50. Große Zuchtordnung
ohne nachlaß mit durchgohnder gleichheit abge-
nommen werden sollen.
[10.] Nach dem auch nicht allein bey Hochzeitten,
sonder auch in andere mehr weg mit Gastereyen vi-
lerhandt Uberfluß unnd Köstlichheit63 - unangese-
hen, das alles, so der Mensch geleben64 soll, nicht
allein in höchstem Preiß, sonder auch schier nichts
zuobekommen - geübt und gebraucht würdt, unnd in
dem je einer uber den andern sein unnd der unver-
müglich und wenigst dem meisten unnd vermüglich-
sten nachthuon wil, zuo zeitten auch nicht zuo gerin-
gem ihrem selbs verderben, demselben nuhn, sovil
müglich, auch zuobegegnen, So Setzen, Ordnen unnd
wöllen wir, das hinfüro die jhenen, so vor der Hoch-
zeit glübden oder Stunden65, so dann nach vollend-
ter Hochzeit Heimfürungen halten wöllen, zuo den-
selben mehr Personen nicht dann, wa es vom Adel,
Regiment Personen oder andere vermügliche Burger
seind, zweintzig, und die andern gemeine Burger
sechzehen Personen laden, beruoffen und zuo Gast hal-
ten sollen bey der Straff fünff Pfundt pfenning, die
ein jeder, so hiewider handlen würdt, unnachläßlich
abzuorichten verfallen und pflichtig sein solle.
Also wöllen wir auch, Das die jhenen, so mit Kin-
dern begabt werden, den Uberfluß mit den Gaste-
reyen, so man Kindtschencken66 zuo nennen pflegt,
auch underlassen und keiner weytter oder mehr Per-
sonen zuo Gast laden oder halten solle dann, soverr
|B 1v| er wil, die Götteln67 unnd Weiber, so bey der
Geburt gewesen, Auch bey ebenmässiger Straff der
fünff Pfundt pfenning, die den uberdrettern endtlich
abgenommen werden sollen.
Und damit in allen Gastereyen der Uberfluß, sovil
immer müglich, abgeschafft werde, So ist ferrer un-
ser Will unnd Meinung, das bey allen Gastereyen,
die selbigen haben nammen oder werden gehalten
63 Aufwand, s. Grimm, DWb 11, Sp. 1879.
64 Sich nach etwas richten, s. FWb 6, Sp. 719.
65 Sich einander versprächen oder eine bestimmte Frist
setzten, s. Grimm, DWb 5, Sp. 3108 und DWb 20,
Sp.524.
wie oder wa sie wöllen, zuo keiner Malzeit mehr dann
drei gekochter Essen und ein Gebachens oder aber
vier gekochter Essen und kein Gebachens, sonder
anstatt desselben Käß unnd Obß, gegeben und auff-
gestellet werden Unnd alle Neben sätz verbotten
sein sollen bey gleicher straff der Fünff pfund pfen-
ning, Die alle die, so hiewider handlen, zuo erstatten
schuldig sein sollen.
Als auch in den Pastetenheüsern vil unnützlich, son-
derlich von Milch und Eyern, verzeert und verthan
würdt, So wöllen wir hiemit allen Pastetenbecken
bey Straff fünff Pfundt pfenning verbotten haben,
fürther ohne unsern bevelch, wissen und willen nie-
mand nichts mehr zuo zuorichten, zuomachen oder zuo-
bachen noch auch in ihren Heüsern zuoessen zuogeben,
darzuo Eyer unnd Milch gebraucht würdt, auch in
ihren Heüsern gar keine Gastereyen zuohalten. Je-
doch solle inen unbenommen sein, den Burgern und
Innwohnern auff ihr begeren gegen leidenlicher und
billicher68 Bezalung Pasteten zuomachen und zuoba-
chen. Welcher darüber schreitten würdt, dem sollen
die fünff Pfundt ohnnachlässig abgenommen wer-
den. |B 2r|
Solchem allem nach so Mandieren, Bevelhen und
Gebietten wir allen unsern Burgern, Innwohnern,
Underthanen, Hindersassen, Zuogehörigen unnd Ver-
wandten in Statt und Land samptlich unnd einem
jeden innsonderheit, Das sie hievor beschribenen
unsern Constitutionen, Satzungen unnd Ordnungen,
sovil die einen jeden belangen unnd antreffen thuon,
auch so ferr und weyt sich die nach gelegenheit jedes
Orts erstrecken, hinfüro gehorsamlich unnd stracks
geleben, nachkommen, darwider nichts handlen
noch fürnemmen, sonder sich deren aller dings ge-
mäß verhalten wöllen bey vermeidung deren hievor
underschiedlich specificierten, auch anderer Straffen
unnd Peen, die wir gegen den uberdrettern, auch
66 Mahl zur Geburt bzw. Taufe des Kindes, s. Wb. d. el-
säss. Mundarten 2, S. 422.
67 Patinnen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 247.
68 Erträgliche und angemessene, s. Grimm, DWb 12,
Sp. 669 und FWb 4, Sp. 412.
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ohne nachlaß mit durchgohnder gleichheit abge-
nommen werden sollen.
[10.] Nach dem auch nicht allein bey Hochzeitten,
sonder auch in andere mehr weg mit Gastereyen vi-
lerhandt Uberfluß unnd Köstlichheit63 - unangese-
hen, das alles, so der Mensch geleben64 soll, nicht
allein in höchstem Preiß, sonder auch schier nichts
zuobekommen - geübt und gebraucht würdt, unnd in
dem je einer uber den andern sein unnd der unver-
müglich und wenigst dem meisten unnd vermüglich-
sten nachthuon wil, zuo zeitten auch nicht zuo gerin-
gem ihrem selbs verderben, demselben nuhn, sovil
müglich, auch zuobegegnen, So Setzen, Ordnen unnd
wöllen wir, das hinfüro die jhenen, so vor der Hoch-
zeit glübden oder Stunden65, so dann nach vollend-
ter Hochzeit Heimfürungen halten wöllen, zuo den-
selben mehr Personen nicht dann, wa es vom Adel,
Regiment Personen oder andere vermügliche Burger
seind, zweintzig, und die andern gemeine Burger
sechzehen Personen laden, beruoffen und zuo Gast hal-
ten sollen bey der Straff fünff Pfundt pfenning, die
ein jeder, so hiewider handlen würdt, unnachläßlich
abzuorichten verfallen und pflichtig sein solle.
Also wöllen wir auch, Das die jhenen, so mit Kin-
dern begabt werden, den Uberfluß mit den Gaste-
reyen, so man Kindtschencken66 zuo nennen pflegt,
auch underlassen und keiner weytter oder mehr Per-
sonen zuo Gast laden oder halten solle dann, soverr
|B 1v| er wil, die Götteln67 unnd Weiber, so bey der
Geburt gewesen, Auch bey ebenmässiger Straff der
fünff Pfundt pfenning, die den uberdrettern endtlich
abgenommen werden sollen.
Und damit in allen Gastereyen der Uberfluß, sovil
immer müglich, abgeschafft werde, So ist ferrer un-
ser Will unnd Meinung, das bey allen Gastereyen,
die selbigen haben nammen oder werden gehalten
63 Aufwand, s. Grimm, DWb 11, Sp. 1879.
64 Sich nach etwas richten, s. FWb 6, Sp. 719.
65 Sich einander versprächen oder eine bestimmte Frist
setzten, s. Grimm, DWb 5, Sp. 3108 und DWb 20,
Sp.524.
wie oder wa sie wöllen, zuo keiner Malzeit mehr dann
drei gekochter Essen und ein Gebachens oder aber
vier gekochter Essen und kein Gebachens, sonder
anstatt desselben Käß unnd Obß, gegeben und auff-
gestellet werden Unnd alle Neben sätz verbotten
sein sollen bey gleicher straff der Fünff pfund pfen-
ning, Die alle die, so hiewider handlen, zuo erstatten
schuldig sein sollen.
Als auch in den Pastetenheüsern vil unnützlich, son-
derlich von Milch und Eyern, verzeert und verthan
würdt, So wöllen wir hiemit allen Pastetenbecken
bey Straff fünff Pfundt pfenning verbotten haben,
fürther ohne unsern bevelch, wissen und willen nie-
mand nichts mehr zuo zuorichten, zuomachen oder zuo-
bachen noch auch in ihren Heüsern zuoessen zuogeben,
darzuo Eyer unnd Milch gebraucht würdt, auch in
ihren Heüsern gar keine Gastereyen zuohalten. Je-
doch solle inen unbenommen sein, den Burgern und
Innwohnern auff ihr begeren gegen leidenlicher und
billicher68 Bezalung Pasteten zuomachen und zuoba-
chen. Welcher darüber schreitten würdt, dem sollen
die fünff Pfundt ohnnachlässig abgenommen wer-
den. |B 2r|
Solchem allem nach so Mandieren, Bevelhen und
Gebietten wir allen unsern Burgern, Innwohnern,
Underthanen, Hindersassen, Zuogehörigen unnd Ver-
wandten in Statt und Land samptlich unnd einem
jeden innsonderheit, Das sie hievor beschribenen
unsern Constitutionen, Satzungen unnd Ordnungen,
sovil die einen jeden belangen unnd antreffen thuon,
auch so ferr und weyt sich die nach gelegenheit jedes
Orts erstrecken, hinfüro gehorsamlich unnd stracks
geleben, nachkommen, darwider nichts handlen
noch fürnemmen, sonder sich deren aller dings ge-
mäß verhalten wöllen bey vermeidung deren hievor
underschiedlich specificierten, auch anderer Straffen
unnd Peen, die wir gegen den uberdrettern, auch
66 Mahl zur Geburt bzw. Taufe des Kindes, s. Wb. d. el-
säss. Mundarten 2, S. 422.
67 Patinnen, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 247.
68 Erträgliche und angemessene, s. Grimm, DWb 12,
Sp. 669 und FWb 4, Sp. 412.
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