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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0170
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Minden

Was dann die geistliche jurisdiction belangen thut,
habenn die unterhendelere geistlichenn unnd welt-
lichenn rechten gemes erachtet, das die sachenn, so
biß daher der geistlichen jurisdiction zugehorig, bil-
lich der bischofflichen wirde alß dem geistlichenn
richter sei unnd vorbleibe, doch das hochermelter
bischoff an stadt seiner f[ürstlichen] g[naden] solche
geistliche jurisdiction unnd darzu gehorige sachenn
durch einen gelarten, ehrliebenden unnd erfarnen
man, der jedermenniglichen mit geburlichem unpar-
theyeschen rechten ohne jennige affection furder-
lichst unnd soviel sich thun lassen oder immer ge-
bueren wolle, schleunigst im rechten vorhelffe, vor-
waltenn unnd vorwahren lasse.
Doch soll damit noch sendt noch ban oder der-
gleichen ingefuret, sunder wie es inn andern christ-
lichen reformirten stetten der Augspurgischen Con-
fession12 gehalten wirtt, auch gehalten werden.
[...]c |12v|
Nachdem nun ferner wolgemelte hernn, probst, de-
chant, senior unnd capittel der thumbkirchenn zu
Mindenn sich beclagt, alß soltenn burgermeister,
radt unnd regierung sambt ingesessener burger-
schafft daselbst neulich in kurtzenn jharen wider
alle zuvorsicht ein erwirdig thumbcapittel zu Min-
denn fur ihre erbhern zuerkennen, auch inen sede
vacante geburlichenn gehorsam ann stadt des lan-
desfursten zuleistenn weigerung gethon sich unter-
standen haben, sich aber die abgesantenn gemeiner
stadt Mindenn daruf vornemen lassenn, das sie ein
erwirdig thumbcapittel daselbst fur des stiffts Min-
denn erbhern (wie sie stets bevor) erkenneten, auch
kein wissenn trugen, worinnenn die vonn Mindenn
sede vacante ihrenn erwirdig[e]n sunderlichen zu ge-
horsamen schuldig sein solten, sich auch nicht er-
kundigenn konten, das vonn alters hero jenniges
vonn ihrenn erwirden der stadt Mindenn ufferlegt
oder geleistet wordenn sei, so habenn die anwesende
ritter unnd landtschafft alß gudtliche unterhende-
c Siehe oben, Anm. b.
12 Confessio Augustana von 1530, BSELK S. 85-225.
13 Zu den Mindener Stiftsständen siehe oben, S. 108
Anm. 26.

lere zu hinlegung des puncts nicht unbillich erach-
tet, nachdem gemelte stadt Mindenn unter dem bi-
schoffe immediate unnd im stiffte gelegen, unnd sie
ein erwirdig thumbcapittell fur des stiffts Mindenn
erbhern erkenneten, |13r| unnd sie danebenn nicht in
abreden sein konten oder muchtenn, das sie nebenn
gemeiner ritterschafft ein stant13 des stiffts Minden
unnd also ein gelitt desselbigenn stiffts, auch sambt
unnd gleich der ritterschafft vonn dem bischoff
unnd capittel privilegiirt sein, das sie auch billich
ein ernwirdig thumbcapittel, welch ein haubt des
stiffts zu einem bischoffenn zuerwelen macht habe,
fur ihre erbhern erkennen, sich demnach auch davon
nicht absundern konnen oder mugenn.
Was aber denn geburlichenn gehorsam belanget,
werdenn sie billich nicht hoher oder weiter, alße
vonn alters hero gebreuchlich, beschwerett, das sie
auch bei ihren privilegien zuschutzenn unnd zuhant-
habenn sein, alß auch geclaget, das die vonn Min-
denn zulassen, das ihre predicantenn uff der cantzel
wider des heilligenn reichs constitution14 die hern
des thumbcapittels unnd ihre vorwantenn ihres ge-
fallens lastern unnd die zuhorer jegenn sie unnd die
ihre mit vorbottener uffror erweckenn, dardurch
dan aller friedtlicher wolstant inn hoichste gefahr
gesetzet wurde, die vonn Minden aber, das solches
ihre bevehelich nicht sei, aber das sie denn predican-
tenn nach dem wortte Christi unnd reiner lehre zu
predigen bevolen, hetten angetzeigt.
Da nun sie die hern des thumb- |13v| capittels
ungeburlich lestern unnd die zuhorer jegenn sie
unnd die ihre mit vorbottenem uffrohr zuerweckenn
understandenn unnd sie dessenn erinnert wurden,
das sie dann erbietens, geburlich einsehen zuthun, so
habenn die gemelte unterhendlere dahin gehandelt,
so desselbenn hiebevor etzwes geschehenn, das das-
selbige hiemit abgehandelt, die regierung vonn Min-
denn aber schuldig sein soll, ihren predicanten mit
fleiße antzutzeigen, sich allerhandt uffrohrischenn
predigen, auch lesterlichenn wortt zuenthaltenn
14 Augsburger Religionsfrieden 1555, DRTA.JR 20/3,
S. 3108 § 15f., S. 3112 § 27.

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