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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0293
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Kön 4. Anweisung wegen der Täufer 1553

Kön 4. Anweisung für die Pfarrer des Herzogtums Holstein wegen
der Täufer und anderer Sektierer3
16. November 1553
An alle pastorn des furstenthumbs Holsteyn in königlicher] mayestat steden,
wydderteuffer und andre mehr schwyrmer belangen
Actum Coldingen, den XVI.ten Novembris anno etc. LIII.ten

1346v | Christian etc. Wirdiger, lieber andechtiger
und getrewer. Nachdeme durch Göttis gnade unn-
sere reich unnd furstenthume mitt der reinen und
heylsamen lehr gotlichs worts unnd dess heylligenn
evangelii von unnserm lieben herrn unnd heylandt
Jhesu Christo versehenn unnd solche lehr, Got lob,
lautter unnd dar gepredigtt unnd getrieben wirdt,
so befynnden wir doch, ist auch leyder mehr als zu-
vil am tage, das in den umbligenden unnd anndern
mehr lannden viel rotten, secten, falsche opiniones
von dem heiligenn artickell unnser rechtferttigung,
deßgleichen widertauffer, sacramentirer unnd ann-
der sich erregenn, wadurch viel fromer, gotfurchti-
ger Christen irre gemachtt unnd zum theill von rech-
ter warheitt abgefurt werdenn, über das, das auch
durch solche Schwärmer allerley unlust1 inn der kir-
chen unnd welttlichem regiment angerichtt, als
uffrur, mordt unnd annder geistlich und zeittlich
beschwer, wie vor wenig jaren inn etzlichen lannden
leyder wol erfarn unnd gesehenn wordenn.
Unnd obwol solche gesellenn sich nit gern offenttlich
dargebenn2, so stecken sie sich doch gern heimlich
untter. Unnd syndt der grosser theill handtwercks
leutt3 unnd sonnst annder lose personen, damitt sie
so von einem land zum anndern ziehenn unnd mitt
dem scheinn, daß sie handwercker syndt, sich nid-
derlassen unnd einschleychen, biß sie mitt irer vor-
furischen, verdampten, falschen lehre andere ver-

a Textvorlage (Handschrift): RA Kopenhagen, TKIA, In-
ländische Registratur A 18.5, Kopibog 1552-1553, Bl.
346r-347v.

1 Hier: Unheil, Unrecht, Schaden, s. Grimm, DWb 24,
Sp. 1149 f.

gifftett unnd ein hauff werdenn, wie 1347r | dann der
geyster artt ist4. Alßdann sie ire boßheitt ann tag
gebenn.
Weiß wyr dann aus obrigkeitt- unnd christlichem
eyffer schuldig sein, sovil unns Gott gnade verlie-
hen, fursehung zuthun, das rechte, reine lehre er-
halttenn unnd der falschen unnd verkeretten gewe-
rett werde, unnd wyr fursorge tragen, das solche
gesellenn nichtt ettwa inn unnser ambte, stedte,
dörffer unnd gebithe einreyssen, so ist an euch unn-
ser gnedigst begern unnd bevehll, ir wollett mit
vleyssiger Visitation unnd uffsehenn inn euer bevol-
hen kyrchen solcher schedlichen leutt achtt habenn,
sonnderlich aber deß außlenndischen unnd die so
unbekant sein unnd ankommenn, unnd högstes
vleisses dafür sein, wo die ettwa antroffen unnd sich
inn euer oder annderer dienst begeben hetten oder
wolitten oder inn unsern stedten oder uff dem lann-
de nidderzusetzen begertten, das sie vor allen dingen
umb iren glauben, lehr, leben unnd wandeil, wannen
sie kommenn, woher unnd was gelegenheitt sie su-
chenn, verhörtt unnd examinirt werdenn mugen.
Wurden dann solche in irer bekanttnuß unrichtig
befunden, die werdett ir bey unnserm ambtman,
burgermeyster unnd rath, der ortt ir seiet, angeben
und befurdernn, das sie nichtt geduldett noch geli-
den, sondern vorweyssett werden mugen. Wir haben

2 Sich zu erkennen geben, s. FWb 5.1, Sp. 193.
3 Vgl. dazu auch das unter Gern. Nr. 1 abgedruckte Man-
dat vom 1. August 1555 (darunter dam allerley hannt-
wercker sein) mit seiner Aufzählung der Berufe der Sek-
tierer.
4 Vgl. Mt 12,45; Lk 11,26.

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