9a. Mandat, die Pfarrgüter zu schützen 1584
9a. Mandat, die Pfarrgüter zu schützena
5. Juni 1584
Ludwig1 vonn Seyn, grave zu Wittgenstein, herr zu
Homburg etc.
Liebe getreuen. Uns haben die sambtliche pa-
stores und kirchendiener unserer graffschafft Witt-
genstein supplicando vorbracht, was gestalt ihnen
solcher vielfaltiger und grosser schade in ihren pfar-
guetern nun eine zeitlang geschehenn und noch teg-
lich zugefugt werde, daß, wan demselben inn kur-
zem und hinfurt gebuerlicher weise nit solte
vorkommen werden, sie ihre haußhaltungen mit ih-
ren weib, kindern und gesinde uff denselben ihren
pfarguetern schwerlich wurden außbringen kön-
nenn, sinthemahl ihnen die wiesen und frucht auff
den ackeren bey tag und nacht mit dem viehe
geetzt2, die acker an vielen orten obgeachten3,
schendtlich zerfahren, auch mit ungewonlichen, un-
nötigen und vielfeltigen fußpfäden, ja auch fahr-
unnd reidtstrassen, sowol wen sie besambt als wen
sie unbesambt seindt, verderbt, die stege, zeun und
hegebeum4, so offt sie an etlichen orten auffgericht
werden, zum theil zerhawen, zum theill aber umb-
und außgeworffen, die wiesen auch an vielen orten
zerfahren und jemmerlich verwustet werden, auß
welchem allem ervolgt, daß sie, die pastores und kir-
chendienere, erstlich in ihrem beruff sehr betrubt,
turbirt und verhindert, auch mit ihren armen weib
und kindern inn armut gebracht, die pfargueter je
lenger je mehr verderbt und geringert und endtlich,
da diesem unrath der gebur nach nit vorkommen,
die gemeinden mit tuglichen dienern nach notturfft
nicht wurden versehen werden können, und haben
demnach mehrgemelte pastoren undertheniglich ge-
betten, die versehung zuthun, damit all diesem un-
rath der gebuer nach gesteuret werden mochte.
Nun haben wir bißher auch selbst gesehen, daß
a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Akten K 12.
1 Ludwig I. von Wittgenstein (reg. 1558-1605), siehe
oben, S. 63.
2 Abgefressen, Grimm, DWb 1, Sp. 11.
alles daßjenige, dessen sich die kirchendiener becla-
gen und zum theil vorerzelen, inn der thatt und war-
heit mehr als erfindtlich und daß es | bey den pfar-
guetern nit plieben, sondern das auch unser eignen,
ja, ins gemein vast aller andern gueter mit schedli-
cher verwustung nicht ist verschonet worden, und
ob woll zum theil vonn uns, zum theil auch etzlichen
gemainden selbst inn dem guete ordnungen ge-
macht, daß das mutwilligen schaden thun vermit-
ten, oder die uberfahrer gerugt und zuverwirckter
straff gezogen werden solten, daß doch dem selben
wenig gelebt, sondern einer den andern ubersehen,
ja auch diejenige, so andere anbringen und straffen
helffen sollen, beynahe die ersten und vornembsten
im schaden thun seindt, daher nichts anders als
mangell und armut und endtlich das ervolget, daß
die underthanen an andern außlendigen orten die
frucht kauffen und dardurch inns eußerste armut
gerathen mussen.
Wan dan dieß muttwillige verwusten anderer
gueter und narung ein unzimlich, unchristlich ding
und den uffgerichteten ordnungen zuwieder ist, wir
uns auch ohne das zuerinnern wissen, daß uns obrig-
keit und ambts halben obliegt, darauff zusehen, da-
mit die gemeine kirchendiener nach notturfft under-
halten und ihnen das ihre der gestalt nit zu wuste
gelegt werde, als ist hiermit an euch unser ernster
bevelch, daß ihr bey allen und jeden ewers anbevoh-
lenen ambts eingesessenen unsern underthanen die
gewisse und unnachlessige versehung thut, daß sie
sich dieses geclagten schaden thuns, außätzens der
frucht, zerfahrens der acker und wiesen und andern
verwustens und verderbens der pfar- und anderer
gueter hinfuro gantz und zumahl enthalten und, im
fall jemandts dieß uberschreiten und in geclagten
3 Abächten = schädigen, verwüsten, zugrunde richten,
DRW I, Sp. 5.
4 Baum, der zur Einzäunung eines Grundstücks dient,
DRW V, Sp. 545.
131
9a. Mandat, die Pfarrgüter zu schützena
5. Juni 1584
Ludwig1 vonn Seyn, grave zu Wittgenstein, herr zu
Homburg etc.
Liebe getreuen. Uns haben die sambtliche pa-
stores und kirchendiener unserer graffschafft Witt-
genstein supplicando vorbracht, was gestalt ihnen
solcher vielfaltiger und grosser schade in ihren pfar-
guetern nun eine zeitlang geschehenn und noch teg-
lich zugefugt werde, daß, wan demselben inn kur-
zem und hinfurt gebuerlicher weise nit solte
vorkommen werden, sie ihre haußhaltungen mit ih-
ren weib, kindern und gesinde uff denselben ihren
pfarguetern schwerlich wurden außbringen kön-
nenn, sinthemahl ihnen die wiesen und frucht auff
den ackeren bey tag und nacht mit dem viehe
geetzt2, die acker an vielen orten obgeachten3,
schendtlich zerfahren, auch mit ungewonlichen, un-
nötigen und vielfeltigen fußpfäden, ja auch fahr-
unnd reidtstrassen, sowol wen sie besambt als wen
sie unbesambt seindt, verderbt, die stege, zeun und
hegebeum4, so offt sie an etlichen orten auffgericht
werden, zum theil zerhawen, zum theill aber umb-
und außgeworffen, die wiesen auch an vielen orten
zerfahren und jemmerlich verwustet werden, auß
welchem allem ervolgt, daß sie, die pastores und kir-
chendienere, erstlich in ihrem beruff sehr betrubt,
turbirt und verhindert, auch mit ihren armen weib
und kindern inn armut gebracht, die pfargueter je
lenger je mehr verderbt und geringert und endtlich,
da diesem unrath der gebur nach nit vorkommen,
die gemeinden mit tuglichen dienern nach notturfft
nicht wurden versehen werden können, und haben
demnach mehrgemelte pastoren undertheniglich ge-
betten, die versehung zuthun, damit all diesem un-
rath der gebuer nach gesteuret werden mochte.
Nun haben wir bißher auch selbst gesehen, daß
a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Akten K 12.
1 Ludwig I. von Wittgenstein (reg. 1558-1605), siehe
oben, S. 63.
2 Abgefressen, Grimm, DWb 1, Sp. 11.
alles daßjenige, dessen sich die kirchendiener becla-
gen und zum theil vorerzelen, inn der thatt und war-
heit mehr als erfindtlich und daß es | bey den pfar-
guetern nit plieben, sondern das auch unser eignen,
ja, ins gemein vast aller andern gueter mit schedli-
cher verwustung nicht ist verschonet worden, und
ob woll zum theil vonn uns, zum theil auch etzlichen
gemainden selbst inn dem guete ordnungen ge-
macht, daß das mutwilligen schaden thun vermit-
ten, oder die uberfahrer gerugt und zuverwirckter
straff gezogen werden solten, daß doch dem selben
wenig gelebt, sondern einer den andern ubersehen,
ja auch diejenige, so andere anbringen und straffen
helffen sollen, beynahe die ersten und vornembsten
im schaden thun seindt, daher nichts anders als
mangell und armut und endtlich das ervolget, daß
die underthanen an andern außlendigen orten die
frucht kauffen und dardurch inns eußerste armut
gerathen mussen.
Wan dan dieß muttwillige verwusten anderer
gueter und narung ein unzimlich, unchristlich ding
und den uffgerichteten ordnungen zuwieder ist, wir
uns auch ohne das zuerinnern wissen, daß uns obrig-
keit und ambts halben obliegt, darauff zusehen, da-
mit die gemeine kirchendiener nach notturfft under-
halten und ihnen das ihre der gestalt nit zu wuste
gelegt werde, als ist hiermit an euch unser ernster
bevelch, daß ihr bey allen und jeden ewers anbevoh-
lenen ambts eingesessenen unsern underthanen die
gewisse und unnachlessige versehung thut, daß sie
sich dieses geclagten schaden thuns, außätzens der
frucht, zerfahrens der acker und wiesen und andern
verwustens und verderbens der pfar- und anderer
gueter hinfuro gantz und zumahl enthalten und, im
fall jemandts dieß uberschreiten und in geclagten
3 Abächten = schädigen, verwüsten, zugrunde richten,
DRW I, Sp. 5.
4 Baum, der zur Einzäunung eines Grundstücks dient,
DRW V, Sp. 545.
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