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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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Moers

unnd fur daran sein sollen, daß sie die artznei nach
notturfft der verwundten gewissen recht brauchen.
Es sollen auch die diener dem armen, geringen
verstandt deß gemeinen volckhs [ihre] predigtenn
also wissen zustellen6, daß sie sich in der lehr und
vermahnungen immer uff die stuckh deß cathechis-
mi7 zigen und referiren, alls uff die artikel deß
christlichen glaubens8, zehen gebott9, vatter un-
ser10 und heilige sacramenten, damit dieselbige dem
volckh desto verstendtlicher werden. | 2r |
cDieweil sich dan Gott in seinem wort zuerkhen-
nen gibt, welchs in canonicis libris deß alten und
newen testaments volkkommenlich begrieffen ist, so
sollen alle puncten darauß genommen und darauff
gegründet sein und uff die gegenwurdige mängel
unnd gebrechen deß volckhs, auch eines jedern
standts, jederzeit gerichtet werden lauth deß
spruchs deß heiligen apostels Pauli, 2. Tim. 3
[16-17]: Alle schrifft, von Gott eingegeben, ist nutz
zur lehr, zur straff, zur besserungh, zur zuchtigungh
in der gerechtigkheit, daß ein mensch Gottes sey
volkhommen zu allen gutten wercken geschickt.
Es sollen auch die kirchendiener khein buch
nach ihrem eigenen wolgefallen und guetduncken
auß der heiligen schrifft [zu] erkleren furnehmen ohn
rath oder vorwissenn ihrer collegien oder mitarbei-
tern, welche dan ein aufsehens haben sollen, daß die
bücher deß newenn testaments, die dem gemeinen
man am nutzlichsten und der kirchen am vertreg-
lichsten sein, an den sontagen furnemblich vorge-
tragen unnd erkleret werden, welche erclerungh nit
uber ein stundt wehren solc.

Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 337.
d In der Handschrift: freitagen.
6 Anzupassen, Grimm, DWb 32, Sp. 851.
7 Heidelberger Katechismus von 1563, Abdruck in Neu-
ser, Katechismus, S. 174-212, Niesel, Bekenntnis-
schriften, S. 148-181 und innerhalb der kurpfälzischen
Kirchenordnung von 1563, Sehling, EKO XIV,
S.342-368.

Einganck zu der predigh und von
dem kirchengebett
Auff daß die gemein uber dem langwirigen unnd
vielfeldigen singen, lesen unnd predigen fur der or-
dentlichen predigh sich nit beclage, daß sie so langh
aufgehalten werden, und folgent anfangen, wie ge-
meinlich geschicht, den dinst der kirchen zu verach-
tenn, soll es folgender ordnungh, die dan der kirchen
am erbawlichsten ist, pleibenn, daß ein psalm, wan
die gemein mehrertheils beyeinander ist, vor der
predigh von der gantzen gemein in gemeiner sprach
mit reverentz und andacht gesungen werde und das
darnach der diener uff die cantzel steige | 2v | unnd die
predigh mit furgehender vermahnungh zum gebett
anfange.
Vor der predigh, insonderheit ahn den sohn- und fei-
ertagend morgens unnd ahn bettagen, soll mit nach-
folgen[den] oder mit dergleichen wortten die gemein
zum gebett vermahnet und daß folgendt gebett, in
welchem die christliche gemein deß menschen el-
lendt11 außtrucklich erinnert unnd die heilsame
gnadt Gottes begert würt, auf daß die hertzen zur
demuth bereit werden und daß wort der gnaden de-
sto begierlicher ahnnehmmen, dem volckh vorge-
sprochen werden:
Gnadt, friedt und barmhertzigkheit etc.
Ihr geliebten in dem herrn Christo Jesu, last unß
unser sünden vor dem angesicht Gottes mit hertzi-
ger demut bekhennen unnd Gott bittenn, daß er uns
dieselbige auß gnaden durch daß verdienst Jesu
Christi willen vergebe unnd uns auch mit dem hei-
ligen geist erleuchte, das dardurch sein heiliges wort
rein verkhündiget unnd von unnß angenommen
werde zu ehren seines heiligen gottlichen nahmens,

8 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSELK S. 42f.
9 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
10 Mt 6,9-13. Hier wird die lutherische Form („Vater un-
ser“) verwendet. Im weiteren Verlauf des Texts folgt je-
doch die reformierte Form „Unser Vater“.
11 Vgl. den ersten Teil des Heidelberger Katechismus,
Neuser, Katechismus, S. 176-178.

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