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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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1. Kirchenordnung 1532

dat se dewile yn der Bibel leesen und leeren, nach
Gadtlikem beveele Christus schapekens weyden, la-
ten varthen de sülvern, holten edder stenen bilde,
wende, altaer und klocken ungesalvet, -geterdt noch
-gesmerdt. Idt werden sus gewislick de duysschen,
welck bisanher des dreygekronten Affgades tho
Rome drunckenbolten und bestien syn mothen,
spreeken: eyn klotz edder block den anderen smere.
Schdlen van uns keyn gelt meer darvor bekamen,
Den Gadt, unse leeve vader, hefft sich der armen
duysschen ock thom lesten eynmal erbarmpt und
6hn de ogen dorch dat hilge Evangelion geapent, dat
se der tzarthen, geestliken yünkerkens boverie und
schinderie offentlick bevynden. Gat sprickt ym Ho-
sea am andern Capi. [12]: Ich wil apenbar maken Öre
narhiet vor den ogen Örer leyffhebbers.
De Christen halden sick allene an de salvinge,
darvan yn der ersten Epistel Johan. am ii. Ca. [20]
| C4r | geschreven: Gy hebben de salvinge entffangen
vam hilgen, Dat yst de rechte 6lye der vrolichiet,
darvan ym Psalm [45,8]. Düsser maket allene dat
herte des mynsschen recht vrölick, de conscientien
rausam, stil und seker; de yn Christo gedofft, heb-
ben Christum angetagen, hebben den hilgen geest,
vorgevinge der sünde, synt hillich, rechtverdich und
salich. Wowol se noch nicht der angebarner, ynge-
planteder natuyr und sundigen arth uith der över-
tredunge unser ersten olderen, Ade und Heve, der
gebade und des willen Gades ersprungen, yn alle er-
haven, reekent ön der hymelissche vader de sunde
nicht tho van wegen des bitteren dodes, marter und
blodtvorgetens unsers Herenn Jesu Christi, syns lick
mechtigen leeven SÖns, dem wy dorch den gelöven
yn der döpe vertruwet, so dat syn gerechtichiet, hil-
lichhiet und betalunge vor de sünde uith lutterer
gunst, gnade und barmhartichiet unse ys, wedde-
rum unse sunde syn, ach, der kostliken bütinge ed-
der wesselunge, wer wolde dach nicht van harten
gerne danckbar syn?
■ Wen eyn Bruydt örem Bruydegam vortruwet, so
yst dar nach vermöge aller rechten kein sünderlick
egen guydt, sunder alles gemeyn. Also ock mit un-
serm gnedigen Bruydegam Jesu Christo, de sick sul-
41 Hos 3,21-22.
42 Vgl. Hebr 8,10; 10,16.

vest uns armen, ellenden madenßecke und untüch-
tige, verfflokede hoerkens dorch den rinck des
gelövens vortruwet hefft, wo yn dem Propheten Ho-
sea41 vormeldt, derhalven ist syn rikedom unse und
unser armodt syn.
Wenner wy nu dorch sunde, doeth, düvel j C4v |
und helle beengstiget, angevochten weerden, möte
wy uns grundtlick darup verlaten, Christus genoch-
dounge uns egen behörich sy, wisen den viendt van
uns tho unserem Brüdegam, dem waren Gades lam-
me, welck der gantzen werldt sünde gedragen, wy
der döper, Sanct Joannes, betüget, 1. Capitel [29].
Inn summa: Wer nicht den geest Gades hefft, de
hördt em nicht tho, Roma. viii [9]. Dar helpet noch
smeeren, salten noch theeren, wen schone alle Bi-
sshöppe der gantzen werlt, papen, Canonike, Mön-
nyke, Nunnen und begynen yn enen klumpen ge-
smulten weeren und smeerden edder salveden up ein
mael ene ganße pype olyes offt vettes uith, wo dar
nicht dat vertruwen des vorbundes mit Jesu Christo
lutter und reyn ym harten, wer alles vorgevesch,
ydell narrenwerck. Unser Brüdigam ist eyn starck
yverer, kan und wil nicht ander bölekens by syner
Bruydt dülden, se kostet öm tho vele, verwar nicht
vingerlin, sünder synen tzarten lychnam, ist darum
gestorven, hefft se mit synem dode geköfft, derwee-
gen moth men se unbesoddelt lathen. De deken ist
kort, könen nicht tho gelike der Pawest mit syner
fantasie und Christus by der Bruyth darunder rou-
wen, vorliken sick nicht, Idt dringet gewis ein den
andern darvan.
Myn getruwe Radt ys, dat ein yder dat schriff-
taphelken, dat ys syn egen harte, dar Godt mit sy-
nem hilgen vinger synen willen und vorbundt dorch
medewerckunge des hilgen geestes yngeschreven
hefft42, ungemakelleerdt late bliven, nicht | C5r | be-
klacke maket, anders de handtschrifft (so veele by
öm) unduchtich. Idt kan und wil de hoge Mayesteet
keyn vrömde handt darby lyden, werdt gewisslick
spreeken, wo alsden den unsinnigen, dullen yunc-
fferen yn er oren geklungen: Ich segge yw, verwar,
ych kenne yuwer nicht43.

43 Mt 25,12.

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