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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0342
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Weißenburg

nung der Arbeiter oder was deßgleichen ist, hinfüro
nicht mehr under den Predigten fürgenommen noch
verrichtet werden, sonder solche mißbräuch und un-
ordnung abgethon und verbotten sein.
Von dem Gottslestern und Schwehren
Demnach auch auff ettlichen gehaltenen Reichstä-
gen durch die Römisch Kay[serlich] May [estat], un-
sern aller genedigsten Herrn, im Heyligen Römi-
schen Reich, sonderlich in den Keyserlichen Policey
Ordnungen, Christlich, Vätterlich, Heylsamlich und
wol statuirt, geordnet und darneben bey hohen Pee-
nen daß unchristtlich unnd schädlich Laster des
Gotteslestern und Schwerens verbotten wor-
den21, Ebenermaßen auch der Puncten vom Gotts-
lestern und Schweren in der hiebevor Publicirten
Ordnung wohlbedächtlich ausgeführt, Dieweil aber
bis dahero solch verbott leider wenig gehalten und
dieses Laster bey Jung und Alten, mehr dann gut,
uberhand genommen, So wölle sich derwegen ein Je-
der selbs berichten22 und es für gewiß haben und
halten, daß durch solch beschwerlich ubel des Gotts-
lestern, wie wirs in der Heyligen Schrifft klärlich
finden, Gott, der allmächtig, Beide23 gegen den
Gottslesterern und auch der Obrigkeit, die dasselbig
zu wehren schuldig und doch gedulde, zu Zorn, auch
erschreckenlicher zeitlicher unnd ewiger Straff be-
wegt wirdt, Wie dann vielerhand Exempel in der
Heyligen Schrift zu befinden seind24.
Damit aber hierinnen auch unser, der Oberkeit,
ernst und billichs mißfallens, verwarnen unnd straf-
fen gespürt unnd gesehen werde, So wöllen wir un-
sere Bürger unnd Einwohner, Hindersässen, Un-
derthanen und Verwanthe in und ausserhalb dieser
Statt, mit allem ernst und Fleiß Christlich, Vätter-
lich und getrewlich gebetten, vermahnet und er-
innert haben, daß ihr euch alles Gottslesterens,

c Bei der Satzkonstruktion scheint hier etwas zu fehlen.
Möglich wäre: [welcher] Thurn und andere Leibs und
21 Vgl. z.B. die Constitutio criminalis Carolina, hrsg. von
Kohler / Scheel, Art. 106, S. 57f.
22 Hier: sich prüfen.

Schwerens unnd Fluchens, als bey dem Namen Got-
tes, seyner heyligen Marter, Wunden, Sacramenten,
Tauff und aller anderer dergleichen frevendtlichen
schweren und fluchens, gäntzlich wollen enthalten,
alles bey ernstlicher Leib, Gelt unnd Thurn straff, je
nach gelegenheit der sachen und übertrettung. Es
wölle auch je eines das ander in solchem Christlich
und Trewlich verwarnen, auch rügen und bey seim
Burger Eydt anzeigen Und darneben Gott, den All-
mächtigen, jederzeit von hertzen bitten und an-
rufen, das er solch hochsträfflich Laster und Ubel
von seinem Volk genediglich abwenden, zu Christ-
licher besserung und wahrer rew bekehren wölle.
Es sollen auch auff allen Zunfftstuben unnd Würts-
häusern wiederumb Büchßen gegeben werden, und
da einer oder der ander, frembd oder heimisch (in
welchem fall doch der frembd vors erstmal zu war-
nen), in schimpff oder ernst fluchen würde, dem
oder demselbigen soll jedesmals von den Zunfft- und
Stubenmeistern wie auch den Würthen die Büchs
vorgestelt werden, und der, so geschworen, den be-
stimpten Batzen jedesmals darein zulegen verbun-
den sein. Und was also in die Büchßen gefällt, soll
jeder Zunfft gar25, was aber in Würtshäusern aufge-
haben26, alle Quartal gelüffert und jedem Würth das
halb davon zugestellt werden, mit dieser vermah-
nung, das die Zunftmeister und Würth ohn einigen
Respect der Personen diesem unserem Bevelch
stracks nachsetzen und bey des Rhats unnachläßi-
ger straff sich hierin nicht saumseelig erzeigen sol-
len. Da auch einer die Straff zulegen sich verwe-
gern27, in seim Fluchen vortfahren unnd sich nicht
abwarnen28 lassen wolte, oder auch sonsten es mit
der Gotteslesterung zugrob machen, der oder die
sollen jeder zeit trewlich dem Regierenden Burger-
meister angezeigt werden, Thurn und andere Leibs
und höhere straff nach gestalt des verbrechens ha-
ben gegen den Verbrechern vorzunemmenc.

23 Sowohl [...] als auch, s. FWb 3, Sp. 880-882.
24 Vgl. z.B. 3Mos 24,10-16.
25 Vollständig, s. FWb 6, Sp. 100-102.
26 Gesammelt, s. FWb 2, Sp. 475 (s.v. aufheben).
27 Weigern.
28 Warnen, von etwas abbringen, s. FWb 1, Sp. 477.

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