Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0139
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. Kirchenordnung 1542

nicht scholen aver yemandes Conscientien herschen,
so willen wy ock frömder sünde nicht deelhafftich
syn332. |N2v|
Wy weten wol, dat de leddichgang333, wollust unde
mer dan fleschlike fryheit unde sekerheit, welcker
men Gades denst nömet, van Gade doch nicht ange-
settet ys.
De averst ym Kloster bliven willen, so lange alse se
darynne sint, scholen se gehorsam syn erer aversten
edder Priorissen, nicht uthteen edder -varen, sonder
eerliken leven334, alletidt etwas tho donde hebben,
lesen, unsern hemmelischen Vader anropen ym na-
men Christi, Dat se hören Lectien uth der Schrifft,
uth dem Cathechismo unde Predigen, Desgeliken
ock leren de rechte art des gelovens yn Christum.

Wo averst de Priorissa edder Ebtissa en tholete tho
donde, wat en nicht ansteit, edder ock datsulve mit
handelen wörde, so schal se eres Amptes vorfallen
syn und ein ander, de beter ys, yn er stede gesettet
werden.
In einem Kloster schal vorordent werden ein geler-
der unde tüchtiger Prediger, de syne eerliken hus-
frouwen mit sampt synem eerliken gesinde hebbe,
De vor en lese, Predige etc. Demsulvigen behört
eine eerlike underholdinge und besoldinge335. Ock
mögen se singen unde dat Avendmal des Heren hol-
den, wo hyrna gesecht wert, ydt sy den, dat de Pre-
diger vor nütte anseen wörde, wat weinigers tho sin-
gende, lever yn düdescher dan yn latinscher
sprake336, dat se mögen dorch Gades wort underwi-
set werden, Dewile se vorstan, wat se singen unde
lesen.337 IN 3r|

Vam Bisschoppe unde Visitatien

Eyn Bisschoppe edder Prester schal, alse Paulus
secht I. Timotheoq III [1-7] unde Tito I [7-9], ein
gelerder man syn, yn der hilligen schrifft erfaren, de
geschicket sy tho Predigen unde de hilligen schrifft
tho lerende, also dat he den Ketteren, valschen le-
rern und Entechristischen wedder spreckeren de
mundt stoppen kan mit klarer hilliger Schrifft und
Gades worde. Dartho schal he syn ein eerlick, re-
delick, fram man, De ock eerliken mit synem wyve,
kindern und gesinde husholde, also dat he gude
tüchenisse hebbe syner lere unde Christliken hus-
holdendes van yedermanne. Wy weten ock wol, wo
Paulus de Bisschoppe, dat ys de Prester unde Par-
ners, tho Epheso hart vormanet, Actorum XX
[28-31].

q A: Thimotheo, B: Timotheo.

332 Vgl. lTim 5,22.
333 Müßiggang.
334 In der Ordinatio ecclesiastica, Bl. P 4v findet sich hier
die Ergänzung: cum viris non conversentur.
335 Vgl. Nr. 6, S. 79.
336 Ordinatio ecclesiastica, Bl. Q lr: Danicae potius quam
latine.

Dat ynkament unde güdere des Stifftes unde Capi-
tels (alse me ydt nömet) tho Slesewick338 ys dat
meiste deel darhen unde wechgekamen, Dat me
schwarlick dar kan uthrichten, wat me wol Christ-
lick van solcken güdern scholde. Doch moth umme
des willen solcke Christlike Ordeninge und wat tho
Gades Eeren und thor lüde Salicheit gehört, nicht
nabliven. Nodt findet Radt. |N 3v|
Darumme schal hyrnamals nen Bisschop edder Ca-
pittel mer macht hebben, de güder affhendig tho
makende339, sonder scholen vel lever de güder, so
noch vorhanden, betern, so vele sick mit güder hus-
holdinge und vorwesinge dorch de, welckeren ydt
bevalen wert, wil thodragen, unde allent, dar se

337 In der Ordinatio ecclesiastica von 1537 folgen Bestim-
mungen über Eid und Ordination des Superintendenten.
Das folgende der Schleswig-Holsteinischen Kirchenord-
nung hat in der Ordinatio ecclesiastica keine Entspre-
chung.
338 Vgl. dazu Reumann, Grund- und Gerichtsherrschaft,
passim.
339 Zu entfremden.

119
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften