Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0224
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Moers

Unser hilff stehet im nahmen deß herrn, der himmel
und erden erschaffen hatt162, Amen.
yDieweil den eheleuten gemeinlich vielerley wider-
wertigkheit unnd creutz von wegenn der sünden
zukhommen: Auff daß N. unnd N., die ihr in Gottes
nahmen ewere eheliche pflicht vor der christlichenn
kirchen wollet bestettigen lassen, in eweren hertzen
versichert seyet der gewissenn hülff Gottes in ewe-
rem creutz, so höret auß Gottes wort, wie der heiligh
ehestandt ehrlich sey |30r | unnd ein einsetzungh Got-
tes, die im gefeldt, darumb er auch die eheleuth will
segnen unnd innen beystehen, die hurer aber unnd
ehebrecher will er urtheilen und straffen163.
Unnd erstlich solt ir wissenn, daß Gott, unnser
vatter, nachdem er himmel unnd erden und alles,
was darinnen ist, erschaffen hatt, den menschen
schuff zu seinem ebenbildt und gleichnus, der ein
herr wehre uber die thier auf erdenn, uber die visch
im mär unnd uber die vögel des himmels164. Und
nachdem er den man erschaffenn hatt, sprach er: Es
ist nit guet, das der mensch allein sey, ich will im ein
gehülffen machen, die umb in sey. Da ließ Gott der
herr einen tieffen schlaff fallen auf Adam, unnd er
entschlieff. Unnd Gott nahm seiner ribben ein unnd
schloß die statt zu mit fleisch. Unnd der herr er-
schuff ein weib auß der rippen, die er von dem men-
schen nahm, und bracht sie zu ime. Daz sprach der
mensch: Daß ist einmahl bein von meinen beinen
unnd fleisch von meinem fleisch, man würdt sie
nach dem manne heischen darumb, das sie vom man
genommen ist. Darumb würt ein man sein vatter
und mutter [v]erlassen unnd seinem weib anhangen,
und werden sein zwey ein leib165.
Derhalben solt ihr nit zweifelen, der eheliche
standt gefalle Gott dem herrn, dieweil er dem Adam
sein ehegemahl erschaffenn unnd selbst zugefuhrt
und zum ehegemahl gegebenn hatt, damit zubezeu-
y-y Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV,
S.398-400.
z In der Handschrift: Daß.
a In der Handschrift: nachdem sie nachdem sie.

162 Ps 124,8.
163 Hebr 13,4.
164 Gen 1,26-27.

gen, daß er noch heutigs tags einem jeden sein ehe-
gemahl gleich mit seiner handt zufuhret. Darumb
hatt auch der herr Jesus Christus den heiligen
standt also geehret mit seiner gegenwürdigkheit, ge-
schenckh unnd wunderzeichen zu Cana in Gali-
lea166, damit zubezeugen, das der eheliche standt sol-
le ehrlich gehaltenn werden bey allen, unnd daß er
denn eheleuten seine hülff und beystandt allezeit
|30v | will beweisenn, auch, wen man sich am wenig-
sten versicht.
Damit ihr aber in diesem standt gottsehligh leben
mögt, so solt ihr die ursachenn wissen, umb deren
willen Gott den ehestandt hatt eingesezt.
Die erste ursach ist, daß ein dem andern trewlich
helffe unnd beystehe in allen dingen, so zum zeitli-
chen unnd ewigen leben gehören. Die ander, daß sie,
nachdem siea leibs erbenn bekhommen, dieselbenn
in wahrer erkhentnuß Gottes im zu ehren erziehen.
Die dritte, daß ein jeder alle unnkeuscheit unnd
böse lust vermeiden unnd allso mit guttem, ruwigen
gewissen leben möge, dan, hurerey zuvermeiden, soll
ein jeder sein eigen weib haben unnd ein jedes weib
ihren eigen man167 allso, daß alle, die zu ihren jharen
khommen unnd die gabe der keuscheit nit ha-
ben168, nach dem befelch Gottes verpflicht unnd
schuldigh seindt, sich in ehestandt nach christlicher
ordnungh mit wissen unnd willen ihrer eltern oder
vormiinder unnd freundt169 zubegeben, auf das der
tempel Gottes, daß ist unnser leichnam170, nicht ver-
unreiniget werde, dan so jemandt den tempel Gottes
zerstöret, den würt Gott zerstören171.
Darnach auch solt ihr wissenn, wie eines gegen dem
andern sich zuhalten schuldigh sey.
Erstlich solt ir, der man, wissenn, daß euch Gott
gesezt hatt zum haubt deß weibs, auf daß ir sie nach
ewerem vermögen verniinfftiglich leidet172, under-
165 Gen 2,18.21-24.
166 Joh 2,1-12.
167 1Kor 7,2.
168 1Kor 7,9.
169 Verwandten.
170 Leib.
171 1Kor 3,17.
172 Leitet.

206
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften