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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0258
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Corvey

3. Kirchenordnung für das Corveyer Stiftsdorf Bruchhausena
1603
Agenda, Das ist Kirchen Ordenung,
Wie es in dieser unser Kirchen zu Bruchausen mit verkündigung Göttliches Wordts, reichung der heiligen
Sacramenten und andern Christlichen handlungen und Ceremonien gehalten werden soll
1. Corinth. 14 [40]: Lasset es alles züchtiglich und ordentlich zugehen1.
1603
Gedruckt zu Lemgo durch Conrad Grothen2 Erben |A2r |

Der Almechtige Gott hat sich mit vielen sichtbaren,
gewissen Zeugnussen den Menschen von anfanck
her geoffenbaret, Als mit der außführung der Isra-
eliten3, mit der sendung seines Sohnes4 und heiligen
Geistes5 und vielen grossen Mirakelen und Wun-
dern, hat dabey bezeuget, daß dieses arme, elende
Menschliche geschlechte nicht zu diesem vergenck-
lichen wesen geschaffen sey, Sondern das er ihme
eine ewige Kirche6 in demselben samlen, welcher er
seine Weißheit, Gerechtigkeit und frewde in alle
ewigkeit mittheylen wölle.
Dann ob es wol nicht allein groß und unbegreifflich
den Menschen ist, Sondern auch vor allen Himli-
schen Herscharen und Engeln hoch zuverwundern,
daß er das gefallene menschliche geschlechte durch
den Todt seines Sones auß der macht und gewalt des
Todes und der Hellen erlöset, mit ihme, unserm
Gott und Herrn, wider versönet und also zu Erben
seines Reiches widerumb gemacht hat, Ob, sage ich,
diß groß ist, so hat doch Gott der Allmechtige uber
diß alles uns noch die grosse Barmhertzigkeit erzei-
get, daß er unter uns menschen angerichtet das |A2v|

a Textvorlage (Druck): SUB Göttingen 8 Jus statut V
6047. Abdruck: Rahe, Kirchenordnung, S. 299-363.
1 Es folgt ein Signet, das ein Schiff im Sturm zeigt, umge-
ben von einen Spruchband mit der Devise: Sors mea in
manu dei.

sichtliche Predigampt und gibt uns teglich Prediger,
Hirten und Lehrer, welche mit dem wordt Gottes
die Menschen zur seligkeit beruffen, und wil alle
Menschen, die durch das Göttliche wort bekert wer-
den und im rechten glauben und vertrawen auff den
Heylandt Christum vergebung der Sünden entpfan-
gen, also heiligen, daß der Sohne in den hertzen das
lebendige wort spricht, das Gott uns gnedig sey, und
reist also die Hertzen auß dem Tode und Helle und
gibt ihnen seinen heiligen Geist, daß sie frewde an
Gott haben und ihn recht anruffen, und diese wil er
als seine liebe Kirche gnedig bewaren und regiren
und sie nach diesem zeitlichen leben zu sich versam-
len, da sie mit ihme ewiglich leben, ihn sichtbarlich
und klar anschauwen, seine weißheit mehr und mehr
lernen und gantz voll Liecht, Gerechtigkeit und
Göttlicher frewde sein und bleiben immer und ewig-
lich.
Daß nun dieser Göttlicher wille und der Sohne Got-
tes, Jhesus Christus, auch die Göttliche lehre im
Menschlichen geschlechte bekandt werden, hat
Gott, wie vorgemelt, das Predigampt darzu selbst

2 Zu Conrad Grothes Erben siehe Reske, Buchdrucker,
S. 547f.
3 Ex 12-14.
4 Lk 2,1-21.
5 Apg 2,1-13.
6 Vgl. Mt 16,18.

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