3. Kirchenordnung [1565]
verba institutionis, und lasse darnach die commu-
nicanten herzu gehen, communicire und vermane sie
endlich zur dancksagung.
Von besuchung der krancken und communion,
die in heusern gehalten wird
Das die krancken in ihrer schwachheit auß Gottes
wort zu trösten, zu warer buß und bekerung zu Gott
in Christo aus lebendigem glau- |65r| ben an Chri-
stum zuvermanen und vor sie zu beten, ja, fleiß in
allwegen bey ihnen anzuwenden sey, leret uns Got-
tes wort ernstlich und bezeugen auch viel der alten
lehrer schriffte, das die gemeine christen und gleu-
bigen jeder zeit mit fleiß gethan haben. Dieweil aber
viel mißbrauchs unter dem schein geschicht und un-
derlaufft, will dem diener der sacrament von nöten
sein, das er nicht schläfferig handel, vorzusehen,
dann etliche sein, welche die diener beschicken und
von ihnen daheim inn heusern das nachtmal zu rei-
chen begern, auch, da sie noch gesundes leibs in die
gemein zur versamlung woll kommen mögen. Und
geschicht solches auß dem mißverstandt, da sie dem
eusserlichen die krafft, Gottes gnade und seligkeit
zuerlangen, zuaignen, wie sie vormals sein gelehret
wordenn.
Die andern, welche sich hiebevor zur kirchen
nicht gehalten und die heiligen sacrament gebraucht
haben, wenn sie kranck werden, beschicken den die-
ner, vermeynend, er müsse73 nunmehr inen die sa-
crament nicht versagen.
Darnach sein auch etliche, welche ihre bekerung
sparen unnd auffschieben biß uffs todtbett und biß
an die letzten züge, also das, ob sie wol mit andern
christen sich eusserlicher gebur verhalten, haben sie
doch ernstliche bekerung nicht im hertzen, gleuben
auch, wenn sie am allerletzten mit dem sacrament
versehen werden, seien sie auß krafft desselbigen al-
ler sünden queit74.
Die ersten soll man vermanen, daß sie das sa-
crament mit andern in der gemein und versamlung
gebrauchen, die andern soll man nicht ehe mit dem
heiligen sacrament versehen, biß |65v| sie gnugsam
anzeige warer, hertzlicher rew beweisen, sie auch
freundlich zur erkentnuß und rew ihres gottlosen
wesens getrewlich underweisen und vermanen, die
letzten allemal in der predigt fleissig vermanen, das
sie es nicht biss auffs ende und eusserste sparen, son-
dern bey zeiten die diener des worts und sacramen-
ten beschicken, auff das dieselbigen ihren dienst zur
besserung unnd trost der krancken fruchtbarlich
verrichtenn mögenn.
Die diener sollen den krancken zu erkentnuß der
sünden, und das er der absolution von hertzen be-
gere, underrichten, und so er derselbigen begert, mit
dapfferkeyt und anzeyg der frucht im mittheilen,
darnach zur gemeinschafft des leibs und bluts Chri-
sti vermanen und, so er in der recht begirig findet,
mittheilen. Wo er aber zu spat zum krancken beruf-
fen oder sonst keine rechte anzeyg der rew und be-
girde zum heiligen sacrament befinden würde, soll er
auch die perlin Gottes niemand zuverachten vor-
werffen75.
Von einsegnung der eheleute | 66r |
III. Das dritte theyl der ordnung bestehet in den stücken, dardurch man sich einhelligkeit der lehr und
glaubens, fleiß und gehorsams erkundigt und befurdert, alß da sein synodus unnd visitatio
Von dem Synodo
Den synodum belangend, sol järlich ein conventus
ministrorum angesetzt werden zur gelegensten zeit,
als ohngefehrlich umb Pfingsten. Und dieweil die
73 Dürfe.
74 Ledig.
75 Vgl. Mt 7,6.
gegenwertigkeit unsers gnedigen herrn zu fürderung
deren dinge, so im synodo sollen tractirt werden,
sehr nutz- und notwendig angesehen werden, |66v|
wöllen ihre gnade den ministris den synodum in ih-
rer gnaden hauß Berleburg76 oder Witgenstein77 zu
76 Die Residenz in Berleburg.
77 Schloss Wittgenstein bei Laasphe.
117
verba institutionis, und lasse darnach die commu-
nicanten herzu gehen, communicire und vermane sie
endlich zur dancksagung.
Von besuchung der krancken und communion,
die in heusern gehalten wird
Das die krancken in ihrer schwachheit auß Gottes
wort zu trösten, zu warer buß und bekerung zu Gott
in Christo aus lebendigem glau- |65r| ben an Chri-
stum zuvermanen und vor sie zu beten, ja, fleiß in
allwegen bey ihnen anzuwenden sey, leret uns Got-
tes wort ernstlich und bezeugen auch viel der alten
lehrer schriffte, das die gemeine christen und gleu-
bigen jeder zeit mit fleiß gethan haben. Dieweil aber
viel mißbrauchs unter dem schein geschicht und un-
derlaufft, will dem diener der sacrament von nöten
sein, das er nicht schläfferig handel, vorzusehen,
dann etliche sein, welche die diener beschicken und
von ihnen daheim inn heusern das nachtmal zu rei-
chen begern, auch, da sie noch gesundes leibs in die
gemein zur versamlung woll kommen mögen. Und
geschicht solches auß dem mißverstandt, da sie dem
eusserlichen die krafft, Gottes gnade und seligkeit
zuerlangen, zuaignen, wie sie vormals sein gelehret
wordenn.
Die andern, welche sich hiebevor zur kirchen
nicht gehalten und die heiligen sacrament gebraucht
haben, wenn sie kranck werden, beschicken den die-
ner, vermeynend, er müsse73 nunmehr inen die sa-
crament nicht versagen.
Darnach sein auch etliche, welche ihre bekerung
sparen unnd auffschieben biß uffs todtbett und biß
an die letzten züge, also das, ob sie wol mit andern
christen sich eusserlicher gebur verhalten, haben sie
doch ernstliche bekerung nicht im hertzen, gleuben
auch, wenn sie am allerletzten mit dem sacrament
versehen werden, seien sie auß krafft desselbigen al-
ler sünden queit74.
Die ersten soll man vermanen, daß sie das sa-
crament mit andern in der gemein und versamlung
gebrauchen, die andern soll man nicht ehe mit dem
heiligen sacrament versehen, biß |65v| sie gnugsam
anzeige warer, hertzlicher rew beweisen, sie auch
freundlich zur erkentnuß und rew ihres gottlosen
wesens getrewlich underweisen und vermanen, die
letzten allemal in der predigt fleissig vermanen, das
sie es nicht biss auffs ende und eusserste sparen, son-
dern bey zeiten die diener des worts und sacramen-
ten beschicken, auff das dieselbigen ihren dienst zur
besserung unnd trost der krancken fruchtbarlich
verrichtenn mögenn.
Die diener sollen den krancken zu erkentnuß der
sünden, und das er der absolution von hertzen be-
gere, underrichten, und so er derselbigen begert, mit
dapfferkeyt und anzeyg der frucht im mittheilen,
darnach zur gemeinschafft des leibs und bluts Chri-
sti vermanen und, so er in der recht begirig findet,
mittheilen. Wo er aber zu spat zum krancken beruf-
fen oder sonst keine rechte anzeyg der rew und be-
girde zum heiligen sacrament befinden würde, soll er
auch die perlin Gottes niemand zuverachten vor-
werffen75.
Von einsegnung der eheleute | 66r |
III. Das dritte theyl der ordnung bestehet in den stücken, dardurch man sich einhelligkeit der lehr und
glaubens, fleiß und gehorsams erkundigt und befurdert, alß da sein synodus unnd visitatio
Von dem Synodo
Den synodum belangend, sol järlich ein conventus
ministrorum angesetzt werden zur gelegensten zeit,
als ohngefehrlich umb Pfingsten. Und dieweil die
73 Dürfe.
74 Ledig.
75 Vgl. Mt 7,6.
gegenwertigkeit unsers gnedigen herrn zu fürderung
deren dinge, so im synodo sollen tractirt werden,
sehr nutz- und notwendig angesehen werden, |66v|
wöllen ihre gnade den ministris den synodum in ih-
rer gnaden hauß Berleburg76 oder Witgenstein77 zu
76 Die Residenz in Berleburg.
77 Schloss Wittgenstein bei Laasphe.
117