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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0275
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3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619

du durch deinen H. Geist in uns wollest wircken,
daß wir |22| dich recht erkennen unnd dich in allen
deinen Wercken, in welchen leuchte die Almechtig-
keit, Weißheit, Güte, Gerechtigkeit, Barmhertzig-
keit und warheit, heiligen, rühmen und preisen, und
daß auch wir unser gantzes leben, Gedancken, Wort
unnd Wercken dahin richten, daß dein Nahme umb
unsert willen nicht gelästert, sondern geehret und
gepriesen werde, Auch regiere uns also durch das
Scepter deines Wortes und krafft deines heiligen
Geistes, daß wir und alle Menschen uns deiner Ma-
jestat von tage zu tage underwerffen und ergeben.
Erhalte und mehre deine Kirche unnd zerstöre alle
wercke deß Teuffels und alle falsche unnd böse
Rathschläge, die wider dein heiliges Wort erdacht
werden. |23|
Mache zu schanden deine Feinde durch deine
warheit unnd gerechtigkeit, und [dass] also alle ge-
walt, die sich wider deine ehr erhebt, von tag zu tag
mehr zerstöret und vertilget werde, biß die vollen-
kommenheit deines Reichs herzu komme, Wann du
am jüngsten Gerichte deine herrlichkeit in uns of-
fenbahren und in ewigkeit alles in allem seyn wer-
dest57.
Verleihe auch, daß wir und alle Menschen un-
serm einigen willen und allen lüsten unsers fleisches
absagen und deinem allein guten willen ohn alles
widersprechen gehorchen, daß also jederman sein
ampt und beruff so willig und trewlich verrichte wie
die Engelen im Himmel.
Wollest uns auch mit aller leiblicher notturfft
versorgen, uns friedt und gut |24| Regiment verleh-
nen, auff daß wir dardurch erkennen, daß du der
einig ursprungg alles guten bist und ein getrewer
Vatter, der da versorget seine Kinder, Daß auch one
deinen segen weder unser sorg noch arbeit noch dei-
ne Gaben uns gedeien mögen Und wir derhalben un-
ser vertrawen von allen Creaturen abziehen und al-
lein auff dich setzeen.

g Im Druck: usprung.
h Im Druck: fürderd.
i Im Druck: fasten.
j Im Druck: Matetien.

Wollest auch uns armen Sündern alle unsere Misse-
that unnd Schulden, auch das böse, so uns noch im-
merdar anhangt, umb deß blutvergiessens Jesu
Christi willen nit zurechnen58, wie auch wir zeugnuß
deiner gnaden in unsern Hertzen befinden, daß wir
unsern Negsten von Hertzen verzeihen und seinen
nutz begeren zu fürdernh. Und weil wir je auß uns
selbst so verderbt sein, daß |25| wir nicht ein augen-
blick bestehen können, Und darzu unser abgesagter
Feind, der Teuffel, die Welt unnd unser eigen fleisch
nicht auffhören, uns anzufechten, So wöllest uns er-
halten und stärcken durch die krafft deines H.
Geistes, auff daß wir inen mögen festeni widerstandt
thun und in diesem geistlichen streit nit underligen,
sondern bestendig bleiben, biß daß wir endtlich den
Sieg vollenkomlich erhalten und in deinem Reich
mit deinem Sohn, unserm Herrn und beschirmer
Jesu Christo, ewig regieren, Welches alles wir von
dir bitten, daß dadurch nicht wir, sonder Du ewig
gepreiset werdest, Und daß du solches thun kanst
als ein Almächtiger Gott unnd wöllest thun wie ein
getrewer Vatter59, so gewiß als wir dieses von Hert-
zen von |26| dir begeren, durch unsern Herrn Jesum
Christum, der uns auch also zu betten gelehret hat:
Unser Vatter, der du bist, etc.
Wollest uns auch geben standthafftigkeit und täg-
lichs zunemen in dem alten, waren und ungezweif-
felten Christlichen Glauben, auff daß wir uns durch
denselben je lenger, je mehr Christi Jesu und aller
seiner Güter theilhafftig machen, von welchem
Glauben wir bekantnuß thun, mit Munde und Hert-
zen sprechende: Ich glaub in Gott Vatter, Almäch-
tigen, etc.f60
Alhie ist zu mercken, daß die Kirchendiener in die-
sem Gebett und andern, so nach der Predigt be-
schehen, sonderlich, wan noth fürhanden oder die
Kirch in ängsten und nöten ist, etwas mögen zu-|27|
thun und änderen, auch auff irer Materienj (so sie

57 IKor 15,28.
58 Röm 4,8; 2Kor 5,19.
59 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 26, Neuser, Ka-
techismus, S. 182.
60 Siehe oben, Anm. 38.

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