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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0288
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Bentheim-Tecklenburg

auch dasselbe eingesetzt, nutz und dienlich sey, be-
stendig und gründtlich am besten außzuführen und
fürzutragen wissen, auff daß vielen guthertzigen
Christen vom brauch deß heiligen Nachtmahls sich
zu enthalten, von wegen solcher unnd dergleichen
Ceremonien kein anlaß gegeben werde. 1861
Was für Personen zum Nachtmal gehen unnd zu-
gelassen sollen werden, ist auß der einsetzung deß
Nachtmals offenbar, nemlich die, so sich selbst prü-
fen141, Das Nachtmal zur gedechtnuß Christi halten,
seinen Todt mit glaubiger und danckbarer Seelen
gebrauchen und verkündigen können. Nun ist aber
gewiß, daß gottlose und unbußfertige Leute das we-
der thun noch auch thun können, Derhalben sie zum
Nachtmahl, welches Christus alleine mit seinen Jün-
gern unnd mit keinem andern gehalten hat142, kei-
nesweges zugelassen werden. Auch, dieweil Gott im
alten Testament gebotten, wie Exodi am 12., v. 43
stehet, Daß kein frembder, dera nit der Religion der
Israeliter wer, vom Osterlamb, an welches statt 1871
das Nachtmahl eingesetzet, essen sol, und denen, so
nach dem Gesetz unrein waren, verbotten, von dem
Opffer zu essen, auff daß der Bundt Gottes nicht
verunheiligt und die Gemeine geärgert werde, So
hat der Sohn Gottes nicht weniger gewolt, daß die,
so in- unnd außwendig143 unrein seindt und solchs
mit offentlicher that bezeugen, kein Nachtmahl sol-
ten halten, daß also das Heiligthumb und die Perlen
für die Hunde und Säw (wie Christus, Matth. am
7. cap., v. 6, lehret) nicht geworffen werden.
In Stätten und DÖrffern sol zum wenigsten das
Nachtmahl im Jahr viermal gehalten werden, und
das von der ganzen Gemein, Als auff Ostern, Pfing-
sten, anfangs Octobris unnd Christag. Jedoch, da es
die erbawung 1881 und noth der Kirchen erfordern
wirdt, mag es offter geschehen, auch nach gelegen-
heit eines jedern orts an andern tagen. Und sol,
wann man das Nachtmahl halten wil, alwege acht
tage zuvor durch den Kirchendiener der Gemeine
verkündigt werden mit ermahnunge, daß niemandt
von der Gemeine sich von dem brauch deß H.
a Im Druck: die.
b“6 Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 383.
141 lKor 11,28.

Nachtmals enthalte, es sey dann kranckheit halben
oder daß es sonsten durch eine andere noth verhin-
dert würde, Auch, daß sich die gantze Gemeine dar-
zu schicke unnd wol prüffe.
Die erstlich zum heiligen Nachtmal gehen wol-
len, es sein gleich erwachsene Leuthe, die sich erst
zur Gemeine thun, Oder aber noch gar junge Leute,
die ire in der H. Tauff gethane pflicht selbst be-1891
kennen sollen, welche zu praesentiren Vatter und
Gevattern, sich ihrer pflicht zuerledigen, billich sol-
len angehalten werden, Sondern auch nach solcher
privat verhör unnd urtheil alle unnd jede getauffte,
eher sie zu dem heiligen Tisch deß Herren zugelas-
sen werden, zum wenigsten so viel bekendtnuß of-
fentlich für der Christlichen Gemeine thun sollen,
unnd das am Sambstage nach geschehener Predigt
oder nachmittag desselben tags, wie das einer jeden
Kirchen am besten gelegen, daß die Diener, wann
sie alßdann noch zu tauffen hetten, mit gutem ge-
wissen tauffen köndten, Darzu dann nicht eben
grosse weitleufftigkeit der worte, Sondern allein der
Verstandt deß fundaments deß Glaubens und für-
satz ernst- 1901 licher bekehrunge zu Gott erfordert
wirdt, zu welcher kürtze die privat verhörunge vom
Diener unnd Eltesten fast144 nutz ist.
Am Sambstage für dem Abendtmal sol die vor-
bereitung gehalten werden, das ist eine Predigt vom
rechten verstandt unnd brauch deß heiligen Abendt-
mahls oder von der Prüff unser selbst145, welche Pre-
digt mit allem ernst geschehen sol, Auff daß die Ge-
meine am folgenden tag desto geschickter sey, das
Nachtmahl mit hertzlicher demut und reverentz zu
halten.
Was am Tage deß Nachtmahls geschehen sol
bAn diesem Tage, wenn man das Nachtmal halten
wil, Sol eine Pre- 1911 digt vom Todte und Abendt-
mahl deß Herrn geschehen, Darin von der Einset-
zung, Ordnung, Ursachen, Nutz oder Frucht deß
heiligen Abendtmahls gehandelt werden. Unnd in
142 Mt 26,20; Lk 22,14.
143 Innerlich und äußerlich.
144 Sehr.
145 lKor 11,28.

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