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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0073
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6. Kirchenordnung 1573

Zum andern bittet für das Weltlich Regiment: Erst-
lich für das Haupt, die Röm[isch] Kay[serliche]
Maj[estat], unsern aller gnedigsten Herren, Dar-
nach für die Glieder, alß Churfürsten, Fürsten und
Herren der gantzen Christenheit, In sonderheit aber
für unsere gnedige Herren, Frawe und Frewlein von
Hanaw, für irer Gnaden Räthe, Amptleut, Diener
und die gantze Herrschafft, für ein ersam Gericht
und Gemeine alhie, auch die umbligende Nachpaur-
schafft. Der Allmechtige Gott verleihe der Oberkeit
seinen Heiligen Geist und weißheit, das sie Christ-
lich und wol regieren, die Unterthanen in gemeinem
friden erhalten und bewaren.
Letzlich bittet auch für den Ehelichen stand, der
Allmechtige Gott verleihe allen Eheleuten seinen
Heiligen Geist, das sie Christlich, fridlich und ein-
trechtiglich beieinander leben, ihre Kinder und Ge-
sind zu Gottes forcht, auch ehr und tugent mö- |7|
gen aufferziehen. Bittet für die frucht des Feldes,
umb ein seliges40 Wetter und umb alles, so uns von
nöten ist. Kinder und Krancken wölle unser Herr-
gott pflegen und warten41, Schwangern und Seuge-
rin fröliche frucht und gedeien geben, die gefangnen
loß und ledig machen. Und ein jeglicher bedenck
sein eigene not und kom mit ir für Gott, den himli-
schen Vater, und zweiffel nicht, er werde uns gne-
diglich durch Christum erhören. Und sprecht von
gantzem hertzen also:
Unser Vater, der du bist im Himel, Geheiliget werde
dein Nam. Zukom dein Reich. Dein will geschehe
auff Erden wie im Himel. Unser täglich Brot gib uns
heut. Und vergib uns unser Schuld, alß wir vergeben
unseren Schuldigern. Füre uns nit in versuchung,
Sondern erlöse uns von dem bösen. Dann dein ist
das Reich und die Krafft und die Herrligkeit von
ewigkeit zu ewigkeit, Amen42.

40 Günstiges, s. Grimm, DWb 16, Sp. 515.
41 Behüten, versorgen, s. Grimm, DWb 27, Sp. 2125f.
42 Mt 6,9-13.
43 Passendes, s. FWb 3, Sp. 1332-1334.
44 Strophen (s. Anm. 32).

Nach dem Gebet sing die Schul und Kirch einen
Psalmen. Dem sol folgen ein bequem43 Gebet und
beschluß mit dem Segen.
Wie es auff den Dörffern, da nit Schulen sein,
soll gehalten werden
Auff den Dörffern, da nit Schulen sein, sing der
Pfarherr am Sontag unnd Feyertag einen Deutschen
Psalmen. |8| Darnach erzele er die offne Beicht, Ab-
solution und Epistel. Darnach sing er widerumb ein
kurtz gesang oder die letzten gesetz44 vom ersten.
Als dann thue er die Predig, wie oben vermel-
det45, und beschließ mit dem Gesang, Gebet und
Segen.
Von der Wochen Predig
In der Wochen sol man fur der Predig eynen Psal-
men singen. Dem folg ein Vater unser und die
Predig. Letzlich beschließ die Predig mit dem Ge-
sang, Gebet und Segen.
Zusatz und erinnerung auff den Kirchen Gesang
Es sollen alle Pfarherrn eintrechtiglich bey dieser
Ordnung bleiben und nit ein jeglicher seines gefal-
lens, eigensins und mutwillens in der Kirchen ord-
nung und enderung fürnemen, Dann dardurch der
gemeine Mann irre gemacht und die Gleißner46 dem
Evangelio ubel zureden verursacht werden. Doch
mag man auff die hohen Fest, als Weyhenachten,
New Jar und andere, für die offne Beicht die Gebet,
so zum Fest dienstlich47, sprechen.
Weiter sol sich auch ein jeder Pfarherr befleißigen,
daß er in dem gemeinen Gebet nach der Predig die
gethone Predig anziehen könne48, Item, da grosse
not, als Krieg, Sterben, Thewrung und dergleichen,
vorhanden, auff solche fürnemlich das Gebet richte.

45 S. 52.
46 Heuchler.
47 Siehe unten S. 79-81.
48 Auf die Predigt Bezug nehmen könne, s. FWb 3,
Sp. 1615f.

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