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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0191
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Gern 1. Mandat gegen Täufer und Sakramentierer3
1. August 1555
Mandata an die Holsteinischen landschafft. Soll an denn kirchen türmen und
rothaus angeschlagen werden, die widderteuffer betreffenn
Actum Hellischenor1, den 1. Augusti anno etc. LVten

Wir, Cristian der drytt, von Gottes gnaden zu Den-
nemarcken, Norwegen, der Wenden und Gotten
konning, und wir, Johanns und Adolff, von densel-
ben gnaden erben zu Norwegen, hertzogen zu
Schleswig, Holstein, Stormarn und der Dittmar-
schen, graven zu Oldenburg und Delmen- 1313r |
hörst, gebrudere, entbitten allen und iden unßer fur-
stenthumb Schleswig, Holstein, geistlichen und
weltlichen underthanen, prelaten, probsten, auch
denen von der ritterschaft und adell, rethenn, ampt-
leuten, Vögten, burgemeistern, pastorn und gemei-
nen in6 stetten und dorffern, wie die heisen und na-
men haben mugen, unser gnad und alles gutes
zu vorn.
Erwirdige, wirdige, ernveste, erbare und ersamen
lieben andechtigen reth und getrewen. Wir kommen
in glaubwirdige erfarunge, haben des auch gnugsam
anzeige1 2, das unangesehen unser, konning Cristians,

a Textvorlage (Handschrift): RA Kopenhagen, Sonder jys-
ke Fyrstearkiver, Hans den TEldre, Lukkede breve 3 /
1555, Bl. 312v-314v. Abdruck: Andersen, De Hans-
borgske Registranter 1, Nr. 15, S. 33-37.
bJ; Erg. über der Zeile.
c Hs.: vordeblicher.

1 Helsingör (Helsingor).
2 Vgl. den bei Dollinger, Geschichte der Mennoniten,
S. 3 f. angeführten Bericht des königlichen Rates Bert-
ram von Ahlefeldt von 1554 über das rapide Anwachsen
sektiererischer Gruppen (valsche rotten) in den Herzog-
tümern.

hievorig offen vorbott, so ungefehr etwas mehr als
vorm jhare ausgangen3, sich die vordamlich und
schedlich secten der widderteuffer und sacramenta-
rier in unsern furstenthumben erregen und mehren
sollen, also das dasselbe vordampte volck, so in an-
dern ortten nicht gelittenn, von euch, sonderlich de-
nen vom adell4, ausgenommen5, umb eigenes genie-
ßes willen gehaust, gehegt und geherbriget wird,
darunter dan allerley hannttwercker sein, als tep-
pichmacher, goltschmide, leinweber und dergleichen
mehr andere, auch ansehentlich leutt6, welchs uns
dan nicht wennig zu gemuet gehet, solten uns dessen
auch zu euch als gehorsamen underthanen und chri-
stenn nicht vorsehen haben. Ob wir nun woll sonst
solche nützliche hanndwercksleutt dulden mochten,
so zweiveln |313v| wir doch nicht, ir habt euch woll
zu erynnern, was auffruhr, auch grosser unerhörten
und vorderblicher0 beschwerdenn, krieg und blut-
vorgiessen solche schendlich und vordam-

3 Das Mandat Christians III. vom 11. November 1553
(Kön Nr. 4).
4 In dem Bericht Ahlefeldts (s. Anm. 2) war Paul Ritze-
row erwähnt worden, der auf seinem Gut Hasselberg und
in dem ihm gehörenden Dorf Altenkrempe zahlreiche
Sektierer aufgenommen hatte. Auch der kaiserliche Feld-
hauptmann Bartholomäus von Ahlefeldt gewährte in
dem zu seinem Gut Fresenburg gehörenden Ort Wüsten-
feld seit 1543 Dissidenten Aufnahme. Im Sommer 1554
hatte auch Menno Simons dort Zuflucht gefunden. Vgl.
die Einleitung oben S. 165.
5 Von der Anklage befreit, s. FWb 2, Sp. 1199.
6 Die hier genannten Berufe erscheinen in dem Bericht
Ahlefeldts (s. Anm. 2).

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