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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0044
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Einleitung in den Band

Osten die Inseln Alsen (Als), Ärö (iEro) und Fehmarn (Fermern) zum Bistum Odense zählten33. Der Bi-
schofssitz war zunächst Haithabu; nach dessen Zerstörung durch die Slawen wurde er dann aber auf das
nördliche Schleiufer verlegt. Ein Dom in Schleswig findet erstmals im Jahr 1134 Erwähnung34. Ab 1270
residierten die Schleswiger Bischöfe in Schwabstedt, um das sich der Besitz des Bistums konzentrierte35. Die
geistlichen Aufgaben nahm das Domkapitel wahr, das weiterhin seinen Sitz in der Stadt Schleswig hatte.
Neben dem Domkapitel in Schleswig gab es ein Kollegiatkapitel in Hadersleben, das erstmals 1273 Erwäh-
nung findet und im Spätmittelalter zu einem mächtigen politischen Gegenspieler des Domkapitels wur-
de36.
Die Christianisierung des Landes nördlich der Elbe ging einher mit dem Aufbau einer Pfarrorganisation.
Ausgehend von einigen wenigen Taufkirchen (Meldorf, Schenefeld, Heiligenstedten37) wurde das Netz der
Pfarreien mit dem weiteren Landesausbau immer dichter. In Altholstein und Stormarn bestand schon
Mitte des 12. eine weitgehend flächendeckende Pfarrorganisation; in Angeln und Schleswig entstand diese
in der zweiten Hälfte des 12. Jh.; am längsten dauerte ihr Aufbau wegen der späten Christianisierung der
slawischen Gebiete in Ostholstein und in Lauenburg38. Zu Beginn des 14. Jh. war die Pfarrorganisation in
Schleswig-Holstein aber weitgehend abgeschlossen39. Beim Kirchenbau gab es zunächst bedeutende Unter-
schiede zwischen den einzelnen Regionen: So dominierten im westlichen und nördlichen Schleswig Land-
kirchen aus behauenen Feldsteinquadern, in Ostschleswig waren es Kirchen aus Granit, in den Marschen
solche aus Backsteinen. Im Laufe des 13. Jh. setzte sich dann aber in den meisten Gebieten des Landes die
Backsteinarchitektur durch40.
Neben den Pfarreien kam den Klöstern und Stiften eine bedeutende Rolle beim Landesausbau zu41. Zu
den frühesten Gründungen gehörten die Chorherrenstifte Neumünster (Faldera) und Segeberg; beide Grün-
dungen waren eng verbunden mit der Slawenmission, die in den zwanziger Jahren des 12. Jh. vom Erz-
bistum Bremen aus neu begonnen wurde42. Als treibende Kraft hinter ihnen stand Vicelin43, der Schüler
Norberts von Xanten und spätere Bischof von Oldenburg i. H. Die Initiative zur Gründung des Stifts
Neumünster (um 1127) ging von Erzbischof Adalbero von Bremen aus. Erster Propst wurde Vicelin44. In
den dreißiger Jahren des 14. Jh. siedelte das Stift von Neumünster nach Bordesholm über, wo die Chor-
herren auf einer Insel im Bordesholmer See Kirche und Konventsgebäude erbauten (vgl. unten Had. Nr. 9a
und b). Das Chorherrenstift Segeberg verdankte seine Gründung dagegen einem Befehl Kaiser Lothars III.

33 Vgl. die Karte in Historischer Atlas Schleswig-Holstein,
S. 137; Gatz, Bistümer 1, S. 664; Hoffmann, Spätmit-
telalter und Reformation, S. 132-136; Meier, Schleswig-
Holstein im Hohen und Späten Mittelalter, S. 77.
34 Vgl. Meier, Schleswig-Holstein im Hohen und Späten
Mittelalter, S. 79-81; Paul Nawrocki, Der Schleswiger
Dom in romanischer Zeit, in: Beiträge zur Schleswiger
Stadtgeschichte 32 (1987), S. 66-104.
35 Vgl. Rasmussen, Dänische Könige, S. 86f.
36 Vgl. Historischer Atlas Schleswig-Holstein, S. 139;
Boockmann, Hamburg, Lübeck und Schleswig, S. 27-32
und 35-37; Hans Valdemar Gregersen, Det mid-
delalderlige Kollegiatkapitel i Haderslev og dets em-
bedsomräde, Barved syssels provsti, in: Sonderjyske är-
boger 1985, S. 15-34. Siehe auch die Einleitung zu Text
Nr. 3, S. 42.
37 Vgl. LThK3 9, Sp. 162.
38 Vgl. Meier, Schleswig-Holstein im Hohen und Späten
Mittelalter, S. 82; Gatz, Bistümer 1, S. 666; Hans Jo-
achim Kuhlmann, Besiedlung und Kirchspielorganisa-
tion der Landschaft Angeln im Mittelalter, Neumünster
1958 (= QFGSH 36); Wolfgang Weimar, Der Aufbau

der Pfarrorganisation im Bistum Lübeck während des
Mittelalters, in: ZGSHG 74/75 (1951), S. 95-243; Karl-
heinz Gaasch, Die Kirchspielorganisation im Bistum
Schleswig, in: 850 Jahre Dom zu Schleswig, S. 161—172;
Ders., Die mittelalterliche Pfarrorganisation in Dith-
marschen, Holstein und Stormarn, in: ZGSHG 76 (1952),
S. 39-81.
39 Vgl. die Karte der Kirchen und Kirchspiele in Histori-
scher Atlas Schleswig-Holstein, S. 137.
40 Vgl. Meier, Schleswig-Holstein im Hohen und Späten
Mittelalter, S. 87f.; Rauterberg, Kirchenbau des Mit-
telalters, S. 87-127.
41 Zu den Klöstern und Stiften s. die Karte in Historischer
Atlas Schleswig-Holstein, S. 136 und Hillebrand, Klo-
sterbuch, S. 22-24.
42 Vgl. B ünz, Kanonikerreform, S. 9; Freytag, Klöster als
Zentren, S. 147f. und 150.
43 Zu Vicelin)us) vgl. LThK3 10, Sp. 761; BBKL 12,
Sp. 1545-1547; Braunschweigisches Biographisches Lexi-
kon 8. bis 18. Jahrhundert, S. 718f.; Lammers, Hoch-
mittelalter, S.263-292.
44 Vgl. Bünz, Kanonikerreform, S. 13 und 19.

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