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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0396
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Münster im Münstertal

ben mit seinem ersten wunderwerckh gantz herrlich
geziert, obekrefftigt und bestehtigto hat43, dargegen
aber ehbruch, hurerey und andere unzucht in h.
göttlicher schrifft Alts und News testaments zum
höchsten verbotten, auch offtermals gantz grewlich
und erschröcklich gestrafft worden ist44 etc.,
1. Straff deß ehbruchs und hurerey
Hieruff so wöllen wir angeregte laster deß ehbruchs
und hurerey uffs ernstlichst verbotten und dise be-
trawung45 damit angehengt haben, das derjenig, so
mit denselben befleckt und deßen uberwisen46 wirt,
nit allein an gelt, ehr und gut, sonder auch an leib
und leben nach gestaltsame47 der sachen und ver-
wirckung gestrafft werden soll.
2. Wider die kupplerey
Es sollen auch hinfüro alle verlaümbte48 personen
und sonderlich diejenigen, so ehrlicher biderleüth
kinder, söhn undp töchter, unloblich verkupplen, in
statt und thal nit geduldet, sonder mit verweisung
desselben, auch in andere weg und nach dem die ver-
würckung, zum ernstlichsten gestrafft werden.
3. Unzüchtige weibspersonen sollen nicht
underschleifft49 werden
Als nun auch ein zeithero etliche unzüchtige weibs-
personen | und gemeine metzen50 in statt und thal

ο Anno 1555, 1570 et 1575.
ο-ο C: bestetigt und bekreftigt.
p C: oder.
q-q C: eingebunden und bevolhen haben.
r C: sie also.
s-s In B. gestr. und korr. zu: so wellen wir.

43 Vgl. Joh 2,1-12 (die Hochzeit zu Kana).
44 Vgl. z.B. 3Mos 20,10; 2Sam 12,7-18; 1Kor 6,9-10;
Eph 5,3.5.
45 Androhung, s. Anm. 22.
46 Überführt, s. Grimm, DWb 23, Sp. 640f.
47 Beschaffenheit, s. FWb 6, Sp. 1604f.
48 In schlechtem Ruf stehende, übel beleumdete, s. Lexer
3, Sp. 166 und Grimm, DWb 25, Sp. 784.

eingenistet, so wöllen wir dieselbige hiemit auch ab-
geschafft51 und all unsern burgern, burgerssöhnen,
innwohnern und zugethonen ernstlich qeinge-
bunden habenq, solche nichtswerde, leichtfertige
weibsbilder keins wegs zugedulden, sie weder zuhau-
ßen noch zuherbergen, eßen noch trincken zugeben,
bey straff V 1b. d., welche nit allein derjenig, so
sier uffhelt52, sonder auch der, so sie in statt und thal
führt oder bringt, verfallen sein soll.
4. Kweltstuben und schwammen verbotten53
Gleichergestalt wöllen wir auch die gemeine und är-
gerliche kweltstuben54, item alles schwammen55, da-
durch bis hieher allerley ubels, als unzucht, hurerey,
heimliche verlobungen, winckelehen und andere
laster, erfolgt, hiemit allerdings abgethon und ver-
boten haben, mit dem anhang, das alle diejenige, so
an solchen ergriffen oder angeben werden, nit allein
an gelt, als 10 ß, sonder auch mit dem thurn und in
ander weg zum ernstlichsten gestrafft werden sollen.
5. Winckelehe verbotten
oNachdem auch die heimliche verlobungen und
winckelehen nit allein den göttlichen und geschrieb-
nen keyserlichen rechten entgegen und zuwider,
ssonder auch von unsern lieben vorfahren und uns in
anno 1555 und anno 1570 ernstlich verbotten wor-
den seind, so wöllen wir solche satzungen, ordnun-
gen, gebott und verbott nit allein confirmirt, be-

49 Keine Aufnahme gewährt, s. Grimm, DWb 24,
Sp.1793.
50 Dirnen, s. DRW 9, Sp. 592 (Metze 2).
51 Ausgewiesen, s. FWb 1, Sp. 309.
52 Beherbergt, s. FWb 2, Sp. 454f.
53 Vgl. auch Nr. 6.
54 Spinn- bzw. Kunkelstuben, s. Wb. d. elsäss. Mundarten
2, Sp. 21 1f. (s.v. Quëlte) und Idiotikon 3, Sp. 244 (s.v.
chilt). Vgl. auch das Verb quQueltelten = abends die Nachbarn
besuchen und bei Licht arbeiten und plaudern (Wb. d.
elsäss. Mundarten 2, Sp. 212), aber auch das Verb chilten
im Idiotikon 3, Sp. 245 mit der Bedeutung: ein Mädchen
nachts besuchen.
55 Die Geliebte nachts besuchen, s. Wb. d. elsäss. Mundar-
ten 2, S. 525 (dort mit dem ausdrücklichen Verweis auf
die Ordnungen des Münstertals).

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