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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0222
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Moers

junge leuth, so woll in den scholen unnd daheim alls
in der kirchenn, fleißigh in den haubtstucken christ-
licher lehr unnderweisen soll, wie Deut. 6. cap. [6-7]
gelehret würdt, da der herr allso spricht: Diese wort,
die ich dir heute gebiete, solt du zu hertzenn nem-
men, und soltu sie deinen kindern schärpffen und
davon reden, wan du in deinem hauß sitzest oder auf
dem wegh gehest, wan du dich nieder legest oder
aufstehest. Der apostel Paulus, zu den Eph. im 6.
cap. [4], befihlt auch allen christlichen eltern dassel-
bigh unnd spricht: Ir vetter, reitzet ewere kinder nit
zum zorn, sondern ziehet sie auf in der zucht unnd
vermahnungh in dem herrn.
Zum andern. Dieweil die kinder im altenn testament
nach der beschneidungh, wan sie zu ihrem verstandt
khommen waren, in den haubtstuckhen christlicher
lehr unnd sonderlich von dem geheimnus der be-
schneidungh und andern sacramenten gelehrt wor-
den, wie Exodi am 12. [25-27] unnd 13. [8-9] stehet:
Wan ihr ins landt khommet, daß euch der herr ge-
ben würt, so haltet diesenn dienst. Unnd wen ewere
kinder zu euch sagen: Was habt ihr da fur einen
dienst, so solt ihr sagen: Es ist da[s] passahopffer
deß herrn, der fur den kindern Israel ubergingh in
Egipten, da er die Egipter plaget und unnsere hau-
ser errettet, so sollen auch unsere kinder nach emp-
fangenem tauff von rechtem verstandt desselben,
aller sacramenten und anderer puncten christlicher
religion, damit sie von der unglau-|28r | bigen kinder
unnderschieden, bericht werdenn.
Zum dritten. Daß die lehr catechismi zu den zeitten
der heiligen apostolen im brauch gewesenn sey, ist
auß dem 6. cap. [1-2] zu den Heb., auch nach aller
gotsehligen gelehrten meinungh offenbahr, da der
apostel also spricht: Darumb wollen wir die lehr von
anfangh christlichen lebens jezt unnderlassen unnd
zur volkhommenheit fahren und nicht abermahls
grundt legen von buse der dotten wercken158, vom
glauben in Gott, von der tauff, von der lehre, von

158 Buße, Umkehr von den toten Werken.
159 Beim katholischen Ritus wird dem Firmling mit Chri-
sam ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet und ein sanfter

handt auflegen und der todten auferstehungh unnd
vom ewigen gericht.
Auß diesen und dergleichen ursachen erscheinet
gnugsam, das der catechismus kheineswegs under-
lassen, sondern mit allem fleiß soll getrieben wer-
den. Und ist auch dieser brauch so langh in der
christlichen kirchen verplieben, bis daß der leidige
sathan durch seine diener den aufgehaben und an-
statt desselben ein besonder schmirungh und bac-
kenstreich159 eingesezt. Derhalbenn sollen die kir-
chendiener neben andern ordentlichen predigen
diesen brauch der lehr des cathechismi einzufuhren
sich unnderstehen und die leuth fleißigh in den pre-
digen vermahnen, daß sie ihre kinder daheim zu der-
selbigen lehr deß catechismi halten, oder, so sie daß
fuglich, wegenn daß sie deß lesens unbericht, nit
thun khönnen, [sie] zu der schulen, furnemblich aber
zu der predigh, da sie dan von dem diener examinirt
und underfragt werden sollen, fuhren, auf daß allso
die kinder von jugendt auf zu der gottsehligkheit
sich gewennen mögen.
Es soll aber an allenn sontagen, sowoll in dörf-
fern alls |28v| in stettenn, nachmittagh zu der
stundt, die einem jeden ort gelegenn ist, die predigh
deß cathechismi mit folgender ordnungh gehalten
werden, nemblich daß der kirchendiener, ehe und
zubevor der psalm gesungen würdt, etliche auß denn
schulkindern unnd anderen jungen leuthen, so fur-
handen, die fragstuckh, die folgens in der predigh
sollen ercleret werdenn, abfragen sollen unnd im ab-
fragen den kinden anleitungh geben, daß sie die ob-
gesatz[t]en fragen auch verstehen lehren, und dar-
nach die predigh, wie oben gesezt, anfangen. Nach
dem gebett fur der predigh soll der diener die aufge-
sagte fragstuckh dem volckh verstendiglich furhal-
ten unnd darnach dieselbe ordnungh nacheinander
ercleren und in der erclerungh darauf sehen, das die
fragen mit clarem zeuchnus der heiligenn schrifft
bestettiget werdenn.

Schlag auf die Wange gegeben als Zeichen, bereit für alle
künftigen Anfechtungen zu sein, RGG3 2, Sp. 967f.;
RGG4 3, Sp,. 143-146.

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