Straßburg
gebne Ergernuß meniglich bekant und ruchtbar ist,
So sollen sie demnach hievon mit ihres Kirchspiels
Kirchenpflegern, vermög unserer lieben Vorfahren
Mandats, so deß Fürbeschickens halben anno 1539
gemacht worden679, rhatschlagen Und die sündige
Person fürfordern680, dieselbige ihrer vorgehenden,
geschehenen besonderen Vermanung erinneren Und
darauf mit ernstlichem Zusprechen, Trewen und
Vermahnen ferner anhalten, vom ärgerlichen Thun
abzulaßen und hinfürter Christlich hauß zuhalten.
Dann, wafern solches nit werde geschehen, gleich
wie er von dem gebrauch der heil. Sacramenten wur-
de aufgehalten, Also wurde er auch der Kirchen und
derselbigen Fürgesetzten angezeigt und, was ferners
mit ihm fürzunemmen, Rath gehalten werden.
φSolche Casus oder Fälle nun, so die Pfarrer in
ihrem Kirchspiel nicht können verrichten und Raths
nottürfftig sind, Damit sie sich nicht weiter, dann
sichs gebürt, einlaßen und niemandts sich einiger
Unbilligkeit, so ihm widerfahren, zubeklagen habe,
Sollen sie dieselbige für den Kirchen Convent brin-
gen, Wie dergleichen dann auch andere sündige, är-
gerliche Laster, so offentlich im schwang gehn und
ungestrafft in einer Christlichen Gemein nit sollen
gelitten und geduldet werden, Als da sind:
Erstlich in der ersten Taffel die Sectierer, Wi-
dertäuffer, Schwenckfelder und andere, Die sich hin
und wider in den Pfarren einschleiffen681 und mit
ihrem Gifft die Einfältige verführen; Fürs ander of-
fentliche Epicurer, Verächter, Schänder und Läste-
rer unserer Christlichen Evangelischen Lehre und
des rechten Gebrauchs der heil. Sacramenten nach
innhalt der Chur- und Fürstlichen Augspurgischen
Confession; |314| Fürs dritte, Die mit Hexenwerck,
Zauberei, Segen, Wahrsagen und dergleichen umb-
gehn, Item offentliche Gottslästerer; Fürs vierte
Conscientzen sachen, Da in schweren, zweifelhaff-
tigen Fällen unterweilen von betrübten und ange-
φ Rathsuchen bei dem gantzen Kirchen Convent.
χ Warumb bei dem Kirchen Convent zu melden, was in
jeder Pfarr mit der Disciplin gehandelt worden.
679 Siehe unten S. 677f.
680 Vorladen.
681 Einschleichen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 277.
fochtenen Gewissen bei den Kirchendienern Rath,
Trost und Unterricht gesucht wirdt; Fürs fünfte
Verwirrte Ehe sachen, heimliche Verlobnußen, Ehe-
bruch, Hurerei, Desertion und Weglauffen, Jedoch
unserm ordenlichen Ehegericht hierinne nichts be-
nommen noch fürgegriffen; Fürs sechste, Die des
Wuchers, Schinderei682, Fürkauffens683 und offent-
lichen Aufsatzes684 und Betrugs verschreit sind,
Sampt allen andern Sünden und Ungerechtigkeiten,
die Gottes heiligen Gebotten entgegen und die Ge-
meine Gottes verärgern.
In welchen Stucken allen aber wir als die Ober-
keit gebürliche Straffe gegen die Verbrecher und
Ubertretter unserer Satzungen und Constitutionen
uns hiemit vorbehalten Und dieselbe von der Kir-
chen Disciplin gäntzlich wöllen unterscheiden ha-
ben.
Diese und dergleichen Stucke nun, welche eigentlich
der Kirchen Zucht und Verbesserung unterworffen,
Da sie in dem Kirchenconvent für die Pfarrer und
andere Kirchendiener fürgebracht werden, Sollen sie
mit gemeinem Rath Gottsförchtig erwegen und,
nach dem jede Sach im grund und an ihr selber be-
schaffen, auff Christliche Mittel und Wege geden-
cken, Damit, was ärgerlich und böß, abgeschafft
Und an die statt, was Christlich und gut ist, ge-
pflantzet und aufgebawen werde.
χDa auch Pfarrer und Helffer, es sei gleich durch
sich selber oder mit hilff ihrer Kirchenpfleger, of-
fentliche, |315| in iren Kirchspielen fürgangene Er-
gernuß nit hetten verbessern und abschaffen mögen,
Oder aber vieleicht die ärgerliche Personen sich in
andere Kirchenspiel gethan oder hernach thun
möchten, Wie dann vielmaln geschicht, das solche
Leute auß einem Kirchspiel in das andere wandlen
und dadurch verhoffen, verschlagen685 und mit ih-
rem Thun unbekant zubleiben, So ist nicht weniger
682 Ausbeutung, Übervorteilung, s. Grimm, DWb 15,
Sp.197.
683 Preiswertes Vorweg- bzw. Aufkaufen von Waren (Ge-
treide, Wein etc.), um sie später zu stark überteuerten
Preisen veräußern zu können, s. Grimm, DWb 4,
Sp. 754f.
684 Täuschungsabsicht, s. FWb 2, Sp. 649.
685 Verborgen.
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gebne Ergernuß meniglich bekant und ruchtbar ist,
So sollen sie demnach hievon mit ihres Kirchspiels
Kirchenpflegern, vermög unserer lieben Vorfahren
Mandats, so deß Fürbeschickens halben anno 1539
gemacht worden679, rhatschlagen Und die sündige
Person fürfordern680, dieselbige ihrer vorgehenden,
geschehenen besonderen Vermanung erinneren Und
darauf mit ernstlichem Zusprechen, Trewen und
Vermahnen ferner anhalten, vom ärgerlichen Thun
abzulaßen und hinfürter Christlich hauß zuhalten.
Dann, wafern solches nit werde geschehen, gleich
wie er von dem gebrauch der heil. Sacramenten wur-
de aufgehalten, Also wurde er auch der Kirchen und
derselbigen Fürgesetzten angezeigt und, was ferners
mit ihm fürzunemmen, Rath gehalten werden.
φSolche Casus oder Fälle nun, so die Pfarrer in
ihrem Kirchspiel nicht können verrichten und Raths
nottürfftig sind, Damit sie sich nicht weiter, dann
sichs gebürt, einlaßen und niemandts sich einiger
Unbilligkeit, so ihm widerfahren, zubeklagen habe,
Sollen sie dieselbige für den Kirchen Convent brin-
gen, Wie dergleichen dann auch andere sündige, är-
gerliche Laster, so offentlich im schwang gehn und
ungestrafft in einer Christlichen Gemein nit sollen
gelitten und geduldet werden, Als da sind:
Erstlich in der ersten Taffel die Sectierer, Wi-
dertäuffer, Schwenckfelder und andere, Die sich hin
und wider in den Pfarren einschleiffen681 und mit
ihrem Gifft die Einfältige verführen; Fürs ander of-
fentliche Epicurer, Verächter, Schänder und Läste-
rer unserer Christlichen Evangelischen Lehre und
des rechten Gebrauchs der heil. Sacramenten nach
innhalt der Chur- und Fürstlichen Augspurgischen
Confession; |314| Fürs dritte, Die mit Hexenwerck,
Zauberei, Segen, Wahrsagen und dergleichen umb-
gehn, Item offentliche Gottslästerer; Fürs vierte
Conscientzen sachen, Da in schweren, zweifelhaff-
tigen Fällen unterweilen von betrübten und ange-
φ Rathsuchen bei dem gantzen Kirchen Convent.
χ Warumb bei dem Kirchen Convent zu melden, was in
jeder Pfarr mit der Disciplin gehandelt worden.
679 Siehe unten S. 677f.
680 Vorladen.
681 Einschleichen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 277.
fochtenen Gewissen bei den Kirchendienern Rath,
Trost und Unterricht gesucht wirdt; Fürs fünfte
Verwirrte Ehe sachen, heimliche Verlobnußen, Ehe-
bruch, Hurerei, Desertion und Weglauffen, Jedoch
unserm ordenlichen Ehegericht hierinne nichts be-
nommen noch fürgegriffen; Fürs sechste, Die des
Wuchers, Schinderei682, Fürkauffens683 und offent-
lichen Aufsatzes684 und Betrugs verschreit sind,
Sampt allen andern Sünden und Ungerechtigkeiten,
die Gottes heiligen Gebotten entgegen und die Ge-
meine Gottes verärgern.
In welchen Stucken allen aber wir als die Ober-
keit gebürliche Straffe gegen die Verbrecher und
Ubertretter unserer Satzungen und Constitutionen
uns hiemit vorbehalten Und dieselbe von der Kir-
chen Disciplin gäntzlich wöllen unterscheiden ha-
ben.
Diese und dergleichen Stucke nun, welche eigentlich
der Kirchen Zucht und Verbesserung unterworffen,
Da sie in dem Kirchenconvent für die Pfarrer und
andere Kirchendiener fürgebracht werden, Sollen sie
mit gemeinem Rath Gottsförchtig erwegen und,
nach dem jede Sach im grund und an ihr selber be-
schaffen, auff Christliche Mittel und Wege geden-
cken, Damit, was ärgerlich und böß, abgeschafft
Und an die statt, was Christlich und gut ist, ge-
pflantzet und aufgebawen werde.
χDa auch Pfarrer und Helffer, es sei gleich durch
sich selber oder mit hilff ihrer Kirchenpfleger, of-
fentliche, |315| in iren Kirchspielen fürgangene Er-
gernuß nit hetten verbessern und abschaffen mögen,
Oder aber vieleicht die ärgerliche Personen sich in
andere Kirchenspiel gethan oder hernach thun
möchten, Wie dann vielmaln geschicht, das solche
Leute auß einem Kirchspiel in das andere wandlen
und dadurch verhoffen, verschlagen685 und mit ih-
rem Thun unbekant zubleiben, So ist nicht weniger
682 Ausbeutung, Übervorteilung, s. Grimm, DWb 15,
Sp.197.
683 Preiswertes Vorweg- bzw. Aufkaufen von Waren (Ge-
treide, Wein etc.), um sie später zu stark überteuerten
Preisen veräußern zu können, s. Grimm, DWb 4,
Sp. 754f.
684 Täuschungsabsicht, s. FWb 2, Sp. 649.
685 Verborgen.
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