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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0440
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Die Ordnungen des Gottorfer Anteils

Got 18. Verfügung gegen die Anhänger des David Joris
und andere Täufer in der Landschaft Eiderstedta
10. November 1608
Mandat umb abschaffungh der Davidjoristen und Wiederteuffer in Eyderstete

Anno 1608

Von Gottes gnaden, wir, Johann Adolff etc., empie-
ten den ehrbarn, ehrsamen, unserm staller1, rheten,
lehensleuten und allen anderen eingeseßenen unser
lande Eyderstedte, Everschop und Utholm unsere
gnad und fugen euch hiemit zuwißen, waß maßen
wir aus einkomner relation unser verordenten com-
missarien, welche jüngsthin zu Schießwig dem ge-
haltenen examini und nachfrage beygewhonet2, und
sonsten in vielemb verstanden, daß leider allerhandt
irrige und verfhurische lehren, dem gütlichen worte
zuwieder, und vorab die abschewliche und hochver-
damliche secten der David Joristen3 und Wieder-
teuffer, bey euch einreißen sollen, dieser gestaldt,
das sie auch nunmehr keine schew tragen, solche
ihre lehre öffentlich zu vertheydigen, durch dispu-

a Textvorlage (Handschrift): LA Schleswig, Abt. 7,
Nr. 3965, S. 57-60 (Bemerkung am Ende von and.
Hand: Ist nicht volnzogen). Abdruck: Voss, Etwas von
den Stallern, S. 163-165; Hansen, Wiedertäufer in Ei-
derstedt, S. 227 f.
b Gestr.: wege vorhin.

1 Vor der Vereinigung zur Landschaft Eiderstedt hatte es
zwei Staller gegeben: einen für Eiderstedt und einen für
Everschop und Utholm. Nach 1462 gab es dann nur
noch einen Staller, der seinen Sitz zunächst in Tönning,
später dann in Garding hatte. Bis 1594 hatte der fürst-
liche Rat Caspar Hoyer das Amt des Stallers für die
Landschaft Eiderstedt inne; ihm folgte sein Sohn Her-
mann (t 1622) im Amt nach. Vgl. Feddersen, Be-
schreibung der Landschaft Eiderstedt, S. 46-48 und 52;
Johannes Jasper, Kaspar Hoyer - Eiderstedts größ-
ter Staller. Ein Bild seines Lebens und Wirkens, Garding
1924, ND Nordstrand 2012.
2 Auf dem Rathaus in Schleswig hatte vom 13. bis 15. Sep-
tember in Gegenwart herzoglicher Kommissare ein Ge-
spräch zwischen dem Generalpropst Jakob Fabricius und

tation zubeheupten, andere auf ihre meinungh zu-
bringen und also, soviell an ihnen, die rheine evan-
gelische warheit zuverfinstern und den gerhulichen
standt dieser kirchen durch den gifft ihrer grewli-
chen irthümer zuverkehren und zubetruben, wor-
durch dan nit allein der zorn Gottes erreiget und
hochschetliche ergernuße eingefhuret, sondern un-
sere getrewe underthanen in weith aussehende4 Un-
ruhe und ungelegenheit leichtsamb gefhuret werden
kontten.
Wan wir uns aber zu erinern, daß Gott, der allmech-
tige, uns unsern furstenthumben und landen sonder-
lich darumb furgesetzett, das wir sein heiliges und
allein seligmachendes wortt als das högste

dem Propst Georg Crusius und zwei Eiderstedter Pfar-
rern auf der einen und Vertretern der Täufer unter der
Führung von Johann Clausen Coodt auf der anderen Sei-
te stattgefunden. Zu diesem Gespräch vgl. die Einlei-
tung, S. 322 sowie Hansen, Wiedertäufer in Eiderstedt,
S. 214-226.
3 Zu der von David Joris bzw. Joriszoon (* 1501/02 in
Brügge, 1 1556 in Basel) ausgehenden Bewegung der Da-
vid-Joristen bzw. Daviditen, die Ende des 16. bzw. An-
fang des 17. Jh. vor allem noch in Overijssel und in
Schleswig-Holstein zu finden war, vgl. BBKL, 3,
Sp. 654-656; TRE 17, S. 238-242 und 32, S. 610 f.;
MennLex 5. Im Unterschied zu den Mennoniten mit ih-
rer separatistischen Ekklesiologie waren die David-Jori-
sten bereit, sich den gottesdienstlichen Gebräuchen der
etablierten Kirchen anzupassen. Vgl. auch die in der Ein-
gabe (s. Anm. 11) getroffene Unterscheidung: etliche, so
man Widertauffer nennet, under sich mit sonderlichen ab-
getheilten namen gespalten, als Mennoniten und Davitisten
oder andere spranten.
4 Unübersehbare, s. Grimm, DWb 28, Sp. 1269.

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