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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0274
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Bentheim-Tecklenburg

Nach diesem allen sol der Diener das gemeine Ge-
bett für allerley Noth der Christlichen Gemeine also
anfahen:
Almächtiger Gott, Schöpffer Himmels unnd der Er-
den, Wir dancken dir auß grunde unsers Hertzen,
daß du uns erschaffen, biß auff diesen Tag uns |17|
und die unsere erhalten, gespeiset und ernehret hast.
Insonderheit aber dancken wir dir, daß du deinen
Sohn Jesum Christum, den du im Paradeiß
verheissen, uns hast zuerkennen geben und unsere
Sünden durch sein bitter leiden und sterben uns ver-
ziehen, Und bitten dich, daß du uns zum eben-
bildt49 deines Sons Jesu Christi durch die Predigt
seines Worts und krafft deines H. Geists ernewern
wollest, auff daß wir mit Leib und Seel ewig mit dir
leben unnd dich preisen, darzu wir anfenglich ge-
schaffen seindt, unnd wollest dem Sathan wehren,
daß er uns dein heilig Wort nicht auß unserm Hert-
zen reisse, wie er unsern ersten Eltern, Adam und
Even50, gethan hat. Dieweil du uns auch in diesem
leben durch die Handt unser Obrigkeit, |18| deiner
Diener, wilt regieren, So bitten wir dich, die du ihre
Hertzen in deiner Handt hast, wollest inen allen, der
Keys[erlichen] May[estä]t51, Allen Königen, Chur-
und Fürsten und Herrn, Insonderheit aber unseren
Gnädigen Landtherrn, Graffen Arnoldten, unnd ih-
rer G. Ehegemahl jungen Herrn und Fräwlein, auch
ihr G. Rähten und Amptleuten und einer erbarn
Gemein dieses orts gnad unnd einigkeit verlehnen,
daß sie ire gantze regierung dahin richten, daß unser
Herr Jesus Christus, dem du allen gewalt im Him-
mel und auff Erden gegeben hastk, uber sie und ihre
Underthanen herrsche, auff daß das arme Volck, die
da seindt Creaturen deiner Handt und Schaaffe dei-
ner Weide52, für die auch der Herr Christus sein Blut
vergossen hat, re-|19| giert werden in aller heiligkeit
und gerechtigkeit, Daß auch wir umb deinent willen
ihnen alle gebürliche ehr unnd treuw erzeigen unnd
k Matth. 28 [18].
f-f Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 390f.
49 Röm 8,29.
50 Gen 3.
51 Demnach Kaiser Matthias († 20.3.1619).

under ihnen ein ehrbar, friedtsam und Christlich le-
ben führen mögen53. Gib auch deinen Segen unnd
benedeyung zu der Frucht der Erden, Auff daß wir
dich dadurch als einen Vatter unnd ursprunck aller
Barmhertzigkeit und Güter erkennen.
Wir bitten dich auch nicht allein für uns, son-
dern auch für alle Menschen der gantzen Welt, daß
du dieselbige, so sie auß einfalt unnd unwissenheit
irren, durch die Predigt deines göttlichen Worts gne-
diglich bekehren und zu deiner und ihrer selbst er-
kandtnuß bringen |20 | wollest. Insonderheit aber bit-
ten wir dich für die, so unsere Mitglieder seindt an
dem Leib Jesu Christi54 und umb deiner warheit wil-
len vom Türcken und Bapst verfolgung leiden, Wol-
lest, O Herr aller gnaden, solchs wüten deiner Fein-
de, die deinen Sohn Jesum Christum in deinen
Gliedern verfolgen und die Feinde dieses orts, in
welchem dein heiliger Nahm angeruffen wirt, zu-
rück halten unnd die verfolgete mit unuberwindtli-
cher standthafftigkeit und krafft deines heiligen
Geistes stärcken, auff daß sie solche verfolgungen
von deiner Handt mit dancksagung annemmen und
in ihrem trübsal solche freuwde empfinden, welche
ubertrifft allen Verstandt. Tröste und stärcke auch
alle arme, gefangene, krancken, Wittwen und |21|
Waisen, schwangere Weiber, bekümmerte und ange-
fochtene Hertzen und gib inen deinen friede, durch
unsern Herrn Jesum Christum, welcher uns diese
gewisse verheissung gethan hat: Fürwar, für-
war55, sag ich euch, was ir den Vatter bitten werdet
in meinem Nahmen, das wirdt er euch geben, und
uns hat befohlen, darauff also zu betten: Unser Vat-
ter, der du bist, etc.e
fOder also:
Herr, Gott, himlischer Vatter, der du uns ver-
heissen hast, was wir dich in dem Namen deines ge-
liebten Sohns Jesu Christi werden bitten, das wol-
lest du uns gewißlich geben56, Wir bitten dich, daß
52 Joh 10,1-30.
53 Vgl. 1Tim 2,2.
54 1Kor 12,12-31.
55 Joh 16,23. So auch in KO Kurpfalz 1563, Sehling,
EKO XIV, S. 390, statt des lutherischen „Wahrlich,
wahrlich“.
56 Joh 14,13.

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