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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0458
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Hagenau

Auß dem haben E[wer] key[serliche] may[estat] irem
hochbegabten verstand nach rselbst, one unser ferrer
erynnerungr, gnedigist und vernunfftiglich abzu-
nemen33, das wir nit schuldig, in religions oder pro-
phan sachen bey der furstlichen durchlaucht oder
deren underlandtvogt in unsern consultationibus,
sberadschlagungen oder administrations umb con-
sens oder bewilligung anzusuchen, sondern haben
wir est als ein statt deß heyligen reichs von unver-
dencklichen jaren her [nit] anderst und also herge-
pracht, das wir jeder zeit, ohne vorwissen und willen
eynes ober- oder underlandtsvogts, daß jhenige sta-
tuiert, geordnet und gesetzt haben, daß wir | ver-
meint, gemeyner statt nutz, ehren und wolfhart
zuu sein, in dem uns auch kein landtvogt nie intrag
zuthun begert noch understanden, sonder, wan wir
die reichs gefell und gewhonliche steur jerlich abge-
richtet34, so seind wirv unnd unsere vorfharn aller
dings bey unserer freyen administration unmole-
stiert gelassen worden.
Dan, wan wes bey uns je dise meinung gehabt, das
inn eins landvogts macht oder willen gestanden, in
der religion in der statt Hagenaw enderung vorzu-
nemen, so werde gewyßlichw die Churfurstlich Pfaltz
zu der zeit, als sie die landtvogtey besitzlich inge-
haptx35, die alt religion vor vilen jaren gar abro-

r-r Erg. am Rand.
s-s Erg. am Rand.
t Erg. über der Zeile.
u Erg. über der Zeile.
v Gestr.: aller dings bey.
w-w Erg. am Rand.
x Gestr.: befugt gewesen wer, enderung in der religion in
unserer, der stat Hagnaw vorzunemen oder anzurichten,
so wurde.
y Gestr.: worden sein.
z-z Korr. aus: Wir haben uns aber in demselben unserer ha-
benden libertet.
a-a Korr. aus: keineswegs.
b Gestr.: wollen.
c-cKorr. aus: gepurender.
d-d Erg. am Rand.
e Gestr.: schreyben und.
f Korr. aus: furgenomnen.
g Korr. aus: abstanden.
h-h Erg. über der Zeile.

giert36 und dargegen die Augspurgisch confession
uffgerichty haben. zEs ist aber die Pfaltz daran allein
durch uns verhindert worden. Und haben wir uns
inn demselbigenz als ein statt des heyligen reichs
agar nichtsa begeben37 noch der Pfaltz etwas inrau-
menb, sondern uns in dem unser calte wolherge-
prachtec libertet aller dings ungeschmelert biß zu
unserer selbst gelegenheit vorbehalten wollen.
Deswegen, so ist uns in warheyt gantz frembd, zu
horen oder zu vernemen, das E[wer] rom[isch]
key[serliche] may[estat] sich ddurch unsre abgun-
stiged dahin haben bewegen lassen, das sie uns im
beschluß ires schreibens widerumb und zum zweiten
mal | ernstlich ufferlegen, das wir irem vorigene be-
velch gentzlich nachkhomen, von der angefäng-
tenf newerung in der religion abstong, die wider in
den allten stand restituiern, den new uffgestellten
predicanten38 sampt seyner helffer abschaffen, die
alte religion in allen kirchen, wie sie zuvor gewest
mit predig, singen und geprauch der sacramenten,
anrichten hund unsh hinfür dergleichen newerungi nit
underfahen39 sollenj.
Und khonden wir bey uns selbst anderst nit ver-
muten, dan das E[wer] key[serliche] may[estat]k un-
ser hievor gethoner mundtlicher und schrifftlicher

i Gestr.: uns.
j Gestr.: der furstlichen durchlaucht mit zuschreybung
richtiger antwurt und erclarung, auch sonst in all gepur-
lich, uns ir furstlich durchlaucht, als irem oberlandvogt,
allen schuldigen gehorsam erweysen sollen.
k Gestr.: sich durch unser abgunstige zu solchem bevelch

33 Zu erkennen, s. FWb 1, Sp. 261f.
34 Bezahlt, s. FWb 1, Sp. 292f.
35 Die Kurpfalz hatte die Reichslandvogtei von 1530 bis
1558 inne; danach löste Kaiser Ferdinand I. sie wieder
aus. Vgl. Becker, Geschichte, S. 85-90.
36 Aufgehoben, s. FWb 1, Sp. 297.
37 Aufgeben, verzichten, s. FWb 3, Sp. 543f.
38 Im Dezember 1565 hatte Herzog Christoph von Würt-
temberg den ehemaligen Pfarrer von Lauffen, Dr. Phil-
ipp Heerbrand, als Prädikanten nach Hagenau entsandt.
Vgl. Adam, Kirchengeschichte Elsaß, S. 444.
39 Anmaßen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1543f.

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