Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0070
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erzstift Köln

schienen 41. Jahrs der weniger zall zu Regenspurg
durch einen Reichßbeschluß13 allen Geistlichen Bi-
schoffen und Prelaten ernstlich aufferlegt und be-
fohlen, under ihnen und den ihrigen, so ihnen un-
derworffen, Christliche ordnung und Reformation
vorzunemmen und auffzurichten, auch uber solcher
strenglich zuhalten und sich daran nichts hindern
zulassen. Ferners innhalts berürts publicirten Ab-
schieds, krafft dessen auch | c4v | weiland unser Vor-
fahr, Bischoff Herman14, seliger, bewegt worden ist,
mit zuthun S[einer] L[iebden] Capitel und Land-
stände eine solche Reformation an die hand zu-
nemen und ins werck zurichten.
Uber diß alles wir in sonderheit etlichen hohen
und nidrigen Stands Personen billich zudancken
hetten, daß sie nechst Gott uns zu lesung Göttlicher
Schrifft, auch fleißiger erwegung und haltung deren
darin gegründten gegen der Päpstlichen bawfelligen
lehr, sonderlich aber unsers auß unwissenheit prä-
stirten Päpstischen Juraments trewlich erinnert und
auß diesem und anderen ursachen nützliche und
Christliche anweisung gethan, auch mit ihrem
Christlichem Gebet neben uns entlichen erhalten
hetten, daß der Allmechtige uns seinen willen erken-
nen lassen und wir nun mehr mit gutem gewissen die
in der Römischen Religion befundene mängel ver-
lassen, auch dagegen die in der Augspurgischen
Confeßion begrieffene und in Gottes wort gegründte
Evangelische Lehr, sonderlich von dem allein selig-
machenden verdienst unsers Herren und Heylands
Jesu Christi, neben andern deroselben zugethanen
Churfürsten, Fürsten und gemeinen Ständen mit
Mundt und Hertzen für wahr hielten und bekennen
köndten. Als wir auch uns zu jetztgedachter in Got-
tes wort gegründeter Augspurgischen Confeßion of-
fentlich hiemit erklärten und bekenneten, auch ver-
mittelst Göttlicher gnaden darbey biß in unsere
grube bestendiglich gedechten zu bleiben, Verhof-
fend, unser trewer Gott, dessen gnadenreiche hand
nicht verkürtzt15, würde uns in dieser unserer

13 Abschied des Regensburger Reichstags von 1541,
Schmauss/Senckenberg, Neue Sammlung 2, S. 434
§25.
14 Hermann von Wied, Erzbischof von Köln und Kurfürst

Christlichen bekanntnuß bestetigen, Auch nicht al-
lein unsern in unserm Ertz- |d1r| stifft gesessenen
und angehörigen, sondern auch allen eyfferigen
Christen, die solches bitten und begeren werden, die
ware erkantnuß der unverfälschten Evangelischen
Lehr weniger nicht dann uns selbsten nach seinem
Göttlichen willen gönnen und gnade verleyhen, daß
sie bey unsern lebzeiten, wie auch nach unserem ab-
sterben bey unsern Nachfolgern Christlich und wol
regiert und insonderheit wider ihre gewissen nicht
beschweret, sondern bey der reinen, wahren und un-
verfälschten Religion und dero freyheit, die wir ih-
nen zugestatten uns entschlossen hetten und welche
nach dem unwandelbaren befelch Gottes keine Ob-
rigkeit ihren Underthanen abstricken kan noch soll,
bestendiglich gehandhabt mögen werden.
Wann dann wir als ein Christliche Obrigkeit
auch in sonderheit in krafft unsers obliegenden
Ertzbischofflichen Ampts schuldig, die auß sonder-
barer schickung Gottes erkante warheit der Evan-
gelischen Lehr nicht allein für unser Person selbst
zubekennen, sondern auch dergleichen erkantnuß
unseren angehörigen, für die wir künfftig für dem
strengen Richterstul des Herren rechenschafft geben
müssen16, Und in sonderheit denen, die solche albe-
reit erlangt und von wegen besorgten trangsalls und
unchristlicher verfolgung des offentlichen Exercitii
der wahren Religion sich in unserm Ertzstifft biß
anhero nicht anmassen haben dörffen, nicht zumiß-
gönnen noch sie in ihrem bey uns geschehenem bil-
lichem ansuchen länger auffzuhalten, So weren wir
demnach gemeint, allen und jeden, die solches be-
geren würden, das offentlich Exercitium der Evan-
gelischen lehr und brauchung | d1v| der Sacramenten
nach der Einsetzung Christi vermöge obangeregter
Augspurgischen Confeßion zugestatten, auch sie
vermittelst Göttlicher gnaden für aller unbillichen
trangsall zuschützen und zuschirmen und uns son-
sten in Religionssachen nach innhalt unser derwe-
gen begrieffenen und mit unserm Insiegel publicir-

1515-1547, Administrator des Bistums Paderborn 1532-
1547.
15 Num 11,23.
16 Mt 12,36.

52
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften