Lippe
Vonn den armenn sechenn16
Es wollenn de verordenten bevelhaber des landes
mester Herman Cleinsorgen17, itzo zu Paderbornn,
schreiben und myt ime handeln lassen, das er de ar-
men sechenn myth dem reynen wort und sacramen-
ten Gottes versorge oder aber ein andern an seine
stadt bestelle. Wo nicht, wollen gedachte befelhaber
uff wege unnd mittell trachten, das de armen se-
chenn durch einen frommen evangelisschen predi-
canten versehenn und versorget werden also, das es
derhalbenn keynen mangell habenn soll.
Dwile auch etliche vicaris alhyr resideren unnd
doch nicht zu kercken gheen, syngen noch leßenn
helffen, werden de verordenten des landes myt inen
rhedenn, das se sych hyrinnen, we sych vann Gottes
unnd irer zynße halbenn gepurth, halten unnd er-
tzegen.
Nachdem auch der predicantenn besoldung irer
gelegenheit nha diser zeit fast18 schmal unnd geryn-
16 Siechen.
17 Magister Hermann Kleinsorgen war der Sohn des Lem-
goer Bürgermeisters Christian Kleinsorgen. Zwischen
1527 und 1536 war er im Besitz des Altars St. Katharina,
Maria Magdalena und Thomas in der Lemgoer Mari-
enkirche. Zwischen 1530 und 1558 war er außerdem Al-
tarist an der Georgskapelle vor dem Neutor, Gerlach,
Archidiakonat, S. 229 Anm. 4, S. 324, 344; Butter-
weck, Geschichte, S. 475.
18 Sehr.
19 Zugezogenen, Fremden.
20 Philipp I. von Hessen (1504-1567).
21 Georg (Jörg) Nusspicker immatrikulierte sich 1511 in
Erfurt. Seit 1518 war er Kanzleischreiber sowie Schrei-
ber, Sekretar und seit 1525 auch Notar am hessischen
Hofgericht. 1529 ist er erstmals als hessischer Vizekanz-
ler nachgewiesen, er hatte es bis zu seinem Tod 1540 in-
ne, Gundlach, Zentralbehörden 3, S. 185.
22 Johannes Fontius († 1539) wurde 1532 von Landgraf
Philipp gemeinsam mit Antonius Corvinus nach Lipp-
stadt gesandt, um dort die Reformation einzuführen.
Von 1529 bis 1535/36 war er Pfarrer in Homburg/Efze,
anschließend bis 1538/39 Superintendent in Kassel,
Hütteroth/Milbradt, Pfarrer, S. 88; Küch, Poli-
tisches Archiv 1, Nr. 298, 432, 461.
23 Hier muss es sich um Johann Westermann († 1542) han-
deln, siehe oben, S. 283 Anm. 18.
ge, soll ein erbar rhaidt darauff trachten, daß se auß
geistlichen gevellen unnd zynßen eine bestendige,
erliche besoldunge haben, damit se sych und de
irenn erhalten, beneben inen andern armen, inko-
melingen19 und inwonern, auch etwan mitteilen und
almysse geben mugen. |21v| Hydurch sollenn der
stadt Lemgo privilegienn unnd gerechticheiten in
andere wege ungekrencket sein unnd bleibenn.
Actum Lemgo durch unnses g[nädigen] h[errn] und
fursten, des lantgraffen20, gesschickten Georgium
Noßbicker21, Johan Fonten22 und Tileman Werse-
man23, doctor, beide superintendenten und predi-
canten zu Cassell unnd hoffgesynne; hern Walen Ba-
renscheit24, Hoyesschenn cantzeler, van wegen unses
g. h. graff Joist zue Hoya25 als mythvormunden;
verordenten Herman van Mengerssen26, lanndros-
ten; Christoffern von Donepe27, drosten zu Detmoldt;
24 Wahle Barenscheid war Kanzler Graf Jobsts II. von
Hoya, Küch, Politisches Archiv 2, Nr. 1493 (1535/36),
1994 (1531-1536), 1995 (1537), 1997 (1539), 2002
(1542-1545).
25 Jobst II. von Hoya (reg. 1511-1545).
26 Hermann von Mengersen (um 1480-1558) trat vor 1512
als Drost in den Dienst Simons V. zur Lippe. Im Sep-
tember 1535 beauftragte Philipp von Hessen ihn, sich
bei Simon V. für die Lutheraner in Lemgo einzusetzen.
Nach Simons Tod (1536) gehörte von Mengersen ge-
meinsam mit Christoph von Donop und Simon de Wendt
zur Vormundschaftsregierung für Bernhard VIII. Zwi-
schen 1544 und 1547 war er Statthalter des Erzbischofs
von Köln im Hochstift Paderborn, Materialien zur lip-
pischen Landesgeschichte, S. 102-106; Fitzner, Ent-
scheidungsjahr, S. 27f.; Meyer, Johannes, Geschich-
te des Geschlechts von Mengersen, nach Vorarbeiten der
Familie zusammengestellt (Beiträge zur deutschen Fa-
miliengeschichte 15), Leipzig 1937, S. 38ff.; vgl. Schil-
ling, Konfessionskonflikt, S. 152 Anm. 2.
27 Christoph von Donop (1503-1562) hatte an den Univer-
sitäten Köln, Löwen und Paris studiert, bevor er Drost
in Detmold wurde. Unter Bernhard VIII. zur Lippe war
er Geheimer Rat sowie Präsident der Rentkammer,
Fitzner, Entscheidungsjahr, S. 30.
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Vonn den armenn sechenn16
Es wollenn de verordenten bevelhaber des landes
mester Herman Cleinsorgen17, itzo zu Paderbornn,
schreiben und myt ime handeln lassen, das er de ar-
men sechenn myth dem reynen wort und sacramen-
ten Gottes versorge oder aber ein andern an seine
stadt bestelle. Wo nicht, wollen gedachte befelhaber
uff wege unnd mittell trachten, das de armen se-
chenn durch einen frommen evangelisschen predi-
canten versehenn und versorget werden also, das es
derhalbenn keynen mangell habenn soll.
Dwile auch etliche vicaris alhyr resideren unnd
doch nicht zu kercken gheen, syngen noch leßenn
helffen, werden de verordenten des landes myt inen
rhedenn, das se sych hyrinnen, we sych vann Gottes
unnd irer zynße halbenn gepurth, halten unnd er-
tzegen.
Nachdem auch der predicantenn besoldung irer
gelegenheit nha diser zeit fast18 schmal unnd geryn-
16 Siechen.
17 Magister Hermann Kleinsorgen war der Sohn des Lem-
goer Bürgermeisters Christian Kleinsorgen. Zwischen
1527 und 1536 war er im Besitz des Altars St. Katharina,
Maria Magdalena und Thomas in der Lemgoer Mari-
enkirche. Zwischen 1530 und 1558 war er außerdem Al-
tarist an der Georgskapelle vor dem Neutor, Gerlach,
Archidiakonat, S. 229 Anm. 4, S. 324, 344; Butter-
weck, Geschichte, S. 475.
18 Sehr.
19 Zugezogenen, Fremden.
20 Philipp I. von Hessen (1504-1567).
21 Georg (Jörg) Nusspicker immatrikulierte sich 1511 in
Erfurt. Seit 1518 war er Kanzleischreiber sowie Schrei-
ber, Sekretar und seit 1525 auch Notar am hessischen
Hofgericht. 1529 ist er erstmals als hessischer Vizekanz-
ler nachgewiesen, er hatte es bis zu seinem Tod 1540 in-
ne, Gundlach, Zentralbehörden 3, S. 185.
22 Johannes Fontius († 1539) wurde 1532 von Landgraf
Philipp gemeinsam mit Antonius Corvinus nach Lipp-
stadt gesandt, um dort die Reformation einzuführen.
Von 1529 bis 1535/36 war er Pfarrer in Homburg/Efze,
anschließend bis 1538/39 Superintendent in Kassel,
Hütteroth/Milbradt, Pfarrer, S. 88; Küch, Poli-
tisches Archiv 1, Nr. 298, 432, 461.
23 Hier muss es sich um Johann Westermann († 1542) han-
deln, siehe oben, S. 283 Anm. 18.
ge, soll ein erbar rhaidt darauff trachten, daß se auß
geistlichen gevellen unnd zynßen eine bestendige,
erliche besoldunge haben, damit se sych und de
irenn erhalten, beneben inen andern armen, inko-
melingen19 und inwonern, auch etwan mitteilen und
almysse geben mugen. |21v| Hydurch sollenn der
stadt Lemgo privilegienn unnd gerechticheiten in
andere wege ungekrencket sein unnd bleibenn.
Actum Lemgo durch unnses g[nädigen] h[errn] und
fursten, des lantgraffen20, gesschickten Georgium
Noßbicker21, Johan Fonten22 und Tileman Werse-
man23, doctor, beide superintendenten und predi-
canten zu Cassell unnd hoffgesynne; hern Walen Ba-
renscheit24, Hoyesschenn cantzeler, van wegen unses
g. h. graff Joist zue Hoya25 als mythvormunden;
verordenten Herman van Mengerssen26, lanndros-
ten; Christoffern von Donepe27, drosten zu Detmoldt;
24 Wahle Barenscheid war Kanzler Graf Jobsts II. von
Hoya, Küch, Politisches Archiv 2, Nr. 1493 (1535/36),
1994 (1531-1536), 1995 (1537), 1997 (1539), 2002
(1542-1545).
25 Jobst II. von Hoya (reg. 1511-1545).
26 Hermann von Mengersen (um 1480-1558) trat vor 1512
als Drost in den Dienst Simons V. zur Lippe. Im Sep-
tember 1535 beauftragte Philipp von Hessen ihn, sich
bei Simon V. für die Lutheraner in Lemgo einzusetzen.
Nach Simons Tod (1536) gehörte von Mengersen ge-
meinsam mit Christoph von Donop und Simon de Wendt
zur Vormundschaftsregierung für Bernhard VIII. Zwi-
schen 1544 und 1547 war er Statthalter des Erzbischofs
von Köln im Hochstift Paderborn, Materialien zur lip-
pischen Landesgeschichte, S. 102-106; Fitzner, Ent-
scheidungsjahr, S. 27f.; Meyer, Johannes, Geschich-
te des Geschlechts von Mengersen, nach Vorarbeiten der
Familie zusammengestellt (Beiträge zur deutschen Fa-
miliengeschichte 15), Leipzig 1937, S. 38ff.; vgl. Schil-
ling, Konfessionskonflikt, S. 152 Anm. 2.
27 Christoph von Donop (1503-1562) hatte an den Univer-
sitäten Köln, Löwen und Paris studiert, bevor er Drost
in Detmold wurde. Unter Bernhard VIII. zur Lippe war
er Geheimer Rat sowie Präsident der Rentkammer,
Fitzner, Entscheidungsjahr, S. 30.
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