Die Ordnungen des Gottorfer Anteils
oder einhelligen Form des allgemeinen ungezweiffel-
ten Christlichen Glaubens gemesser sey, besondern
zu beyderley meinung Christliche Evangelische
Könige, Chur- und Fürsten, auch andere Stende und
Städte der Christenheit, welche zwar mehrern theils
Gliedmassen des heiligen Römischen] Reichs unnd
in dem Religionsfrieden mitbegriffen seind10, sich
öffentlich respective bekandt und noch bekennen),
ohne jenige ungestümigkeit und ungebürlich schme-
hen, schelten und verdammen mit sanfftmuth in der
Christlichen Gemeine gelehret, erkleret und außge-
leget werden solten.
Ob wir uns nun wol versehen, es solte ein jeder,
demselben also ferner in schuldigem gehorsam und
zur Christlichen gebür nachzusetzen, sich eyffrig ha-
ben angelegen sein lassen, So gelangen wir jedoch
gleich zu anfange und eintrit unserer Regierung in
glaubwürdige erfahrung, wie fast verächt- unnd für-
setzlich solch wolgemeintes und dem Worte Gottes
allerdings gleichförmiges Gebot numehr von vielen
uberfahren11 werde, in deme abermahl etliche zan-
ckische Pastorn und Kirchendienere hin und wieder
sich gelüsten lassen, auß Privat affecten und unzei-
tigem eyffer, ohne erkantnus, mehr auff die Perso-
nals und in die Schulen gehörige spitzfindige und
dem gemeinen Mann unbegreifliche anstössige Dis-
putationes als auff das schlechte12 und in sich rich-
tige15 Wort Gottes, in den unstreitigen Articuln un-
sere Christlichen Glaubens Summarie einfeltig und
deutlich gnug verfasset, zugehen und sich allerhand
unzimblichen und unerbawlichen schmehens, schel-
tens, verfluchens und verdammens zu befleissigen,
unnd damit die Zeit und Predigen nicht ohne grosse
ergernusse, Verwirrung und Verdruß der Zuhörer
hinzubringen, wodurch nicht allein Gottes Ehre, sei-
ne reine Lehre und rechte Erkandtnus nicht beför-
dert, sondern vielmehr die Gemüther der gliedmas-
sen Christi zertrennet13 und Verbitterung unter
ihnen gestifftet wirdt.
b Druck: richtiges.
10 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede von 1555
(Abdruck des Reichstagsabschieds in RTA, JR 20,4,
Nr. 390, S. 3102-3158).
Welchem hochergerlichem unwesen aber wir weniger
nicht als unsere vorhöchst- und hochgedachte, in
Gott ruhende löbliche Herrn Vater, Vettere und Vor-
fahren auß befehlig unnd erinnerung Göttliches
Worts, krafft tragenden Landesfürstlichen Obrig-
keit-Ampts, gebürlich fürzukommen uns schuldig
erkennen:
Demnach befehlen und gebieten wir allen und jeden
Pastorn und Kirchendienern unserer Fürstenthum-
be Schleßwig, Holstein etc. hiemit, bey Verlust ihres
Dienstes und, nach gelegenheit der uberfahrung
oder verwirckung, ferner unser Ungnad und wilkür-
licher Straffe, gantz ernstlich und wollen, daß sie
sich hinfüro alles unzeitigen und ungebürlichen
schmehens, scheltens, ja unchristlichen verfluchens
und verdammens gentzlich enthalten, die auff die
Cantzel nicht gehörige unerbawliche Schulfragen
bey seit setzen, das Wort Gottes lauter und rein auß
den Prophetischen und Apostolischen Schrifften
ohne alle verfelschung und menschliche verführische
anhenge und Opinionen der Gemeinde Gottes ge-
trewlich, als sie es gedencken, für Gott zu verant-
worten, lehren, predigen und fürtragen, ihre Zuhö-
rer ohne unnötige Verbitterung und Stachelworte
zur ehre, furcht und liebe Gottes und des Negsten
anweisen und vermahnen, für ihre Person selbst ih-
rer anbefohlenen Herd14 mit Gottesfurcht, guten
Exempeln unnd heiligem unstrafflichen leben und
wandel (vorab in abstellung alles fressens, sauffens
und geitzes, welche Lästere, wie auch andere mehr
itziger zeit von den Kirchendienern getrieben wer-
den und aber ihnen vielweniger als andern geziemen
oder wol anstehen) für leuchten und das jenige thun
und verrichten, was ihnen vermöge Gottes Worts
und ihres Beruffs eigenet und gebühret.
Gleich wie wir nun gnedig gewillet, dieß umb die
gehorsamen sambt und sonders mit Landesfürstli-
chen gnaden zuerkennen, als werden hingegen die
11 Mißachtet.
12 Einfache.
13 Vgl. IKor 12,25.
14 Vgl. Apg 20,28 und IPetr 5,2.
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oder einhelligen Form des allgemeinen ungezweiffel-
ten Christlichen Glaubens gemesser sey, besondern
zu beyderley meinung Christliche Evangelische
Könige, Chur- und Fürsten, auch andere Stende und
Städte der Christenheit, welche zwar mehrern theils
Gliedmassen des heiligen Römischen] Reichs unnd
in dem Religionsfrieden mitbegriffen seind10, sich
öffentlich respective bekandt und noch bekennen),
ohne jenige ungestümigkeit und ungebürlich schme-
hen, schelten und verdammen mit sanfftmuth in der
Christlichen Gemeine gelehret, erkleret und außge-
leget werden solten.
Ob wir uns nun wol versehen, es solte ein jeder,
demselben also ferner in schuldigem gehorsam und
zur Christlichen gebür nachzusetzen, sich eyffrig ha-
ben angelegen sein lassen, So gelangen wir jedoch
gleich zu anfange und eintrit unserer Regierung in
glaubwürdige erfahrung, wie fast verächt- unnd für-
setzlich solch wolgemeintes und dem Worte Gottes
allerdings gleichförmiges Gebot numehr von vielen
uberfahren11 werde, in deme abermahl etliche zan-
ckische Pastorn und Kirchendienere hin und wieder
sich gelüsten lassen, auß Privat affecten und unzei-
tigem eyffer, ohne erkantnus, mehr auff die Perso-
nals und in die Schulen gehörige spitzfindige und
dem gemeinen Mann unbegreifliche anstössige Dis-
putationes als auff das schlechte12 und in sich rich-
tige15 Wort Gottes, in den unstreitigen Articuln un-
sere Christlichen Glaubens Summarie einfeltig und
deutlich gnug verfasset, zugehen und sich allerhand
unzimblichen und unerbawlichen schmehens, schel-
tens, verfluchens und verdammens zu befleissigen,
unnd damit die Zeit und Predigen nicht ohne grosse
ergernusse, Verwirrung und Verdruß der Zuhörer
hinzubringen, wodurch nicht allein Gottes Ehre, sei-
ne reine Lehre und rechte Erkandtnus nicht beför-
dert, sondern vielmehr die Gemüther der gliedmas-
sen Christi zertrennet13 und Verbitterung unter
ihnen gestifftet wirdt.
b Druck: richtiges.
10 Gemeint ist der Augsburger Religionsfriede von 1555
(Abdruck des Reichstagsabschieds in RTA, JR 20,4,
Nr. 390, S. 3102-3158).
Welchem hochergerlichem unwesen aber wir weniger
nicht als unsere vorhöchst- und hochgedachte, in
Gott ruhende löbliche Herrn Vater, Vettere und Vor-
fahren auß befehlig unnd erinnerung Göttliches
Worts, krafft tragenden Landesfürstlichen Obrig-
keit-Ampts, gebürlich fürzukommen uns schuldig
erkennen:
Demnach befehlen und gebieten wir allen und jeden
Pastorn und Kirchendienern unserer Fürstenthum-
be Schleßwig, Holstein etc. hiemit, bey Verlust ihres
Dienstes und, nach gelegenheit der uberfahrung
oder verwirckung, ferner unser Ungnad und wilkür-
licher Straffe, gantz ernstlich und wollen, daß sie
sich hinfüro alles unzeitigen und ungebürlichen
schmehens, scheltens, ja unchristlichen verfluchens
und verdammens gentzlich enthalten, die auff die
Cantzel nicht gehörige unerbawliche Schulfragen
bey seit setzen, das Wort Gottes lauter und rein auß
den Prophetischen und Apostolischen Schrifften
ohne alle verfelschung und menschliche verführische
anhenge und Opinionen der Gemeinde Gottes ge-
trewlich, als sie es gedencken, für Gott zu verant-
worten, lehren, predigen und fürtragen, ihre Zuhö-
rer ohne unnötige Verbitterung und Stachelworte
zur ehre, furcht und liebe Gottes und des Negsten
anweisen und vermahnen, für ihre Person selbst ih-
rer anbefohlenen Herd14 mit Gottesfurcht, guten
Exempeln unnd heiligem unstrafflichen leben und
wandel (vorab in abstellung alles fressens, sauffens
und geitzes, welche Lästere, wie auch andere mehr
itziger zeit von den Kirchendienern getrieben wer-
den und aber ihnen vielweniger als andern geziemen
oder wol anstehen) für leuchten und das jenige thun
und verrichten, was ihnen vermöge Gottes Worts
und ihres Beruffs eigenet und gebühret.
Gleich wie wir nun gnedig gewillet, dieß umb die
gehorsamen sambt und sonders mit Landesfürstli-
chen gnaden zuerkennen, als werden hingegen die
11 Mißachtet.
12 Einfache.
13 Vgl. IKor 12,25.
14 Vgl. Apg 20,28 und IPetr 5,2.
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