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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0377
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3. Zuchtordnung 1533

ebreckt, horet, koppelt, boze, verbodene kope und
andere dergeliken ergerlike laster begeyt, sullen de
tuchtheren oick bedencken und des wyse und mathe
angheven.
Id sal oick eyn Raidt ghebeyden und bevellen
allen und yderen oren underdanen und verwand-
then, numandts | B3v| uthgescheiden, dat se by oren
plychten, darmit se dem Rade unde der ghemeynen
Stadt thoghedaen, alle und yder boven ghemelthe
und ander ergerlyke laster, oyck, wes namens dat se
zijn, so se dersulven by yumandts gewar und yn er-
varinge komen, sehen, horen oder vernemen, den
verordenten tuchtheren yder tyd wollen anbreng-
hen, up dat kegen de overtreder oren verdenste na
mit ernstliker straf moge vortgevaren werden.
Id sullen oick nu vortmeer de tuchtheren by den
plychten und eyden, darmit se der stadt verwant,
up alle und yder ergerlike laster und handelinghe,
wu die den namen hebben moghen, vestichlyck und
na oren besten vermoeghe holden und de sulven myt
allen vlijte erkundighen und erfaren und oren ver-
brecken na, wu sick geboert, straffen, wu se des oick
verder wyse und mathe bedencken und anstellen sol-
len.
Wyder, leve Christlyke leser, dewyle id sick also
begift, dat dusse tuchtordeninge bysundren und be-
vorenaf durch den druc an den dach gegeven wert,
ehr dan de kercken- oic schole ordenynge15 ynt lecht
gebracht, hyrvor kumt, Angeseyn nu, sodaens
mochte verdechtenisse und arcwaen geberen, als
(wo leyder oick alreide vernommen wert, dat hyr
und dar gesprenget und geruchtich sy) weer men
alhyr tho Munster ghesynnet, dat Pawestdom der-
maten gantz tho verwoesten und de temple van sy-
ner huchelije und anderen olden hergebrachten ge-
bruken tho entledigen, dat herwedderumme nicht
gudes und ghebrueclikes vorthonemen und in de ste-
de antorichten bedacht worde. Derhalven heft men
vor guedt anghesien, wes darup bedacht unde be-
15 Die Kirchenordnung von 1533 ist nicht überliefert, siehe
oben, S. 341f.
16 Hier ist „die zwinglianisch-oberdeutsche Einrichtung der
sog. Prophezei, einer Bibelauslegung durch mehrere, der
biblischen Ursprachen kundige Theologen vor der Ge-
meinde“ gemeint, Goeters, Kirchenordnungen, S. 130.
17 Magister Johann Glandorp (1501-1564) stammte aus

sonnen, up dat korteste, darmedde sodayn vorghe-
rorte verdechtenisse und archwain vermijdet werde,
anthoteken, Unde also zyn dryerley ordeninge an-
thorichten und to holden vor nodich bevunden, erst-
lic einen behorliken orden in dem am- |B4r| pte des
wordes goddes, in versamlinge der gemeyn in den
kerken. Tho dem anderden gemeiner christliker und
borgerliker tucht over de gantze stad, Thom derden
gude schole ordeninge, darinne de yoget in guder
kunst, schrift und tucht tho godes eren und gemey-
nem besten gelert und upgetoghen werde. Dusse
dryerley ordeninge heft men, to guden christliken
leven anthorichten und tho holden, vor noidich an-
gesyen. Und vortmeer, wu du dan hyrinne vernemen
machst, welker gestalt und mit wat ordeninge ge-
meyne tucht bedacht is und tho underholden vorge-
nomen, desgelyken salstu kortlic verwachten, wel-
ker gestalt und mit wat ordeninge in den templen
vor der gemeine Christi Gades wort, gemene gebed-
de, lavesenge, oefinge der tungen16, gebruc der hil-
gen dope und des heren nachtmals, versamlinge der
almissen und verdelinge dersulven vor de armen,
vanden der krancken und begravinge der doden, or-
deninge der predeken, holdinge der vyrdage und wat
mer to dem ampte des wordes gehort, vorgenommen
is und noch gehandelt und gehalden sal werden, dat-
tet eyn weinich langhe vertuecht, salstu di nicht la-
ten wundren, nadem du weest, dat in wichtigen sa-
ken mit guden bedencken lancsinnich und lancsam
is vort te varen, dan darbi (versta: by der kerkenor-
denynge) salstu oick de scholeordenynge warnemen,
welke alhyr mit ovinge drijer spraken under den
walgelerten M. Johan Glandorpe1' und andren ge-
lerten in hylliger und andrer kunstryker schrift tho
gude int gemeyn nicht alleyn dusser stadt yogeth,
dan eynem yderen leffhebber der spraken, leer, wet-
tenheyt und aller dogede in dem Cloister, thom bru-
deren geheyten18, angerichtet und angevangen is.

Münster, er war 1522 Lektor der dortigen Domschule
und 1532 der evangelischen Stadtschule, Schröer, Re-
formation 2, S. 661 Anm. 53.
18 In den Konventsgebäuden der Minoriten wurde 1532
eine städtische Schule eingerichtet. Zur Zeit der Täufer-
herrschaft mussten die Mönche die Stadt verlassen, in
den Gebäuden wohnte eine Gruppe von Täufern aus

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