Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619

Jesus ist unser Fürsprecher zur Rechten seines him-
lischen Vatters171, Dahin uns auch die Articui unsers
Christlichen glaubens weisen, und nicht zweiffeln,
daß wir so warhafftig durch die wirckung deß heili-
gen 11111 Geistes mit seinem Leib unnd Blut an un-
sern Seelen gespeiset und geträncket werden, als wir
das heilige Brot unnd Tranck zu seiner gedech[t]nuß
entfangen.
Hie sol der Diener einem jedern vom Brote deß
Herrn brechen und ime darreichen, also mit lauter
und heller Stimme, auff daß die gantze Kirche es
hüren und verstehen künne, sprechendt: Das Brot,
das wir brechen, das ist die gemeinschafft deß Leibs
Christi.
Und im darreichen deß Kelchs sol er insonder-
heit zum ersten mal auch mit lauter und heller
Sprach sprechen: Der Kelch der Dancksagung, da-
mit wir dancksagen, ist die gemeinschafft deß Bluts
Christi. 11121
In dem sollen nach gelegenheit der menge der
Communicanten, auch nach gestalt einer jeden Kir-
chen, under der Communion etliche Capittel, zu der
gedechtnuß deß Todts Christi dienlich, als das 14.,
15., 16., 17., 18. cap. Joannis Oder der Propheten
schrifften, als das 53. ca. Esa. oder das leiden Chri-
sti auß einem Evangelisten oder andere auß den
Episteln der H. Aposteln, gelesen werdenh
Es sollen auch die Diener in werender Action wol
darauff acht haben, daß sich niemandt, der nicht
seines Glaubens bekentnuß gethan hette, zu dem
Tisch deß Herrn begebe, und so jemandt auß un-

verstandt oder vermessenheit solches thun würde,
daß sie denselben abmanen oder zurück halten unnd
folgends der gebür nach vermanen. 11131
gNach verrichter Communion sol der Diener spre-
chen:
Ihr geliebten in dem Herrn, dieweil jetzo der
Herr Jesus Christus unsere Seelen an seinem Tisch
gespeiset und sich unser also auß gnaden angenom-
men hat, So last uns alle mit einander mit danck-
sagung seinen Nahmen preisen, und spreche ein je-
der in seinem Hertzen also:
Almechtiger, barmhertziger Gott und Vatter, wir
dancken dir von gantzem Hertzen, daß du auß
grundtloser barmhertzigkeit uns deinen eingebornen
Son zum Mittler und Opffer für unser Sünde und
zur Speiß und Tranck deß ewigen lebens geschencket
hast, und gibst uns waren glauben, dardurch wir sol-
cher deiner wolthaten theilhafftig werden, 11141 hast
uns auch zur stÜrckung desselben deinen lieben Sohn
Jesum Christum sein heilig Abendtmahl einsetzen
lassen, Wir bitten dich, getreuwer Gott unnd Vat-
ter, du wüllest durch wirckung deines heiligen Gei-
stes uns diese gedechtnuß unsers Herrn Jesu Christi
unnd verkündigung seines Todts zu täglichem zu-
nehmen in warem glauben und der Seeligen gemein-
schafft Christi gedeien lassen, durch denselben dei-
nen lieben Sohn Jesum Christum, AmenJ.
Nach diesem allem wirdt der Psalm gesungen unnd
darnach der Segen172 deß Herrn gesprochen. 1115 j

IV. Hauptstück
Von den Almusen Pflegern

Die Kirchendiener sollen die Leute an den Tagen,
wenn das Nachtmahl außgetheilet wirdt, wie auch
sonsten, für und nach fleissig ermahnen, den Armen
mit iren Almusen hülff zuthun, Daß die rechte Ar-
men und nottürfftige glieder Christi erhalten, ge-
e'g Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 387.
171 lJoh 2,1.

speiset unnd geträncket mügen werden, welches ein
stück deß waren Gottesdienstes, Jacob. 2, v. 15[—17],
unnd danckbarkeit für Gott ist, Hebr. 13, v. 16.
Und damit alle ding ordentlich zugehefn]1'3 und die
Armen mit notturfft mügen versorget werden, So
172 Num 6,24-26.
173 lKor 14,40.

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