3. Kirchenordnung [1565]
allezeit bey uns bleiben bis an das ende der
welt14, und hat gleichwol den menschen mancherley
gaben verliehen, under diesen aber auch hülff, bey-
standt und gewalt, die kirchen recht zu ordiniren
und zuerhalten, so bitten wir demütiglich, das du
dieser deiner kirchendiener hertzen mit deinem hei-
ligen geist begnadigest, lerest und heiligest, auff das
sie mit weißheit und heilsamen rat jeder zeit gefast,
lüstig und von hertzen diese deine kirche sampt dem
pfarherrn trewlich und bestendiglich regiren, damit
man die geistliche frucht an allen gleubigen volköm-
lich und uberflüssig15 spürenn möge, durch densel-
bigen, deinen son Christum, unsern herrn und erlö-
ser, Amen.
Von den kastenmeystern und ihrer erwelung
Welche leute zu diesem ampt erwelet und gebraucht
werden sollen, hat uns der heilige geist selbs, Act. 6
[3] und 1. Thimoth. 3 [8], gezeyget, als nemlich, die
ein gut gerücht haben, trew und fleissig sein. Die-
weil aber in einer | 51v | jeden gemein der pfarherr und
seniores dieselbigen am besten erkennen und vor-
schlagen können, sollen sie durch deren stimm er-
welet und furthin von dem superintendenten beste-
tigt, auch inen ir ampt angezeiget und erkleret
werden, welches ist:
1. Erstlich, das sie in allen worten unnd wercken
allein Gottes ehr suchen, in Gottes furcht wandeln,
die lehr des evangelii lieb haben und trewlich, auch
auffrichtig, in allen geschefften, so in irem ampte
vorfallen, handeln, nichts auß bösen affecten thun,
sondern fur andern sich aller erbarkeit befleissen.
2. Darnach will auch von nöten sein, das sie
gantz vorsichtiglich16 handeln mit einnemenn und
außgeben der zinse und renthen der kirchen, damit
sie nichts vergessen, verseumen oder ohnnötig auß-
legen und anwenden. Und damit solches desto bes-
ser geschehen möge, sollenn die register in der kir-
14 Mt 28,20.
15 Im Überfluss, überreich, vgl. Grimm, DWb 23,
Sp. 222-226.
16 Umsichtig, klug.
17 Eingefordert, Grimm, DWb 3, Sp. 230.
18 Eingezogen.
chen kasten (darzu der pfarherr, deßgleichen ein
jeder kastenmeister, ein schlüssel haben soll) ver-
waret, und die zinse zu gewissen tagen, die zuvor
von der cantzel den schüldnern oder zinßleuten ver-
kündiget, eingemanet17, von ihnen allen dreien
samptlich auffgehaben18, und nichts darvon, es ge-
schehe dann mit rath und vorwissen aller dreien,
außgebenn unnd angewendet werdenn.
3. Sie sollen auch fleissig versehen und drann
sein, das die bew19, so der kirchen zustehenn, in gu-
tem baw gehalten, bey zeit, da etwas mangelhafft
daran befunden, bessern und keinen schaden nemen
lassen. Darzu sie der kirchspels leute hülff anspre-
chen und nach vermögen der kasten helffen unnd
erlegen sollen also, das, da ein dach zulegen20, das
stro von den nachbarn gesam-| 52r | let, die arbeiter
an der kost vom pfarherrn gehalten und denselbigen
der lohn auß der kirchen geben werde. In gleichem
mit allen andern. Auch mit zu sehen, das die kir-
chenn- und widthumbs21 güter nicht vereussert, ver-
setzt, zerrissen22 und geschmälert werden, unnd was
darinnen vorlauffen wurde, anzeigenn.
Unnd dieweii bißweilen streit der kirchenngüter
halber vorfelt, darumb die ministri oder kasten-
meister gerichtlich angesprochen werden, sollen sie
nit schüldig sein, mit jemandt gerichtlich zuhan-
deln, biß der zweyspalt fur die amptleute eines jeden
orts bracht und verhort und, wo es nicht vergliechen
werden kann, an unsern gnedigen herrn referirt wer-
de, wöllen ire gnade, was darinn zu thun, befelhen.
4. Es wird auch in der schrifft von denen, welche
wir kastenmeister nennen, erfoddert, das sie der ar-
men notturfft sich annemen unnd denselbigen auß
der kirchen gütern gleichmessige hülff und stewer
thun sollen. Dieweil aber [der] kirchen einkommen
fast23 gering und mit nottürfftigem bawen verthann,
der armen stewr24 aber allen sontag von einer banck
zur andern gesamlet wird, sollen die kastenmeyster
dieselbige stewer nach der predigt zelen unnd zum
19 Gebäude.
20 Zu errichten wäre.
21 Siehe oben, S. 99 Anm. 14.
22 Verteilt.
23 Sehr.
24 Unterstützung, Hilfe.
109
allezeit bey uns bleiben bis an das ende der
welt14, und hat gleichwol den menschen mancherley
gaben verliehen, under diesen aber auch hülff, bey-
standt und gewalt, die kirchen recht zu ordiniren
und zuerhalten, so bitten wir demütiglich, das du
dieser deiner kirchendiener hertzen mit deinem hei-
ligen geist begnadigest, lerest und heiligest, auff das
sie mit weißheit und heilsamen rat jeder zeit gefast,
lüstig und von hertzen diese deine kirche sampt dem
pfarherrn trewlich und bestendiglich regiren, damit
man die geistliche frucht an allen gleubigen volköm-
lich und uberflüssig15 spürenn möge, durch densel-
bigen, deinen son Christum, unsern herrn und erlö-
ser, Amen.
Von den kastenmeystern und ihrer erwelung
Welche leute zu diesem ampt erwelet und gebraucht
werden sollen, hat uns der heilige geist selbs, Act. 6
[3] und 1. Thimoth. 3 [8], gezeyget, als nemlich, die
ein gut gerücht haben, trew und fleissig sein. Die-
weil aber in einer | 51v | jeden gemein der pfarherr und
seniores dieselbigen am besten erkennen und vor-
schlagen können, sollen sie durch deren stimm er-
welet und furthin von dem superintendenten beste-
tigt, auch inen ir ampt angezeiget und erkleret
werden, welches ist:
1. Erstlich, das sie in allen worten unnd wercken
allein Gottes ehr suchen, in Gottes furcht wandeln,
die lehr des evangelii lieb haben und trewlich, auch
auffrichtig, in allen geschefften, so in irem ampte
vorfallen, handeln, nichts auß bösen affecten thun,
sondern fur andern sich aller erbarkeit befleissen.
2. Darnach will auch von nöten sein, das sie
gantz vorsichtiglich16 handeln mit einnemenn und
außgeben der zinse und renthen der kirchen, damit
sie nichts vergessen, verseumen oder ohnnötig auß-
legen und anwenden. Und damit solches desto bes-
ser geschehen möge, sollenn die register in der kir-
14 Mt 28,20.
15 Im Überfluss, überreich, vgl. Grimm, DWb 23,
Sp. 222-226.
16 Umsichtig, klug.
17 Eingefordert, Grimm, DWb 3, Sp. 230.
18 Eingezogen.
chen kasten (darzu der pfarherr, deßgleichen ein
jeder kastenmeister, ein schlüssel haben soll) ver-
waret, und die zinse zu gewissen tagen, die zuvor
von der cantzel den schüldnern oder zinßleuten ver-
kündiget, eingemanet17, von ihnen allen dreien
samptlich auffgehaben18, und nichts darvon, es ge-
schehe dann mit rath und vorwissen aller dreien,
außgebenn unnd angewendet werdenn.
3. Sie sollen auch fleissig versehen und drann
sein, das die bew19, so der kirchen zustehenn, in gu-
tem baw gehalten, bey zeit, da etwas mangelhafft
daran befunden, bessern und keinen schaden nemen
lassen. Darzu sie der kirchspels leute hülff anspre-
chen und nach vermögen der kasten helffen unnd
erlegen sollen also, das, da ein dach zulegen20, das
stro von den nachbarn gesam-| 52r | let, die arbeiter
an der kost vom pfarherrn gehalten und denselbigen
der lohn auß der kirchen geben werde. In gleichem
mit allen andern. Auch mit zu sehen, das die kir-
chenn- und widthumbs21 güter nicht vereussert, ver-
setzt, zerrissen22 und geschmälert werden, unnd was
darinnen vorlauffen wurde, anzeigenn.
Unnd dieweii bißweilen streit der kirchenngüter
halber vorfelt, darumb die ministri oder kasten-
meister gerichtlich angesprochen werden, sollen sie
nit schüldig sein, mit jemandt gerichtlich zuhan-
deln, biß der zweyspalt fur die amptleute eines jeden
orts bracht und verhort und, wo es nicht vergliechen
werden kann, an unsern gnedigen herrn referirt wer-
de, wöllen ire gnade, was darinn zu thun, befelhen.
4. Es wird auch in der schrifft von denen, welche
wir kastenmeister nennen, erfoddert, das sie der ar-
men notturfft sich annemen unnd denselbigen auß
der kirchen gütern gleichmessige hülff und stewer
thun sollen. Dieweil aber [der] kirchen einkommen
fast23 gering und mit nottürfftigem bawen verthann,
der armen stewr24 aber allen sontag von einer banck
zur andern gesamlet wird, sollen die kastenmeyster
dieselbige stewer nach der predigt zelen unnd zum
19 Gebäude.
20 Zu errichten wäre.
21 Siehe oben, S. 99 Anm. 14.
22 Verteilt.
23 Sehr.
24 Unterstützung, Hilfe.
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