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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0148
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Herrschaft Rappoltstein

Ferner thue ich kundt nicht allein, was zuthuon,
sonder auch, was zulassenn seye, als da seind abgöt-
terey, secten, spaltung, zwytracht, zänckh unnd
häder wider die reine lehr, ergernuß, | unordenlich
lebenn, drunckenheit, wucher, hurerey unnd alle
fleischliche werckh, vonn welchen ich bey den glau-
bigenn anhalte, das sie sie meiden, fliehen unnd sich
selbst bewahren, damit sie nicht ettwa durch
schändtlich contract oder hendel sich selbs vonn
Gott abwendig machenn unnd dardurch der heillig
nam Gottes entheilliget unnd sein heilligthumb ge-
schmähett werde.

[7.] Uber das leg ich die lehr von den heilligen sa-
cramenten auß nach irer einsatzung, nutzbarkeitt
unnd warem brauch unnd verwerffe allen miß-
brauch an ihnen. Dieser seind zwey: der tauff und
das heillig abendtmall. Dann es ist offenbar, das al-
lein diese zwey mitt vorgesetztem gebott, verheis-
sungen unnd zeichen zu gemeinem der kirchen nutz,
auff das sie die verheissung Gottes in unsern herzen
verzeichnen unnd den glaubenn stercken, seyen an-
gestellet40 worden41, also, das Gott, unserer blödig-
keitt42 zuhelffenn, mitt zeichenn der sacramenten
alß eusserlichenn werckzeügen die krafft seines heil-
ligenn geists uns mittheillet unnd auch das jhenig,
so dardurch angezeigett, warhafftig inn uns erfüllet.
Jedoch sollen wir wissen, das alle krafft der sacra-
menten vom heilligen geist herkomen. Dann die blo-
se zeichen ohn den heilligen geist, wie die heillig
schrifft zeüget unnd die erfarung beweiset, hatt kei-
ne krafft. Daher kompt, das der sacramentenn
früchte | allein inn den gläubigenn bestehn, ob gleich
woll die eusserliche zeichenn beiden, den gläubigenn
unnd ungläubignenn, dargereichet werdenn43.

40 Eingerichtet, s. FWb 1, Sp. 1490.
41 Vgl. Nr. 4, Art. 23.
42 Schwäche, s. FWb 4, Sp. 636f.
43 Vgl. Nr. 4, Art. 37.
44 Auswärtigen, Fremden, s. FWb 2, Sp. 1363f.
45 Mt 7,6.
46 Vgl. 2Mos 12,43. In 4Mos 9,14 wird dagegen betont, daß

Das ich aber sage, die zaichenn seyen beiden, glau-
bigen unnd unglaubigen, gemein, rede ich allein
vonn denen, die mitt eusserlicher bekandtnuß der
sichtbaren kirchen zugethan seind, sintemall man
gleich so wenig den eusseren44 die zeichenn mitthei-
len mag, als den jhenigen, die ihr offentlich unwür-
dig seind, damit nicht das heillige geheimnus be-
sudlet werde. Dann man solle die berlen nicht für
die seüw werffen, noch, was heillig ist, für die
hunde45. Unnd was vor zeitten vom osterlamb ge-
sagt ist worden, das kein frembder davon essen
solle46, achte ich gleichermassenn vonn unsern sa-
cramenten zusagenn sein.
Derhalben laß ich die jhenigen nicht zum nachtmall,
die die sichtbare kirchen nit angehören, sonder al-
lein die, so der kirchen lehr und glauben volgenn,
mache auch ire kinder der tauff theilhafftig, dieweill
sie auch im bundt, so Got mitt iren vättern ge-
macht, begriffen47 werden48. Dann ich sage, diß sa-
crament seye ein warzeichenn des bundts Gottes,
durch welchen er uns sampt unserm samen in die
zall seiner kinder auffnimmet49 und uns, nicht allein
durch sein wortt, sonder auch durch begiessung | des
wassers im namen Gott, des vatters, des sohns
unndt des heilligenn geists, vonn der vergebung un-
serer sünde und vonn unnserer geistlichen widerge-
burtt vonn Gott, dem vater, inn Jhesu Christo
durch die krafft des heilligenn geists versichertt.
Das ander sacrament aber vonn dem heilligen
abendtmall, in welchem wir nach seiner insatzung
die gedächtnuß seines dodts haltenn50 unnd durch
die außspendung brots und weins den leib unnd
bluot Christi warlich empfahen zur speiß des ewigen
lebens51, gib ich allein denen, die den rechten glau-
ben bekenen, unnd schliesse die jhenigen auß, so
sein offentlich unwürdig seind, dulde doch hiezwi-

der Fremde, der in Israel wohnt, das Passa nach der ge-
wohnten Satzung und Ordnung halten soll.
47 Einbezogen, s. FWb 3, Sp. 663f.
48 Vgl. Nr. 4, Art. 24.
49 Vgl. Nr. 4, Art. 26.
50 Vgl. Lk 22,19; 1Kor 11,24-25.
51 Vgl. Nr. 4, Art. 31.

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