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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0542
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Neuenrade

Van besSkinge der Krancken

We eth begert, den wert de H. Pasor in syner
kranckheit besSken, mit Godes Wort underrichten
unnd trSsten, em ock dat Avendtmal des Heren, so
he es begert und geschicket dartho is und eth kSrt-
lick in der Kercken nicht entfangen hefft, reken.
Eth sSllen de Lüde nicht tSven, den Prester tho
eschen, beth dat ene de seele up der tungen sittet
und de vernufft schir enwech is. Dem vSrthokomen,
is eth geraden, wie droven gesagt, dat man deglick
und ahne underlath vermaninge do, dat de lüde sick
jümmer und alletidt schicken und bereiden, selich-
lick van hinnen tho scheden, eren Catechismus wol
leren und vaken thor Tafeln des Heren gan.

Dem krancken sall de Gelove und dat Vader
unse vSrgespraken werden, doch nicht one predige
des Gesettes, up dat he syne sünde fSle und erkenne.
Darup etli- |19v| ke TVostsprSke, als Johan. 3
[16-21]: Also hefft Godt de werlt gelevet, dat he sy-
nen, etc. Item de 25. Psalm [1-22]: Na dy, Her, ver-
langet mick, etc.
Wann he thom krancken ghan will, sall man ein
teken geven mit der klocken, dat men hSre, dat ei-
ner vorhanden sy, de in dodes nSden ligge, off vil-
licht we darby syn wolde und em helpen beden.

Van Begreffnisse

Wan einer vorstorven is, sal man lüden, wie man
plach, up dat de Bürgerschop hSre, dat we vorstor-
ven sy, frage und wete, we de sy. Up dem Predige-
stol sal der verstorvenen nicht gedacht werden, dat
nicht dorch düsse orsake wedder mit der thyt in ge-
bruck kome dat biddent vor de doden und eine kre-
merie, damit wedderüm in der kercken angerichtet,
de levendigen dadorch beschattet und bedrogen, den
doden averst gar nichts geholpen werde.
So eth begert wert, mach man by der begreffnis-
se einen Psalm oder Ledt singen |20r| (als: Midden

wy im leven42 oder: Mit fred und freud43 oder: Nu
latet uns dat lyff begraven44), nicht den doden tho
gude, den dat gar nicht batet, sundern den leven-
digen thor vermaninge und tho troste. So averst
etwa ein godloser mensche ane bote henstSrve, van
dem kan man sSlke gesenge mit warheit und mit
gudem geweten nicht singen, Denn de levet nicht,
noch de heft nicht gedragen Christus jock etc., wie
in den gesengen steit45.

Volgen de Psalmen, der man einen oder etlike, welcke man wil, vor der Messe singet

De i. Psalm:
Wol dem, de nicht wandert im rade der godlosen,
noch tret up den weg der sünder, noch sittet, da de
spStter sitten, Sunder hefft lust tho dem gesette des
Heren und redet van sinem gesette dag und nacht.
De is als ein bom, geplantet an den beken, de sine
frucht bringet tho syner thyt, Und syne bleder vor-
welcken nicht; und wat he maket, dat geret wol.

42 Luther: Mitten wir im Leben sind, AWA 4, Nr. 3.
43 Siehe oben, Anm. 29.
44 Luther: Nun lasst uns den Leib begraben, AWA 4,
Nr. 40.

120v | Averst so sint de Godtlosen nicht, sunder alse
kaff, dat de wint verstreuwet. Darumme bestan de
Godtlosen nicht ym Gerichte noch de Sünder in der
gemene der rechtferdigen. Wente de Here kennet
den weg der rechtferdigen, averst der Godtlosen weg
vorgeet. Ehr sy dem Vader, dem Son und dem hill-
gen Geiste, als gewesen is van anbeginn, nu und in
ewicheit, Amen.

45 Mt 11,29-30. Siehe unten, S. 555.

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