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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0092
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Jülich-Kleve-Berg

Anfencklich sullen alle widderdeuffer und widder-
gedeuffte, ouch die da halden ader leren, dat die
kynderdouff nit sy, na inhalt der keyserlicher con-
stitution3 vam leven zom dode geordelt und ge-
strafft, und sich nymantz oever disse vilfeldige
warnong innicher begnadung versehen, sonder ouch
der entwichener guder in ire stat angenomen wer-
den.
Derglychen alle, die da halden, schryven ader le-
ren, dat in dem hochwirdichstem sacrament des al-
tars der waerer lyff und bloit unsers hern Christi nit
wesentlich und gegenwurdich, sonder alleyn figur-
lich, beduytlich ader gar nit sy, sullen in geynen weg
gestadt, sonder uß unsern furstendommen und van
den unsern, obgemelt, verbannen syn, wie wir sye
ouch hymit verbannen. Also, wa sy na umbganck
dryer dage, als disses unses edict verkundicht, be-
treden, an lyff und leven gestrafft und sunst mit
inen gehalden werden, wie in der keyserlicher con-
stitution van den widderdeuffern gemeldet ist. Und
indem irer innich na umbganck der dryer bestimpter
dage entwychen wurden, derselvigen have und gu-
der sullen verwirckt syn und in ire stat angenomen
werdenn. |93v|
Alle die, so Got, unsern hern, syne moder Mariam
und die hilgen lestern, innicherley wyss bi den
schweren oder flochen, sullen sampt iren uffenthel-
dern und denen, die es wissentlich verswygen, inhalt
key. mat. ordnung und reformation der policii4,
anno etc. drissich uffgericht, angenomen und ge-
strafft werden.
Es sullen ouch geyne rottung, coniuration ader
verbonteniss5, der christlicher religion ader oberi-
cheit zuwidder, heimlich ader offenbair furgnomen
werden, sonder die oeverfarer sampt denen, die
daby unnd -oever gewest, vermog der keyserlichen
b Es folgen Verordnungen betreffend Friedbrecher, Mord-
brenner, Mörder, Straßenschinder, Landstreicher, Ehe-
brecher, Fremde, Landsknechte und Kaufleute sowie
Vorschriften für Armenversorgung und Spitäler.

3 Kaiserliches Mandat, das am 23. April 1529 auf dem
Speyerer Reichstags erlassen worden war und in dem die
Täufer mit der Todesstrafe belegt wurden, DRTA.JR
7/2, S. 1325-1327.

rechten lyff und leven, haff und guder verwirckt ha-
ven.
Die winckelprediger und -lerer, ouch alle andere,
die nit ordentlich nach unser ußgegangner ord-
nung6 beroffen, sullen in geynen wech zugelassen,
sonder, wa sy betreden, sampt iren uffentheldern,
anhengern und zustendern an lyff und leven und, so
sye entwichen, an iren gudern gestrafft werden.
Den boechdruckern, -verkeuffern und -foerern
sall nit gestadt werden, inniche boecher, so den wid-
derdeuffern, sacramentierern, gotzlestern ader
ufroerisschen anhengich, ader sunst smehe- unnd
schandtboecher, -schrifften ader -gemeels weren,
veyll zu haven, zuverkouffen ader zu bringen. |94r|
Derglychen sullen sie ouch van den unsern nit
gegoulden, entfangen ader behalden, sonder den
amptluden und oeversten, ouch van denen, die sie
itzundt hetten, anstont overantwort werden, alles
by der straff der wynckelprediger, wie im nesten ar-
tickell vermeldet ist.
So ouch inniche schrifften ader botschafften den
widderdeuffern, sacramentierern und andern un-
christlichen, verdampten secten ader sunst dem
uffroer ader ungehorsam zugedain ader verdechtich,
zugestalt ader ankomen weren ader wurden, diesel-
ven sullen by der straff lyffs und gutz uns, unsern
amptluden und bevelhavern mit antzeigung, van
wem ader waher sy komen, oeverantwort und in
geynen weg verhalden werden.
Indem ouch imantz den itzigen inhavern der stat
Munster7 ader anderen widderdeuffern, sacramen-
tirern und uffroerigen zuzuzehen, luyde, proviand
ader anders zuzufoeren ader hilff, rait und furder-
niss zu doin understoende, der- ader dieselvige sul-
len an lyff und gut gestrafft werden.

4 Reichspolizeiordnung von 1530, Weber, Reichspolizei-
ordnungen, S.132-140.
5 Bündnisse, Grimm, DWb 25, Sp. 183.
6 Siehe oben, S. 53, S. 61.
7 Anfang 1534 wurde in Münster das Täuferregiment er-
richtet. Im Juni 1535 wurde die Stadt gestürmt und die
Täuferherrschaft niedergeschlagen, Schulte, Neutra-
lität, S. 50-55; Stayer, Art. Täufer/Täuferische Ge-
meinschaften I, in: TRE 32 (2001), S. 608-610.

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