Straßburg
Fürs fünfte, Es wölle sie auch hiemit ein Kirchen
Convent erinnert haben, das sie gedencken, zu was
hohem Ampt sie beruffen worden, Und das ihnen
nicht Kühe, sondern, wie der Apostel sagt, die Her-
de Christi, die er mit seinem thewren Blut erworben
hat, zu weiden befohlen werden632, Derowegen sie
auff sich selber und auff |291| ihren Beruff Gott-
förchtige und gute achtung geben sollen, Damit sie
iren Zuhörern Gottes Wort lauter und rein verkün-
digen, die Sacramenta gantz reichen unnd nichts
underlaßen, sie durch iren Dienst zü wahrer und se-
ligmachender Erkantnus Gottes zubringen, Auch
deßhalben inen mit gutem Exempel eines erbaren,
züchtigen und Gottseligen Wandels, dem Paulini-
schen Canoni von der eigenschafft eines rechtschaff-
nen Kirchendieners gemäß, fürgehen sampt ihrer
gantzen Haußhaltung, Weib und Kinder, die da sol-
len unsträfflich sein633.
Fürs sechste, Weil wir aber Menschen sind und sich
leichtlich kan zutragen, das hierunter was Mangels
und Fähl fürfalle, belangend entweder ir Ampt,
Lehr und Leben oder aber ihr Haußhaltung, Und
also die Notturfft wurde erfordern, das sie deshal-
bene im Convent müsten fürgestellet und angeredet
werden, So werden sie auch gleich mit zusagen und
versprechen, Sich nicht allein keinem solchen Für-
fordern oder Fürstellen nit entgegen zusetzen, son-
dern auch die ihnen gethane Straff und Warnung
also zu hertzen und gemüt zuführen, das mit Danck-
sagung die Verbesserung in dem, was mangelhafft
ist, im Werck und mit der That gespüret werde.
Fürs sibende, Was im Kirchen Convent geredet, er-
kandt und geschlossen wirdt, Sollen sie gefehrlicher
weiß634 nicht außtragen, sondern geschwigen bei sich
behalten Und in alle weg verhüten, das durch un-
nütz Geschwetz und schandliche Verleumbdungen
nicht ursach gegeben werde zu Zwitracht und Un-
einigkeit.
e C (1603): dieshalben.
632 Vgl. Apg 20,28.
633 Vgl. 1Tim 3,1-7; Tit 1,5-9.
Fürs achte, Das sie nun disen erzehlten Puncten und
Articklen mit göttlicher Hülff und Gnaden nach-
kommen und geleben wollen, Das versprechen sie
demnach mit gegebner hand dem Präsidenten und
dann allen |292| Pfarrern, Freypredigern und Helf-
fern, Die inen gleich mit zü ihrem Kirchendienst
glück und heil und Gottes Segen wündschen.
Fürs Neundte, Den darauff folgenden Sontag wird
die Ordination in der Kirchen mit ihnen fürgenomen
und gehalten, deren sie im Predigampt dienen sol-
len, Und das mit eben denen Ceremonien, wie dro-
ben vom Einsetzen eines Pfarrers gemeldet
ist635. Wann aber unter den Ordinanden keiner ist,
der zum Kirchendienst in der Statt beruffen were,
So wird die Ordination in dem Münster als in der
Muterkirchen verrichtet.
Vom Ampt des Praesidenten des Kirchenconvents
Zum Ersten, Der Präsident des Kirchenconvents
soll für seine Person ein Gotsförchtiger, warhaffter
und gelehrter Mann sein, Der in Kirchensachen und
-Geschäfften geübet und erfahren seie, gesund und
rein in der Lehre, Der Gottes Wort recht theile und
also wiße ob dem Wort, das gewiß ist und lehren
kan, zu halten636, Auff das er, wie der Apostel sagt,
mächtig sey, zuermahnen durch die heilsame Lehre
und zustraffen die Widersprecher637.
Zum andern Soll er eine ehrliche, wolangestelte
Haußhaltung haben, Das er Christliches Wandels
und Lebens halber den anderen Kirchendienern, sei-
nen Mitbrüdern, mit gutem Exempel fürstehen mö-
ge, Sintemal der seinem eigenen Hauße nicht weiß
fürzustehen, viel weniger tüchtig sein wird, die an-
zuweisen, die neben ihme die Gemeine Gottes ver-
sorgen sollen. |293|
Zum dritten, Den Kirchenconvent soll er, wie her-
nach folget, mit verlesung eines Psalmen anfahen,
634 In böswilliger Absicht, hinterlistig, s. FWb 6, Sp. 436f.
635 Siehe oben S. 661.
636 Auf das Wort [...] achten.
637 Tit 1,9.
664
Fürs fünfte, Es wölle sie auch hiemit ein Kirchen
Convent erinnert haben, das sie gedencken, zu was
hohem Ampt sie beruffen worden, Und das ihnen
nicht Kühe, sondern, wie der Apostel sagt, die Her-
de Christi, die er mit seinem thewren Blut erworben
hat, zu weiden befohlen werden632, Derowegen sie
auff sich selber und auff |291| ihren Beruff Gott-
förchtige und gute achtung geben sollen, Damit sie
iren Zuhörern Gottes Wort lauter und rein verkün-
digen, die Sacramenta gantz reichen unnd nichts
underlaßen, sie durch iren Dienst zü wahrer und se-
ligmachender Erkantnus Gottes zubringen, Auch
deßhalben inen mit gutem Exempel eines erbaren,
züchtigen und Gottseligen Wandels, dem Paulini-
schen Canoni von der eigenschafft eines rechtschaff-
nen Kirchendieners gemäß, fürgehen sampt ihrer
gantzen Haußhaltung, Weib und Kinder, die da sol-
len unsträfflich sein633.
Fürs sechste, Weil wir aber Menschen sind und sich
leichtlich kan zutragen, das hierunter was Mangels
und Fähl fürfalle, belangend entweder ir Ampt,
Lehr und Leben oder aber ihr Haußhaltung, Und
also die Notturfft wurde erfordern, das sie deshal-
bene im Convent müsten fürgestellet und angeredet
werden, So werden sie auch gleich mit zusagen und
versprechen, Sich nicht allein keinem solchen Für-
fordern oder Fürstellen nit entgegen zusetzen, son-
dern auch die ihnen gethane Straff und Warnung
also zu hertzen und gemüt zuführen, das mit Danck-
sagung die Verbesserung in dem, was mangelhafft
ist, im Werck und mit der That gespüret werde.
Fürs sibende, Was im Kirchen Convent geredet, er-
kandt und geschlossen wirdt, Sollen sie gefehrlicher
weiß634 nicht außtragen, sondern geschwigen bei sich
behalten Und in alle weg verhüten, das durch un-
nütz Geschwetz und schandliche Verleumbdungen
nicht ursach gegeben werde zu Zwitracht und Un-
einigkeit.
e C (1603): dieshalben.
632 Vgl. Apg 20,28.
633 Vgl. 1Tim 3,1-7; Tit 1,5-9.
Fürs achte, Das sie nun disen erzehlten Puncten und
Articklen mit göttlicher Hülff und Gnaden nach-
kommen und geleben wollen, Das versprechen sie
demnach mit gegebner hand dem Präsidenten und
dann allen |292| Pfarrern, Freypredigern und Helf-
fern, Die inen gleich mit zü ihrem Kirchendienst
glück und heil und Gottes Segen wündschen.
Fürs Neundte, Den darauff folgenden Sontag wird
die Ordination in der Kirchen mit ihnen fürgenomen
und gehalten, deren sie im Predigampt dienen sol-
len, Und das mit eben denen Ceremonien, wie dro-
ben vom Einsetzen eines Pfarrers gemeldet
ist635. Wann aber unter den Ordinanden keiner ist,
der zum Kirchendienst in der Statt beruffen were,
So wird die Ordination in dem Münster als in der
Muterkirchen verrichtet.
Vom Ampt des Praesidenten des Kirchenconvents
Zum Ersten, Der Präsident des Kirchenconvents
soll für seine Person ein Gotsförchtiger, warhaffter
und gelehrter Mann sein, Der in Kirchensachen und
-Geschäfften geübet und erfahren seie, gesund und
rein in der Lehre, Der Gottes Wort recht theile und
also wiße ob dem Wort, das gewiß ist und lehren
kan, zu halten636, Auff das er, wie der Apostel sagt,
mächtig sey, zuermahnen durch die heilsame Lehre
und zustraffen die Widersprecher637.
Zum andern Soll er eine ehrliche, wolangestelte
Haußhaltung haben, Das er Christliches Wandels
und Lebens halber den anderen Kirchendienern, sei-
nen Mitbrüdern, mit gutem Exempel fürstehen mö-
ge, Sintemal der seinem eigenen Hauße nicht weiß
fürzustehen, viel weniger tüchtig sein wird, die an-
zuweisen, die neben ihme die Gemeine Gottes ver-
sorgen sollen. |293|
Zum dritten, Den Kirchenconvent soll er, wie her-
nach folget, mit verlesung eines Psalmen anfahen,
634 In böswilliger Absicht, hinterlistig, s. FWb 6, Sp. 436f.
635 Siehe oben S. 661.
636 Auf das Wort [...] achten.
637 Tit 1,9.
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