4. Mandat gegen Prozessionen 1554
4. Mandat gegen Prozessionena
8. April 1554
Wilhelm1, hertzog zu Gulich, Cleeff unnd Berge,
graff zu der Marck und Ravenßberg, her zu Raven-
stein etc.
Lieve getruwen. Wiewoll bei zeiden des hoichgebor-
nen furstenn, heren Johans2, hertzogenn zu Cleve,
Gulich und Berge etc., unsers herenn vatters, seliger
gedechtnuß, der bildendrach halber bevelh gege-
ben3, in ansehung, dieselbige zu gotzlesterung, er-
gernuß und ursach der sunden mißbrugt, so ver-
seenn wir doch, das sulchem bevelh nit nachkom-
men, sonder vonn etlichen dargegen furgenommen
unnd gehandelt werdenn soll. Ist demnach unser
meinung unnd bevelh, das ir an stunt allenn pasto-
renn in unserem ampt euwerß bevelhs ansaget unnd
berichtet, das gheiner hinfurter solche bilden mehe
umbzudragenn sich understae, sonder den gemeinen
man vermanen, zu der zyt, als man durch das velt
unnd kornn zu louffenn plegt4, in den kirßpelskir-
chenn zusamenn zukommen, die predig unnd christ-
liche ampter zu horren unnd Gott umb gnad, frid-
denn unnd zydich weder zu bitten, uff das die be-
dedage (wie sie in der kirchen genant) christlich ge-
a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Jülich-
Berg II, Nr. 239a, fol. 118. Abdruck: Scotti, Samm-
lung ... Cleve ... Mark, Nr. 50 (Regest).
1 Wilhelm V. von Kleve (reg. 1539-1592), siehe oben,
S. 40 Anm. 79.
2 Johann III. von Kleve (reg. 1521-1539), siehe oben,
S. 31 Anm. 2.
3 Vgl. die Kirchenordnung Herzog Johanns III. vom
3. Juli 1525 (Nr. 1), oben, S. 50.
4 Prozessionen durch die Felder, bei der man an festgeleg-
ten Stationen um gutes Wetter betete. Zu diesen auch als
Hagelfeiertagen bezeichneten Flurumgängen siehe
Kyll, Nikolaus, Die Hagelfeier im alten Erzstift
haltenn werdenn muegenn. Wae auch innichen pa-
store aeder underthanen dissem unserem bevelh
nochmals widderstreben und den nit gehoirsamlich
nachkommen wurdenn, den oder dieselbige hetten ir
uns underscheidlich anzugeben, unsers vernern be-
velhs derhalber zugewarten.
Jedoch ist hiemit |118v| krutz unnd fhanenn umb
denn kirchoffen zu dragen nit verbotten, doch das
der gemein man, so vil das zeichen deß hilligenn
krutz belangt, mit bericht werde, sich nit uff das
eusserliche zeichen zuverlaissen, sonder dardurch an
unserm herenn Jhesum Christum, der daß gantze
menßliche geschlecht vam duvell, helle unnd aller
noit am crutz erloist hat, vermaint zu werdenn, wie
auch durch die fhanen seine herliche ufferstentnus
unnd tryumph uber doit, duvell und hell bedeuttet,
unnd dairumb uff denselben heren Christum irenn
troist unnd hilff zu stellen, versehenn wir unnß also
gentzlich zu uch.
Gegeven zu Dusseldorff5 am viii. dage Aprilis anno
etc. [MD]liv.
Trier und seinen Randgebieten, in: RJVK 13/14
(1962/63), S. 113-171; Lang, Peter Thaddäus,
Würfel, Wein und Wettersegen. Klerus und Gläubige im
Bistum Eichstätt am Vorabend der Reformation, in:
Press, Volker (Hg.), Martin Luther. Probleme seiner
Zeit (SMAFN 16), Stuttgart 1986, S. 219-242, hier
S. 235f.
5 Nachdem die Herzogtümer 1521 vereinigt worden wa-
ren, wurde auch Düsseldorf zur Residenzstadt. Herzog
Wilhelm V. hatte das 1510 abgebrannte Schloss 1549 re-
präsentativ ausbauen lassen, Schürmann, Sonja,
Die landesherrliche Burg, das spätere kurfürstliche
Schloß zu Düsseldorf, in: Land im Mittelpunkt,
S.291-296.
77
4. Mandat gegen Prozessionena
8. April 1554
Wilhelm1, hertzog zu Gulich, Cleeff unnd Berge,
graff zu der Marck und Ravenßberg, her zu Raven-
stein etc.
Lieve getruwen. Wiewoll bei zeiden des hoichgebor-
nen furstenn, heren Johans2, hertzogenn zu Cleve,
Gulich und Berge etc., unsers herenn vatters, seliger
gedechtnuß, der bildendrach halber bevelh gege-
ben3, in ansehung, dieselbige zu gotzlesterung, er-
gernuß und ursach der sunden mißbrugt, so ver-
seenn wir doch, das sulchem bevelh nit nachkom-
men, sonder vonn etlichen dargegen furgenommen
unnd gehandelt werdenn soll. Ist demnach unser
meinung unnd bevelh, das ir an stunt allenn pasto-
renn in unserem ampt euwerß bevelhs ansaget unnd
berichtet, das gheiner hinfurter solche bilden mehe
umbzudragenn sich understae, sonder den gemeinen
man vermanen, zu der zyt, als man durch das velt
unnd kornn zu louffenn plegt4, in den kirßpelskir-
chenn zusamenn zukommen, die predig unnd christ-
liche ampter zu horren unnd Gott umb gnad, frid-
denn unnd zydich weder zu bitten, uff das die be-
dedage (wie sie in der kirchen genant) christlich ge-
a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Jülich-
Berg II, Nr. 239a, fol. 118. Abdruck: Scotti, Samm-
lung ... Cleve ... Mark, Nr. 50 (Regest).
1 Wilhelm V. von Kleve (reg. 1539-1592), siehe oben,
S. 40 Anm. 79.
2 Johann III. von Kleve (reg. 1521-1539), siehe oben,
S. 31 Anm. 2.
3 Vgl. die Kirchenordnung Herzog Johanns III. vom
3. Juli 1525 (Nr. 1), oben, S. 50.
4 Prozessionen durch die Felder, bei der man an festgeleg-
ten Stationen um gutes Wetter betete. Zu diesen auch als
Hagelfeiertagen bezeichneten Flurumgängen siehe
Kyll, Nikolaus, Die Hagelfeier im alten Erzstift
haltenn werdenn muegenn. Wae auch innichen pa-
store aeder underthanen dissem unserem bevelh
nochmals widderstreben und den nit gehoirsamlich
nachkommen wurdenn, den oder dieselbige hetten ir
uns underscheidlich anzugeben, unsers vernern be-
velhs derhalber zugewarten.
Jedoch ist hiemit |118v| krutz unnd fhanenn umb
denn kirchoffen zu dragen nit verbotten, doch das
der gemein man, so vil das zeichen deß hilligenn
krutz belangt, mit bericht werde, sich nit uff das
eusserliche zeichen zuverlaissen, sonder dardurch an
unserm herenn Jhesum Christum, der daß gantze
menßliche geschlecht vam duvell, helle unnd aller
noit am crutz erloist hat, vermaint zu werdenn, wie
auch durch die fhanen seine herliche ufferstentnus
unnd tryumph uber doit, duvell und hell bedeuttet,
unnd dairumb uff denselben heren Christum irenn
troist unnd hilff zu stellen, versehenn wir unnß also
gentzlich zu uch.
Gegeven zu Dusseldorff5 am viii. dage Aprilis anno
etc. [MD]liv.
Trier und seinen Randgebieten, in: RJVK 13/14
(1962/63), S. 113-171; Lang, Peter Thaddäus,
Würfel, Wein und Wettersegen. Klerus und Gläubige im
Bistum Eichstätt am Vorabend der Reformation, in:
Press, Volker (Hg.), Martin Luther. Probleme seiner
Zeit (SMAFN 16), Stuttgart 1986, S. 219-242, hier
S. 235f.
5 Nachdem die Herzogtümer 1521 vereinigt worden wa-
ren, wurde auch Düsseldorf zur Residenzstadt. Herzog
Wilhelm V. hatte das 1510 abgebrannte Schloss 1549 re-
präsentativ ausbauen lassen, Schürmann, Sonja,
Die landesherrliche Burg, das spätere kurfürstliche
Schloß zu Düsseldorf, in: Land im Mittelpunkt,
S.291-296.
77