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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0696
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Straßburg

sen715, Bauchen716 oder Wäschen oder ander Arbei-
ten, wie die sind, Bei Peen dreissig Schilling Pfen-
ning.
Es soll auch niemands, er sei Frembd oder Hei-
misch, auf einigen Sontag vor oder nach Mittag,
|328| weder vor dem Münster, am Vischmarckt noch
auf andern Plätzen oder in offenen Läden, etwas of-
fentlich feil haben, Kauffen noch Verkauffen, Es seie
dann zuvor die Mittagpredigt im Münster auß und
volendet, Bei Peen dreissig Schilling, Außgescheiden
Milch und Brot, Auch in der Fasten Visch, biß man
das letzt Zeichen zur Predigt leutet.
Es soll auch niemands am Sontag am Morgen
in Herbergen, Würtzhäusern, Scherhäusern oder
Zunfftstuben zu zechen, trincken oder spielen ge-
stattet werden, Zuvor und ehe die gewonlich Predigt
und des Herren Nachtmal im Münster oder der
Pfarren, da solche Herbergen, Würtz- oder Scher-
häuser und Zunfftstuben inne gelegen, vollendet.
Gleicher gestalt soll es nach Mittag auch gehalten
werden, Biß die Mittag predigt im Münster auß ist,
Es weren denn frembde Gäste, so in den Herbergen
legen und ihrer Gelegenheit und Notturfft nach sol-
ches erforderten und begereten, Alles bei Peen dreis-
sig Schilling Pfenning, Die nit allein die Ubertretter,
sondern auch, die solchs also in iren Häusern oder
Zunfftstuben gestatten, unabläßlich bezalen sollen.
Es soll auch niemands zu zeit der Predigt im
Münster oder andern Kirchen auff oder ab spacieren
gehen zu schwetzen, Es seie Sontag oder Wercktag,
Dadurch die Prediger und Zuhörer verhin-
dert717, Bei Peen fünf Schilling Pfenning.
Es soll auch niemands an den Buchbinder und
andern Läden vor der Münster thüren zu |329| zei-
ten, so man predigt, ligen, unnutz Geschwetz zu
treiben, bei der Peen fünf Schilling Pfenning.
Man soll auch an Sontagen vor imbiß und zuvor
die Predigt und Ampt im Münster auß ist, an bei-
den Armbrost Reinen718, dem Büchsen Rein oder
Zweckarmbrost Reinen, nit schiessen, Bei Peen
dreissig Schilling Pfenning.

715 Etwas aufwerfen, aufschichten, s. FWb 2, Sp. 656f.
716 Wäsche in Lauge legen und kochen, s. Wb. d. elsäss.
Mundarten 2, S. 10.

Nach dem auch auf etlichen Zunfftstuben ein
böser Gebrauch gewesen, das man den Zünfftigen
am Sontag unter der Mittag predigt zusamen ge-
botten, Soll solches hinfürter nit mehr geschehen,
Sondern dieselben Gebott erst nach vollendung der
Predigt, so es die Notturfft erheischt, zu erscheinen
gesetzt werden, Bei einer Peen dreissig Schilling
Pfenning, so diejenen, so anders gebieten laßen wer-
den, bezalen sollen.
Nach dem sich auch ein bößer Mißbrauch hal-
tet, das an Sontagen viel Volck auff die Gräben und
andere Orth spacieren gehet, Etlich auf den Plätzen
vor dem Münster und am Vischmarckt unter der
Morgen- und Mittagpredigt, nit zu kleiner Erger-
nuß Frembder und Heimischer, stehen, unnutzes
Geschwätz zu treiben, So laßet ein Ehrsamer Rath
meniglich erinnern und ermahnen, zu zeiten der Pre-
digten solches spatzieren und Standt719 auff den
Plätzen zuvermeiden. Dann wa uber diese Verwahr-
nung jemandts dasselbig frevenlicher weiß ubertret-
te, Wirdt ein Ehrsamer Rath ihre Diener derhalben
acht darauff zu haben verordnen und sich gegen sol-
chen Ubertrettern, je der gelegenheit nach, erzeigen
und halten.
Actum et decretum Montags, den XXVIII. tag
Decembris, Anno XXXIIII. |330|
IIII. Von der Disciplina und Censura der
Kirchendiener unter einandern selbst
Es haben die erste allhieige Kirchendiener, deren
Dienste anfangs der liebe Gott zu der Reformation
der Straßburgischen Kirchen gebraucht, neben Ver-
richtung ihres Ampts in der Predigt des heiligen
Evangelii und außtheilung der heiligen Sacramenten
auch fürnemlich dahin gearbeitet, Das beide in der
Kirchen bei ihren Zuhörern und denn auch bei und
unter ihnen selbst ein Christliche Disciplina und
Zucht, Gottes außgetrucktem Wort und der uralten
Apostolischen Kirchen gemäß, angerichtet und
geübet werden möchte. Solche Christliche Zucht ha-
ben auch die, welche seithero nach dem willen Got-
717 Gestört (werden), s. Grimm, DWb 25, Sp. 570.
718 Schießbahn der Armbrustschützen, s. FWb 2, Sp. 127.
719 (Herum)Stehen, s. FWb 11, Sp. 587.

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