttet hatt, singt die kirch zu-
erst ein deutschenn psalmenn, als: Uß dieffer
not416 |236| etc., das Miserere, O herre Gott, begnade
mich417 etc. oder dergleychenn einen. Nach solchem
psalmenn geht der pfarherr ubern altar und lißett
ettwan ein lection auß dem Newen oder Alten
Testament, die sich auff solichs furnemen am aller
412 Jes 1,15.
413 Vor Augen halten, s. Grimm, DWb 3, Sp. 149f.
414 Hauptgottesdienst.
415 Vgl. oben S. 426-428.
416 Im Straßburger Gesangbuch (1541) sind die beiden Fas-
sungen von „De profundis“ aufgenommen worden:
S. CVI-CVIII (die spätere Fassung als Glaubenslied)
und S. CIX-CXI (die frühere Fassung), vgl. auch
Wackernagel 3, Nr. 6, S. 7f. und Nr. 5, S. 7 und
AWA 4, Nr. 11, S. 191f. und S. 190f.
besten reimen mag, und darauff spricht er diß oder
dergleichen gebett:
Almechtiger Gott, barmhertziger vatter im him-
mell, wiewol wir uns vor deinem angesicht billig und
warhafftig bekennen, das wir durch unsere manig-
faltige sündt, unzüchtig lebenn und unchristliche
laster nicht alein die straff und alles zeytlichs ubell,
sonder auch den ewigenn doth und verdamnus gantz
wol verdient habenn, jedoch nach dem du genedig-
lich versprochenn und warhafftig geschworenn hast,
du begerest nicht den doth des sünders, sonder vil
mehr, das er sich bekere und das lebenn habe418,
auch deinen lieben son, unsern herrenn Jesum |237|
Christum, in die welt geschickt, die sünnder zur buß
zuberüffenn419, so bitten wir gantz underthäniglich,
du wöllest uns alle unsere sünde und mißethatt
gnediglich umb deines großen nammens willen ver-
gebenn und zu dysen letstenn zeytenn in so vil
manigfaltiger not und gefahr erhaltenn und uns
allen verleuhenn, das wir, durch die predig des
h. evangeliums gebeßertt, in deinem beruff und ge-
bottenn wandlenn, uns von allen sündenn und la-
stern abwendenn und die ewig seligkeitt erlangen
mögenn, durch unsern lieben herren Jesum Chri-
stum, Amenn.
Unser vatter, der du bist im420 etc.
Oder also:
Almechtiger, ewiger Gott, barmhertziger vatter im
himmell, der du uns durch deinen son verheyßenn
hast, was wir dich bitten in seinem nammen, das
wöllestu uns geweren421, und zudem uns durch dei-
nen geyst befolhenn, fur die oberkheitt und fur alle
menschenn zubitten422, |238| so bitten wir dich von
hertzen durch Jesum Christum, deinen geliebtenn
son, unsern heylanndt, du wöllest die hertzenn un-
417 Wackernagel 3, Nr. 120, S. 90f.; Straßburger Ge-
sangbuch (1541), S. CXXIX-CXXXII.
418 Ez 18,23 und 33,11.
419 Vgl. Mk 2,17par.
420 Mt 6,9-13.
421 Vgl. Joh 14,14; 16,23.
422 Vgl. 1Tim 2,1-2.
432
men an aus rechtem vertrawenn von wegen und im
namenn unsers lieben herrenn Jesu Christi, darmit
wir nicht horen mußenn, wie der herr bey dem Esaia
predigett: Wan ir schon ewere hennd außbreytett,
verberge ich doch meine augen fur euch. Und ob ir
schon vil bettet, höre ich euch doch nit, dan ewer
hennd sind vol bluts412. Darumb sollen die kirchen-
diener das gemein gebett also uben und treyben, das
sie dabey das volckh zur buß ermanenn und inen
wol einbildenn413, das keiner kundt ein rechter bet-
ter sein, er sey dann zuvor ein christlicher bußer.
|235|
Wie der große bettag zu vier wochen
ein mal solle gehalten werden
Auf den Sontag zuvor, wan auf den Zinstag her-
nacher in der wochenn der große bettag sol gehal-
tenn werdenn, so verkündigt der pfarherr zu end der
amptpredig414 dem volckh, das den volgendenn
Dinstag der große bettag sein werde, mit verma-
nung, das sich mit allem fleyß meniglich, jung und
alt, niemands außgenommen, auf solchenn tag in die
kirchenn verfuge und neben hören des h. göttlichen
worts helffe fur das gemein anligenn der christlichen
kirchenn denn herren bittenn etc.
Darnach auf den selbigen Dinstag wird es mit dem
fruegebett und dem leutten aller ding gleich wie auff
die Sontag gehaltenn415. Wan man dan zur ampt-
predig zammenn verleuttet hatt, singt die kirch zu-
erst ein deutschenn psalmenn, als: Uß dieffer
not416 |236| etc., das Miserere, O herre Gott, begnade
mich417 etc. oder dergleychenn einen. Nach solchem
psalmenn geht der pfarherr ubern altar und lißett
ettwan ein lection auß dem Newen oder Alten
Testament, die sich auff solichs furnemen am aller
412 Jes 1,15.
413 Vor Augen halten, s. Grimm, DWb 3, Sp. 149f.
414 Hauptgottesdienst.
415 Vgl. oben S. 426-428.
416 Im Straßburger Gesangbuch (1541) sind die beiden Fas-
sungen von „De profundis“ aufgenommen worden:
S. CVI-CVIII (die spätere Fassung als Glaubenslied)
und S. CIX-CXI (die frühere Fassung), vgl. auch
Wackernagel 3, Nr. 6, S. 7f. und Nr. 5, S. 7 und
AWA 4, Nr. 11, S. 191f. und S. 190f.
besten reimen mag, und darauff spricht er diß oder
dergleichen gebett:
Almechtiger Gott, barmhertziger vatter im him-
mell, wiewol wir uns vor deinem angesicht billig und
warhafftig bekennen, das wir durch unsere manig-
faltige sündt, unzüchtig lebenn und unchristliche
laster nicht alein die straff und alles zeytlichs ubell,
sonder auch den ewigenn doth und verdamnus gantz
wol verdient habenn, jedoch nach dem du genedig-
lich versprochenn und warhafftig geschworenn hast,
du begerest nicht den doth des sünders, sonder vil
mehr, das er sich bekere und das lebenn habe418,
auch deinen lieben son, unsern herrenn Jesum |237|
Christum, in die welt geschickt, die sünnder zur buß
zuberüffenn419, so bitten wir gantz underthäniglich,
du wöllest uns alle unsere sünde und mißethatt
gnediglich umb deines großen nammens willen ver-
gebenn und zu dysen letstenn zeytenn in so vil
manigfaltiger not und gefahr erhaltenn und uns
allen verleuhenn, das wir, durch die predig des
h. evangeliums gebeßertt, in deinem beruff und ge-
bottenn wandlenn, uns von allen sündenn und la-
stern abwendenn und die ewig seligkeitt erlangen
mögenn, durch unsern lieben herren Jesum Chri-
stum, Amenn.
Unser vatter, der du bist im420 etc.
Oder also:
Almechtiger, ewiger Gott, barmhertziger vatter im
himmell, der du uns durch deinen son verheyßenn
hast, was wir dich bitten in seinem nammen, das
wöllestu uns geweren421, und zudem uns durch dei-
nen geyst befolhenn, fur die oberkheitt und fur alle
menschenn zubitten422, |238| so bitten wir dich von
hertzen durch Jesum Christum, deinen geliebtenn
son, unsern heylanndt, du wöllest die hertzenn un-
417 Wackernagel 3, Nr. 120, S. 90f.; Straßburger Ge-
sangbuch (1541), S. CXXIX-CXXXII.
418 Ez 18,23 und 33,11.
419 Vgl. Mk 2,17par.
420 Mt 6,9-13.
421 Vgl. Joh 14,14; 16,23.
422 Vgl. 1Tim 2,1-2.
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