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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0512
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Straßburg

das bey denselben Gabhochzeitten58 aller dings kein
Irten genommen oder gegeben werden soll bey glei-
cher Straff der fünff Pfund pfenning.
Fürs dritt, Wa einer sein oder der seinen Hochzeit
nicht in seiner oder ihrer eignen Kost halten, sonder
auff offnen Stuben, in Gastherrbergen oder Wurtz-
heüsern verdingen würde, der soll sich gleicher Ge-
stalt mit dem Essen geben, dem nechst hievor be-
griffenen Gesetz aller dings gemäß halten, Unnd von
den geladenen Gästen zuo Irten nicht mehr genom-
men, empfangen oder gegeben werden dann von ei-
ner Manßperson Drey batzen, von einer Frawen
Zehen kreützer und von einer Junckfraw- |A 6v| en
Neün kreützer, darzuo auch bey solchen Irten Hoch-
zeitten weder durch den Breüttigam, die Hochzeit-
terin noch jemandt von ihren wegen dem Haupt-
kannen, Kuchenmeister, Gasthalter oder Würt
ferrer oder weitters nichts, damit er desto besser
bietten und nicht mehr dann wie jetzgemeldt zuo
Irten nemmen möge, geschenckt oder gegeben noch
auch ettwas weitters von Speiß, gekocht oder un-
gekocht, auff die Stub oder inn das Wurtzhauß ein-
gekaufft, getragen oder geschickt und gantz keine
gefahr hierunder geübt oder gebraucht werden Bey
Peen unnd Straff fünff Pfund pfenning, So beide,
der jhenig, so Hochzeit halt, und der, so sie an-
nimpt, welcher hiewider handlen würde, abzuorich-
ten59 verfallen sein sollen.
Für das vierdte, So sollen hinfüro alle Hochzeitten,
die werden in eignem Kosten oder Verdings weiß
auff Stuben, in Burgersheüsern, Herrbergen oder
Wurtzheüsern gehalten, keine außgenommen, lenger
nicht weren dann zwen tag unnd nicht darüber,
Unnd alles ander nachhöfflen60, spatzieren oder auff
die Dörffer fahren (so biß anher61 unsern Gebotten
zuowider gantz uberflüssig eingeschlichen und miß-
braucht worden) gäntzlich und allerdings abge-

58 Zum Begriff der gabhochzeit, bei denen der Gast das
Brautpaar beschenkt, dafür aber seine Zeche nicht be-
zahlt, s. FWb 6, Sp. 10f. und Schwäb. Wb. 6, Sp. 1972.
Bei der irtenhochzeit (s. unten) trägt dagegen der Gast
seine Rechnung.
59 Zu bezahlen, s. Anm. 56.

strickt62 und verbotten sein unnd bleiben bey der
Straff fünff Pfund, die den uberfahrenden durch auß
ohnnachlässig abgenommen werden sollen.
Für das fünffte, Sovil die gar Arme, als Kleinburger,
Taglöhner, Dienstknecht und Mägd, belangt, Weil
dieselben biß daher durch uberflüssige Hochzeitten
sich selbs unnd andere mit ihnen zuo Kosten unnd
Schaden gebracht, so Setzen unnd Ordnen wir, das
jetzgemeldte Personen, wa die jhe Hochzeitt halten
und nit selbs ihren Nachtheil zuofürkommen geneigt
sein wöllen, nicht mehr dann achtzehen Personen
darzuo beruoffen und laden unnd die Hochzeit nicht
mehr dann einen tag halten und ihnen gleicher Ge-
stallt alles weitter nachzechen, spatzieren, auff die
Dörffer fahren und dergleichen abkürtzt und ver-
botten sein solle bey Straff drey Pfundt, die der jhe-
nig, so die Hochzeit haltet, und dann der Haupt-
kann, Kuchenmeister, Würt oder Gasthalter, so
mehr dann achtzehen Personen annemmen würt, zuo
bezalen verbunden sein sollen. Wa aber einer so arm,
das er die Geldtstraff nicht zuo geben, derselb soll
seiner Verwürckung |B 1r| nach ettliche tag mit dem
Thurn unnd Wasser unnd Brott gestrafft werden.
Was dann für das sechste das Dantzen antrifft, Weil
zuo dissem mal die Leüff und zeit also geschaffen, das
wir uns billich under die Handt deß Allmechtigen zuo
Abwendung seines Götlichen, gerechten Zorns de-
müttigen und dise und andere Kurtzweil underlas-
sen sollen, So Gepietten und Verpietten wir, das hin-
füro biß auff unser wider zuolassen inn unser Statt
und derselben Oberkeit von keinem, er sey heimisch
oder frembd, weder bey den Hochzeitten noch an-
dern Gastereyen, Gesellschafften oder auch sonsten,
gar kein Dantz gehalten noch gestattet unnd also
niemandts Dantzen solle bey einer Peen drey
Pfundt pfenning, die dem jhenen, so hiewider ein
Dantz halten gestatten oder selbs Dantzen würdt,

60 Höfeln = schmausen, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss.
Mundart, S. 173. Gemeint sind die Essen im Anschluß
an die Hochzeitsfeier, die sogenannten Nachhochzeiten.
61 Bis jetzt, s. FWb 1, Sp. 1239.
62 Aufgehoben, s. FWb 1, Sp. 424f.

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