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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0152
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Minden

lige Evangelion van Christo, und wert uns darinne
Christo gewislick togeegent, So wi löven und holden
uns an beveel Christi, alse uns de Sacramente be-
valen |D4v| heft, up dat wy yo gestercket und ge-
tröstet sin, dat Cristus wyl mit uns handelen und
unse egen sin, alze he uns tosecht und holt ock, wen
wy löven dem Evangelio.
Dyt sint nu de wort Christi, ym aventmal gere-
det: Nemet, etet, dat ys myn lyff, dat vor yw ge-
geven wert. Nemet, dryncket alle daruth, düsse
dranck ys myn blöt, dat vor yw vorgaten wert tho
vorgevynge der sunde. Sülckes döt tho myner ge-
dechtenysse47. Dar se wy bröt und wyn. Averst
umme des wordes willen, dat wi hören, bekennen wi
dat lyff und blöt Christi und eten und drincken dat
to Christus gedechtnysse, alse he bevalen hefft. Dat
ys yo dat rechte Evangelion Christi, dat wy löven
und vorlaten uns darup, dat Christus sin lyff vor
uns yn den döt gegeven hefft und sin blöt ym crütze

vorgaten umme nener anderen orsake, Sünder
umme vorgevynge der sünde. Sülck Evangelion wert
uns yn dyssen worden uthgelecht mit dem worde
unde bevele Christi. De brukinge överst beider ge-
stalt des Sacramentes ys allen Christen noth und na
dem bevele Christi recht, Welckes yck noch yn dys-
sem boke korter und süst, wen men yd begeret, wil
vorantworden. Ick darff Gades wort nicht vorant-
worden, ydt wert sick sülvest wol vorbydden.
Overss umme der Papisten wyllen, de de klaren wör-
de Christi yn unklare grunt mit ören conciliis geset-
tet hebben, ys yd noth, mit Gades worde, nicht
umme der Christen willen allene, men ock umme der
Godtlosen Papisten willen, tho vorantworden. Idt
schal ock, wilt Godt (Wowol my de velheit des ar-
bes48 ydt nu benamen hefft), doch nicht vorbliven,
Sunder mit Gades worde recht tho sinde, werden
vorantwordet, dar thörne, we dar wil. So ys darüm-
me Gades wort recht.

Van anrichtinge der Vesper

Des Söndages und hylligen dages schal yn der
Kercken, wor de Sermon na middage schüt, ock de
Vesper gesun- |E1r| gen werden. De ordeninge der
vesper ys düsse:
Thom ersten schal de Scholemeister anheven:
Dixit dominus myt den anderen 4 Psalmen tho la-
tine, und laten einen yungen de Antiphon singen,
darna einen Himnum, So he Christlick ys, edder ei-

nen düdeschen Psalm. Darna singet ein yunge de
Antiphon: Frölick wille wi49, Und also schal de Scho-
lemester anheven dat Magnificat50, ein versck sin-
gen se, dat ander spelet de Organiste, mit eynem
düdeschen Psalme darna gesungen. Alle dage överst
schölen latinsche Metten und Vesper tho viii sle-
gen51 yn S. Martens52 kercken gesungen werden.

Van Kosteren und Organisten

In einer ideren kercken behövet men nicht mer alse
einen köster, de de ordeninge, wo angerichtet, helpe
vorstan und holden. Ock schal eyn yder köster yn
siner kercken dat eyne Chor der yungen beneven
dem Magistro helpen yn regeringe holden, und schal
ock dem predeker yn allen dingen horsamlich sin
und, wat se öme heten, willich und gerne dön. Se
47 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor
11,23-25.
48 Der Arbeit, der Aufgaben.
49 Agricola: Fröhlich wollen wir Alleluja singen? Vgl. Wak-
kernagel, Kirchenlied III, S. 51.
50 Das deutsche Magnificat (Lk 1,46-55), Pollio: Mein seel

schölen sick ock na nenem Godtlosen wesende mit
anderen papen vorplichten, men allene na Christli-
chem wesende trachten. Ock schölen de köstere eine
halve stünde vor der predekinge thovoren lüden. Wo
se yn düssen und anderen saken, de öne tho dönde
hören, vorsümelich und wedderstorrich gefunden
wörde, schal men se stracks vorlöven und andere
erhebt den Herren mein, Wackernagel, Kirchenlied
III, S. 509.
51 Wenn es 8 Uhr schlägt.
52 Stifts- und Pfarrkirche St. Martin, siehe oben, S. 106
Anm. 16.

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