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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0300
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B entheim-Tecklenburg

Darnach auch solt ihr wissen, wie eins gegen dem
anderen sich zu halten schuldig sey.
Erstlich solt ihr, der Mann, wissen, daß Gott
euch gesetzet hat zum Haupt deß Weibs, auff daß
ihr sie nach euwerem vermdgen vernunfftiglich lei-
tet, underweiset, trSstet unnd beschützet, gleich wie
das Haupt den Leichnam regieret, Ja, gleich wie
Christus das Haupt, Weißheit, trost unnd beystandt
seiner Gemeine ist5. 11461 Uber diß solt ihr euwere
Haußfrauwen lieben als eweren eignen Leib, gleich
wie Christus seine Gemeine geliebt hat, Solt nicht
bitter gegen ir sein, sondern bey ihr wohnen mit ver-
nunfft und dem weiblichen als dem schwächsten ge-
fäß seine ehr geben, als auch miterben der gnaden
und deß lebens, auff daß euwer Gebett nicht verhin-
dert werde6. Und nachdem der befehl Gottes ist, daß
der Mann im schweiß seines Angesichts sein Brot
essen sol190, so solt ihr treuwlich und fleissig in ewe-
rem gbttlichen beruff arbeiten, auff daß ihr euwer
Gesind mit Gott und ehren mbget ernehren unnd
auch etwas dem dürfftigen mitzutheilen habt191.
Hinwiderumb solt ihr, das Weib, wissen, wie ir
euch nach dem worte Got- |147| tes gegen eweren
Mann halten sollet. Ihr solt euweren ehelichen
Mann iieben, ehren und förchten, auch ihme gehor-
sam sein in allen billichen dingen als ewerem Her-
ren, gleich wie der Leib dem Haupt und die Gemeine
Christo underthänig ist, ihr solt nicht herrschen
uber euweren Mann, sondern still sein, dann Adam
ist am ersten gemacht, darnach Eva, dem Adam
zum gehülff192. Und nach dem fall hat Gott zu Eva
unnd in ihrer Personen zu dem gantzen weiblichen
Geschlechte gesprochen: Dein will sol dem Mann
underworffen sein, und er sol dein Herr seinh
Dieser ordnung Gottes solt ir nicht widerstehen,
sondern viel mehr dem gebott unnd Exempel der
heiligen Weiber folgen, weiche Gott vertrauweten
und weren ihren Männern underthänig, 11481 gleich
wie Sara ist gehorsam gewesen ihrem Haußwirth

5 Ephes. 5, versic. 22 et seq. Col. 3, v. 18.
E 1. Pet. 3, v. 1 etc.
*= Gen. 3, v. 16.
™ Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 400f.

Abraham und nennet ihn iren Herren193. Ihr solt
auch euwerem Mann in allen guten dingen behülff-
lich sein, auff euwere Kinder unnd Haußhaltung
gute acht haben in aller zucht unnd ehrbarkeit, ohne
weltlichen pracht wandern, auff daß ir andern ein
gut exempel zur zucht gebet.
Derhalben ihr, N. und N., nachdem ihr gehört habt,
daß Gott den ehelichen Standt eingesetzt unnd was
euch von ihme befohlen, Seydt ihr dann willens, in
dem heiligen Standt der Ehe also zu leben, wie ihr
hie bezeuget für Gott und der Christlichen Gemein,
unnd begert, daß derselbig standt der Ehe sol be-
stettiget werden?
Antwort: Ja(. 11491
So wolle unser lieber Herr Gott euwer heiligs für-
nemen, welches er euch gegeben hat, bestettigen
und eweren anfang segnen im Namen deß Herren,
der Himmel und Erden erschaffen hat194.
nDarnach sol der Kirchendiener zum Bräutigam
sprechen:
Ihr, N., bekennet alhie für Gott unnd seiner hei-
ligen Gemeine, daß ir genommen habt und nemmet
zu euwerem ehelichen Gemahel N. N., hirzugegen,
unnd verheisset, sie nimmermehr zu verlassen, sie zu
lieben unnd treuwlich zuernehren, wie ein getreuwer
unnd gottsförchtiger Mann seinem Weib schuldig
ist, Daß ihr auch heilig mit ihr leben wollet, ihr
TYeuw unnd Glauben zu halten j 1501 in allen dingen
nach dem wort Gottes un[d] seinem heiligen Evan-
gelio195.
Antwort: Ja.
Darnach spricht der Diener zu der Braut Also:
Ihr, N., bekennet alhie für Gott und seiner hei-
ligen Gemeine, daß ir habt genommen und nemmet
N. N., hirzugegen, zu ewerem ehelichen Mann, wel-

190 Gen 3,19.
191 Vgl. Eph 4,28.
192 lKor 11,8-9.
193 Gen 18,12; lPetr 3,6.
194 Ps 115,15; 134,3.
195 lPetr 3,1-2; Kol 3,18; Eph 5,22-23.

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