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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0310
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Bentheim-Tecklenburg

Ambrosius, Epist. 22 ad Valentinum A[ugu-
stum]229:
Bonus Imperator infra Ecclesiam, non supra Ec-
clesiam est. Ei enim nihil magnificentius esse pote-
rit, quam ut Ecclesiae Filius dicatur. Ita enim vera
nobilitas augetur et illustratur. Nam Deum habere
Patrem, Filium eius Fratrem et Ecclesiam Matrem
Est supra omnem nobilitatem Nobilitas.
Das ist: Ein frommer Keyser ist unter und nicht
uber die Kirch. Dann ihme kan nichts herrlichers
nachgeredet werden, Als daß Er ein Sohn der Kir-
chen genennet werde. Dann also wirdt die ware
Edelheit vermehret und erleuchtet. Denn Gott zum
Vatter, seinen Sohn zum Bruder und die Kirch zur
Mutter haben, ist die höchste Edelheit uber alle
Edelheit.
Gregorius Magnus230:
Ibi sunt quaerenda et postulanda Consilia, ubi
spiritualis scientiae | Gratia coruscat.
Das ist: Allda sol man rath suchen, wo die Gnade
der Geistlichen Weißheit blitzet und scheinet.
Idem Greg. Exposit. in 1. Reg. c. 14231:
Ab Irreligiosis religionis Consilium aut sapien-
tiam a stultis petere, non est consilium accipere, sed
praecipitare.
Das ist: Von Gottlosen und der Religionssachen un-
verstendigen Leuten Rhat oder Weißheit von den
Narren suchen, ist nicht einen Rhat suchen, sondern
denselben unbesonnener weise hinab stürtzen.
Aug. ep. 204, col. 835, tom. 2232:
Ecclesia utitur potestate, ut non invitet, sed
etiam cogat ad bonum.

229 Ambrosius, Sermo contra Auxentium de basilicis traden-
dis, PL 16, Sp. 1018.
230 Gregor d. Gr., Commentarii in librum I Regum, lib. V,
cap. 4, vers. 18, PL 79, Sp. 373.
231 Ebd., Sp. 374.
232 Augustinus, Epist., PL 33, Sp. 757.
233 Vgl. „Si enim terrentur et non docerentur, improba quasi
Dominatio videretur“, PL 33, Sp. 322.

Das ist: Die Kirch gebrauchet ihres Gewalts, daß sie
nicht allein lade, sondern auch nütige und zwinge
zum Guten.
Idem233:
Homines docendi sunt prius quam terrendi. Ter-
rere enim et non docere, praecipue nunquam (vel
parum) in Ecclesia versatos, improba quasi Domi-
natio videtur.
Das ist: Die Menschen sollen erst unnd zuforderst
gelehret sein, ehe dann sie erschrecket werden.
Dann erschrecken und nicht lehren, insonderheit die
jenigen, welche niemals oder gar wenig in der Kir-
chen gewesen seindt, scheinet Als eine unbilliche
Herrschung zu sein.
Bernhardus, Epist. 77234:
Iniuste exigitur obeditio, ubi non praecesserit
auditio.
Das ist: Wo keine anhürung vorhergangen ist, da
wirdt der Gehorsamb unbillich gefürdert.
Flavianus Episcopus230
Fides est ex auditu, non ex violenta coactione.
Das ist: Der Glaube ist auß dem Gehür und nicht
auß dem gewaltigen Zwange. |
Athanasius236:
Non vi praedicatur Veritas, sed suadendo et con-
sulendo.
Das ist: Die Warheit wirdt geprediget nicht mit Ge-
walt, sondern mit uberreden und Rhat geben.

234 Bernhard von Clairvaux, Epistola ad Hugonem de Sanc-
to Victore, PL 182, Sp. 1032.
235 Flavian wurde 446 Patriarch von Konstantinopel, er
starb 449/50, Lexikon der antiken christlichen Literatur,
S. 269.
236 Athanasius von Alexandrien, Historia Arianorum, PG
25, Sp.695-796.

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