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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0115
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2. Kirchenordnung 1563

que certa communisque regula, ad quam ecclesia-
rum gubernatio unanimiter vobis institui debet, ne
rituum diversitate vel populus infirmus offendatur
aut ordo decens sacrisque conveniens negligentia vel
superstitione ministrorum perturbetur.
Concedetur denique tam omnibus quam singulis
facultas libere proponendi, si quid est, quod ad ec-
clesiarum incolumitatem spectare arbitramini aut si

quem in officio suo urget molestia premitue injuria
intollerabilis, re perspecta et cognita medicinam fe-
ret iustam et opportunam.
Has tres partes modo inchoare et absolvere, ut
necessarium et utile erit, ita et sufficiet. vestrum
est, quae pio animo proponuntur, omni studio iu-
vare et promovere.
Dixi. |35r|

Reformationis ecclesiasticae repetitio, habita sub generoso comite domino Ludovico etc.
anno Domini 1563, 14. Junii

De doctrina
Erstlich, so viel die lehr belanget, ist und bleibt der-
selbigen grundt und warheit scriptura canonica, das
ist der propheten und aposteln lehr. Unnd dieweil
Augustana Confessio4 die heuptartickel der christ-
lichen lehr fein ordentlich nacheinander erzelet, die-
selbigen auch in der Apologia5 auß göttlicher schrifft
gnugsam beweret, soll wieder diese niemand keine
newerung vornemen oder unnützen zanck erregen.
So aber jemand einige beschwerung furfiele, soll er
dieselbige im synodo friedlich anbringen und einer
freundlichen unterweysung erwarten.
De sacramentorum dispensatione
So viel aber die außspendung der heiligen sacrament
in der christlichenn | 35v | gemein belangt, sollen die
ministri dieselbigenn nach Christi ordnung und
fast6 eintrechtiglich, das ist in gleicher maß und
form, allenthalben verrichten, damit sich an der un-
gleicheit niemand zu ergern habe, wie solche gleich-
heit und ordnung der gesenge hernach in sonderheit
gestellet ist7. Und wiewoll man gern sehen möchte,
das man dabey auch die alte gewonliche kirchen-
kleidung behielt und brauchete, jedoch, dieweil sie
bey etlichen schon gefallen, etlichen auch ungewon-
lich scheinen, soll man die freiheit bleiben lassen,

einem jeden dieselben zugebrauchen oder nicht. Die-
weil es aber gleichwoll billich und ehrlich ist, das ein
kirchendiener sein ampt züchtig vor der gemeine
verrichte und in der kleidung von andern etwas un-
derschieden werde, soll man den chorrock darzu ein-
trechtiglich erhalten und brauchen. Und sollen die
pastores sampt den kirchenmeistern versehung
thun, das die gebreuchliche kirchen ornamenta be-
stellet und sauber gehalten werden.
De feriis
Von den predigtagen unnd feiertagen soll ein jeder
pastor sein bestimpte zeit wissen. Und dieweil man
vormals ein gewisse zall der feiertage den ministris
ubergeben, sollen dieselbigen noch also fortan erhal-
ten und verkündiget werden, und soll niemand die-
selbige verhindern oder unordnung darinnen anrich-
ten. Und nachdem etliche feiertage inn den
hawerndte und schnitt fallen, als Iohannis Baptistae
[24. Juni], Petri und Pauli [29. Juni], Visitationis
Mariae [2. Juli], Iacobi [25. Juli] und Bartholomei
[24. Aug.], auff daß das volck in nötiger arbeit un-
verseumpt bleibe, soll ein jederman, biß die predigt
gehalten, still sein. Darnach aber soll der pastor
dem volck freiheit geben, so jemand nötige arbeit
zuverrichten hette, derselben zupflegen. |36r|

4 Confessio Augustana von 1530, BSELK S. 85-225. 6 Sehr.
5 Apologie zur Confessio Augustana von 1531, BSELK 7 Siehe unten, S. 101.
S. 244-709.

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